Digitalradio

Radio-Verkäufe: Mehrheit ist "DAB+-Verweigerer"

Obwohl laut gesetz­lichen Vorgaben die meisten Radio­modelle mit dem Digi­tal­radio DAB+ ausge­stattet sein müssen, greift die Mehr­heit der Deut­schen bei Neukäufen immer noch zu Empfän­gern ohne das terres­tri­sche Digi­tal­radio. Das belegen neue Zahlen der GfK.
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Seit Ende 2020 müssen die meisten Radio­modelle im Handel mit dem Digi­tal­radio DAB+ ausge­stattet sein. Radios, die den Sender­namen im Display anzeigen können (RDS-Funk­tion) müssen neben analogem UKW-Empfang auch das Digi­tal­radio DAB+ an Bord haben.

Konse­quenz: Die breite Mehr­heit der Modelle im Handel hat auch einen DAB+-Tuner einge­baut. Umso erstaun­licher ist, dass die meisten Deut­schen bei Radio-Neukäufen zu den nur noch wenigen Modellen greifen, die entweder nur analogen UKW-Radio­emp­fang oder Inter­net­radio, aber kein DAB+ an Bord haben.

42 Prozent der verkauften Radios 2022 haben DAB+

Die Deutschen kaufen immer noch viele reine UKW-Radios Die Deutschen kaufen immer noch viele reine UKW-Radios
Bild: dpa
Im vergan­genen Jahr waren laut GfK 42 Prozent aller verkauften Radio­geräte mit einem DAB+ Empfänger ausge­stattet. Heißt im Umkehr­schluss: Immer noch 58 Prozent der verkauften Geräte besitzen keinen DAB+-Tuner. Immerhin: Trotz rück­läu­figer Gesamt­markt­lage stieg der Anteil von DAB+-Geräten im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent. Geräte mit DAB+-Empfang ohne zusätz­liche Inter­net­radio-Funk­tion stellten in 2022 ein Drittel des Gesamt­radio­markts dar.

Aktu­elle Zahlen aus dem HEMIX (Home Elec­tro­nics Market Index) belegen für 2022 ein Gesamt-Niveau von rund zwei Millionen verkauften DAB+-Geräten. Daraus resul­tieren dann natur­gemäß auch wieder höhere Reich­weiten bei Radio­pro­grammen, die nur digital über DAB+ verbreitet werden.

Geiz scheinbar besser als Programm­viel­falt

Doch warum greifen immer noch so viele Deut­sche zu Modellen ohne DAB+, obwohl das Digi­tal­radio offen­sicht­liche Vorteile wie weit mehr Programm­viel­falt und oft auch einen besseren Empfang bietet? Offenbar gilt immer noch der alte Werbe­spruch "Geiz ist geil". Radios gelten zumeist als bloße Hinter­grund­beschal­lung, und solange der seit Jahr­zehnten gehörte Radio­sender noch auf UKW verfügbar ist, greifen viele dann doch immer noch lieber zu einem 9 Euro-Radio­wecker ohne statt zu einem 49 Euro-Modell mit DAB+-Empfang.

Während in Deutsch­land solche reinen UKW-Billig­radios weiter verkauft werden dürfen, wurde der Absatz in anderen Ländern wie Belgien komplett gestoppt - hier gibt es nur noch Radios mit Digi­tal­emp­fang im Handel.

Trend geht dennoch zu digi­talen Vari­anten

Bei den Empfangs­arten geht der Trend dennoch eindeutig zu den digi­talen Vari­anten, wie die "Audio Trends 2022" der Medi­enan­stalten ausweisen: Die Netto-Digi­tali­sie­rungs­quote Radio steigt auf über 68 Prozent, das heißt mehr als zwei Drittel der Personen ab 14 Jahren in Deutsch­land haben Zugang zu einer digi­talen Radio­emp­fangs­mög­lich­keit oder nutzen Webradio.

Bei den unter 50-Jährigen liegt die Quote bei über 75 Prozent, die 14- bis 19-Jährigen errei­chen ein Radio-Digital-Netto von 84 Prozent. Zumeist wird in dieser Alters­gruppe das Smart­phone zum digi­talen Radio­hören genutzt. Über alle Alters­gruppen hinweg ist die Netto-Digi­tali­sie­rungs­quote in den letzten fünf Jahren um mehr als 15 Prozent­punkte gestiegen.

In einer weiteren News erklären wir, warum der fast 100 Jahre alte UKW-Empfang sich immer noch gegen die Digi­tali­sie­rung behaupten kann.

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