entanonymisiert

Editorial: Datenschutz versus Mitmachdruck

Soziale Netzwerke und die Privatsphäre
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Soziale Netzwerke sind ins Visier der Datenschützer geraten: Egal, ob Facebook seine Datenschutz-Klauseln umstellt oder Google einen neuen Dienst wie Buzz startet: Nie sind die mahnenden Kommentare der Datenschützer weit, dass die sozialen Netzwerke die Daten der Nutzer auf unangemessene Weise verwenden würden.

Betrachtet man das Geschäftsmodell von Twitter, Facebook, Xing & Co., verwundert das wenig: Soziale Netzwerke leben vom Austausch von Informationen, nicht von deren Geheimhaltung. Und so fielen sie bei der Datenschutzprüfung der Stiftung Warentest gleich reihenweise durch.

Warum machen dann dennoch so viele User bei den VZ-Sites und Co. mit? Nun, vielen ist sicher nicht bewusst, welche Nachteile es hat, wenn quasi jeder alles über sie herausfinden kann. Andere reizt sicher die Möglichkeit, mit tausenden virtueller Freunde oder Followers quasi über Nacht zum virtuellen Star zu werden. Nicht umsonst sind es schillernde Persönlichkeiten wie Britney Spears, die die Hitlisten anführen.

Schließlich ist es aber vor allem der soziale Druck, der User zu Facebook, Xing & Co. treibt: Freunde, Arbeitskollegen oder Geschäftspartner sind auch schon da, und man möchte nichts verpassen.

Rückkehr ins globale Dorf

Zu Zeiten der Erfindung des Web 1.0, als das Internet gerade dabei war, sich als neues Medium zu etablieren, wurde es oft auch als "globales Dorf" bezeichnet: Jeder kannte irgendwie jeden; über weltweite Newsgroups gab es zu vielen IT- aber auch sozialen Themen eine gemeinsame Diskussion und Meinungsfindung.

Doch dann vernichtete das schnelle Wachstum das traute Gefühl. Neue Websites schossen schneller aus dem Boden, als die Suchmaschinen der ersten Stunden wie Yahoo und Altavista sie indizieren konnten. Und selbst wenn sie im Index waren, gelang es den Suchalgorithmen nicht, relevante von belanglosen Inhalten zu trennen. Der entscheidene Suchtreffer war dann schon mal auf Seite 15 versteckt.

Noch vor der E-Mail vermüllten Spammer die Newsgroups. Dafür wurde in immer mehr Foren immer fachspezifischer diskutiert. Das globale Dorf zerfiel wieder in viele Dörfer. Statt geographischer trennten nun thematische und kulturelle Grenzen die User voneinander.

Mit steigender Leistungsfähigkeit der Server und zugleich abnehmendem Ansturm an Neunutzern gewinnen nun globale Portale und Dienste wieder die Oberhand. Das Internet kehrt ins globale Dorf zurück. Und Twitter & Co. sind dessen "Tratschtanten", die für die Weiterverbreitung von Nachrichten sorgen. Auch, wenn man das nicht gut findet, wird man nicht umhin können, sich mit ihnen anzufreunden.

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