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Bahn stellt Handyticket-System Touch & Travel ein

Das Ende von Touch & Travel scheint beschlossen: Ende des Jahres soll die Bahn das Handyticket-System wohl einstellen. Als Hintergrund-System könnte es jedoch erhalten bleiben.
Von Thorsten Neuhetzki

Bei Touch&Travel geht es dem Ende entgegen Bei Touch&Travel geht es dem Ende entgegen
Foto: dpa
Die Deutsche Bahn will ihr Handyticket-System Touch&Travel als Endkunden-Produkt zum Ende des Jahres einstellen. Das berichtet golem.de unter Berufung auf einen Artikel von nahverkehrhamburg.de und eigene Quellen. Das System selbst soll als Hintergrund-System weiterlaufen, sich jedoch nicht mehr an Endkunden richten, heißt es in dem Artikel. Der Grund für die Einstellung ist die geringe Nutzerschaft.

Nur 100 000 Kunden habe die Bahn dazu bewegen können, sich für Touch & Travel anzumelden. Dabei bietet das System die Möglichkeit, sich innerhalb der teilnehmenden Regionen ohne jegliche Kenntnis des Tarifsystems mit der Bahn und dem ÖPNV bewegen, ohne vorher einen Fahrschein zu lösen. Der Nutzer buchte sich lediglich bei Fahrtbeginn ein und am Ziel wieder aus und das System ermittelte die Fahrtkosten.

System als Basis für lokale Handyticket-Angebote

Bei Touch&Travel geht es dem Ende entgegen Bei Touch&Travel geht es dem Ende entgegen
Foto: dpa
Den Berichten zufolge soll Touch&Travel die im Hintergrund laufende Check-In/Check-Out-Funktionalität als Angebot an Verkehrsverbünden zur Integration in deren Apps anbieten. So müssten diese keine eigene Technik entwickeln und aufbauen.

Auch Kombinationen eines manuellen Check-Ins durch den Nutzer und ein automatisches Ausbuchen durch Beacons - kleine NFC-Sender - bei Verlassen des Verkehrsmittels. Hier könnte sich allerdings ein Problem ergeben, wenn der Nutzer einen Bus nur verlässt, um umzusteigen. In Hamburg rechnet man damit, dass es bis zu fünf Jahre dauern könnte, bis ein solches System umgesetzt ist. Der Hamburger ÖPNV ist derzeit auch nicht bei Touch & Travel nutzbar.

System war nicht ausgereift

So gut das Touch-&-Travel-System zunächst klingt, so sehr krankt das System auch in einigen Punkten. Leider wurden nie einst versprochene Features wie die Zusammenfassung aller Fahrten eines Monats zur günstigsten Tarifart - etwa einer Monatskarte - vorgenommen. Lediglich bei vielen Fahrten an einem Tag entschied das System in einigen Verkehrsverbünden am Ende des Tages, eine Tageskarte statt Einzelfahrten zu buchen.

Weiteres Problem: Der Nutzer brauchte zwar keine Tarifkenntnis, musste jedoch wissen, ob er die Fahrt überhaupt mit Touch & Travel antreten durfte. So ist der VBB, der Verkehrsverbund für Berlin und Brandenburg, zwar dabei und der Nutzer kann mit dem Regionalexpress von Berlin nach Brandenburg an der Havel mit dem Handy-System fahren. Wer aber weiter bis nach Magdeburg fährt, kann sich nicht ausbuchen, da die Fahrt im Regionalverkehr über Tarifgrenzen hinweg nicht unterstützt wird. Hätte die gleiche Fahrt im Intercity und somit im Fernverkehr stattgefunden, wäre eine Fahrt von Berlin nach Magdeburg kein Problem. Viele nicht so versierte Nutzer, die das System eigentlich adressiert hatte, dürfte das abgeschreckt haben.

Als Alternative zu Touch & Travel im Nahverkehr gibt es schon seit vielen Jahren das mobile Ticketsystem HandyTicket, in dem viele Verkehrsverbünde beteiligt sind. Die Deutsche Bahn bietet über den DB Navigator für Verbindungen außerhalb der Verkehrsverbünde ebenfalls eigene Tickets per Handy an.

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