teltarif hilft: o2-Rechnung über 7000 Euro wegen Corona
Abrechnungsprobleme und fehlende Kommunikation bei Kunde mit o2o
Bild: o2
Die Corona-Krise und der Lockdown haben auch in der Mobilfunk-Landschaft Spuren hinterlassen. teltarif.de berichtete beispielsweise darüber, dass Kunden von o2 und anderen Telefónica-Marken vorübergehend mit bis zu 384 kBit/s weitersurfen konnten, wenn das Inklusiv-Volumen aufgebraucht war. Nach einer Verlängerung endete diese Möglichkeit Ende Mai.
So begrüßenswert derartige Aktionen sind: In den technischen Systemen der Provider kann es aufgrund der Fülle an Tarifen und Tarifmodellen immer wieder einmal vorkommen, dass derartige Aktionen nicht richtig umgesetzt werden - oder dass schlicht Tarife vergessen werden. Bei einem o2-Kunden führte dies zu einer hohen Rechnung - teltarif.de musste helfen.
o2-Kunde erschrickt: Daten-Rechnung über 7858,25 Euro
Abrechnungsprobleme und fehlende Kommunikation bei Kunde mit o2o
Bild: o2
Anfang August schrieb uns ein o2-Kunde:
Ich komme jetzt auf Sie zurück, weil ich wieder ein Thema habe, wo ich denke, dass ich im Recht bin, aber das Unternehmen o2 Germany das anders sieht. Ich bin erst frisch aus dem Urlaub zurück und habe in meinem Briefkasten ein Schreiben von der Inkasso-Firma der o2 Germany vorgefunden. Sie verlangen von mir 202,14 Euro.Im Folgenden führt der teltarif.de-Leser aus, wie das Problem entstanden ist: Der Kunde hat noch eine SIM-Karte mit o2o-Tarif ohne Grundgebühr, der Vertrag war 2009 abgeschlossen worden. Die SIM wurde aber nur für ankommende Anrufe genutzt, weil viele alte Freunde diese Nummer noch hatten.
Irgendwann 2019 hatte der Kunde auf der Webseite im Login-Bereich von o2 gesehen, dass für diese SIM ohne Aufpreis ein monatliches Datenvolumen von 250 MB zur Verfügung gestellt worden war. Das hat der Kunde dann auch benutzt. Bis März dieses Jahres hatte der Kunde die SIM-Karte als zweite SIM im Smartphone in Gebrauch. Immer wenn die 250 MB Datenvolumen verbraucht waren, kam eine SMS mit der Info, dass das Datenvolumen aufgebraucht ist. Dann hat der Kunde die Internet-Verbindung gekappt.
Laut den Informationen von o2 sollte die Geschwindigkeit nach Verbrauch der 250 MB eigentlich auf 2 kBit/s gedrosselt werden. Dann kam der Corona-Lockdown mit der oben beschriebenen 384-kBit/s-Aktion. Doch diese Aktion wurde bei dem Tarif des Kunden technisch wohl nicht korrekt umgesetzt - er berichtet uns:
Und das war der Knackpunkt meines Schicksals. Denn bei meinem Tarif ist eine Nutzung über das bereitgestellten Datenvolumen eine teure Angelegenheit. Laut den Rechnungen [...] hätte ich für die Monate März und April für 7858,25 Euro Daten-Nutzung produziert. Und das mit einer Geschwindigkeit von 2 kBit/s! Hier sieht man, dass das praktisch unmöglich ist.
Schwierigkeiten mit 250-MB-Datenvolumen des o2o
o2 hat sich dann aber wohl von sich aus dazu entschieden, für die beiden Monate März und April pauschal jeweils 99 Euro in Rechnung zu stellen und auf die restliche Forderung zu verzichten. Als die erste Rechnung über 99 Euro ankam, hat der Kunde jedenfalls sofort die Karte aus dem Handy entfernt. Er war natürlich schockiert, als er die Rechnung gesehen hatte. Nachdem er die Hotline kontaktiert hatte und erklären wollte, dass aufgrund der Corona-Krise die Rechnung zu Stande gekommen sei, habe man ihn ausgelacht.
Der Kunde hat danach noch mit mehreren Mitarbeitern gesprochen in der Hoffnung, dass irgendein Mitarbeiter von der Reduzierung der Geschwindigkeit - statt Kappung der Geschwindigkeit - eine Ahnung hätte. Leider war das nicht so. Man hat dem Kunden sogar gesagt, dass er froh sein müsse, dass er die Rechnung über fast 8000 Euro für zwei Monate nicht bezahlen brauche, sondern nur die zwei Mal 99 Euro.
Darüber hinaus versuchte der Kunde vergeblich, den Hotline-Mitarbeitern zu erklären, dass er diese SIM-Karte zuvor schon viele Monate genutzt hatte und bislang jedes Mal bei 250 MB Schluss gewesen sei. Seine Rechnungen von vor der Corona-Zeit waren dann aber offenbar aus dem Online-Kundencenter verschwunden. Bei den parallel genutzten netzclub-Karten habe das mit dem Weitersurfen über 384 kBit/s problemlos funktioniert, berichtet der Kunde.
Jedenfalls hatte der Kunde in den Monaten davor immer eine SMS bekommen, dass das Datenvolumen aufgebraucht sei. Diese SMS hatte der Kunde noch in seinem Smartphone. Nachdem der Kunde die Hotline über diesen Vorfall unterrichtet hatte, hat man ihm plötzlich die 250 MB Datenvolumen aus dem Vertrag gestrichen. Kurze Zeit später hat o2 dem Kunden dann auch noch die Rufnummer einfach abgeschaltet. Anrufer erhielten plötzlich die Ansage, dass die Rufnummer nicht vergeben sei.
o2 gesteht den Fehler teilweise ein
Nachdem wir uns wegen der Sache an o2 gewandt hatten, erhielten wir eine recht knappe Antwort:
Der Mobilfunkvertrag wurde am 17.08.2020 mit der alten o2-SIM-Karte und gewohnten Rufnummer [...] reaktiviert und ist erreichbar! Es liegt keine Falschabrechnung vor. Die mobile Internetnutzung wurde korrekt mit 0,09 Euro / 10 kB berechnet. Da der Kunde von einem aktiven Datenpaket ausgegangen ist, kam es zu einem hohen Rechnungsbetrag. Mein Kollege aus dem Servicebereich hat Herrn [...] über seine aktuell gültigen Tarifkonditionen aufgeklärt.Zu der Schilderung des Kunden, dass er vor der Corona-Zeit sehr wohl das 250-MB-Paket hatte, äußerte sich o2 nicht. Der "Kollege aus dem Servicebereich" hat sich aber offenbar viel Zeit genommen und mit dem Kunden ein ausführliches Gespräch geführt, was der Kunde ausdrücklich lobte.
Die Entstehung der Kosten habe mit der Corona-Maßnahme (Aufhebung der Drosselung) nichts zu tun, erläuterte der Kundenbetreuer. Man hätte gewisse Altverträge mit Datenvolumen bestückt. Dabei hätte man aber nicht bedacht, dass Tarife wie der o2o des Kunden von 2009 ein Datenvolumen gar nicht hätten bekommen sollen. Es wäre ein Fehler gewesen, dass der Kunde das 250-MB-Paket überhaupt bekommen hat. "Aus Kulanz" würde man aber die Summe erstatten, weil o2 versäumt habe, dem Kunden mitzuteilen, dass das freie Datenvolumen nicht mehr existiert. Der Kunde sagt dazu:
Denn darauf hätte ich reagieren können, wenn ich das gewusst hätte und so die Kosten vermeiden können. [...] Er hat mir auch zugesichert, dass ich die Rechnungen von dem alten Account, die nicht mehr existieren, per Post nach Hause bekommen würde. Des Weiteren hatte ich noch bei dieser Rufnummer ein Rechnungs-Guthaben von etwa 60 Euro. Das Guthaben wurde seinerzeit mit dem Internetsurfen verrechnet. Er hat mir auch versprochen, dass mir das Guthaben wieder erstattet werden würde. [...] Ich möchte mich ganz herzlich bei Ihnen und bei Ihrem teltarif.de-Team bedanken. Sie machen eine tolle Arbeit. Es sind zwar Einzelfälle wie bei mir, aber hier steht die Gerechtigkeit im Vordergrund. Und dafür mein riesengroßes Kompliment. Ich bin ein teltarif.de-Leser seit Anfang der 2000er Jahre, und gerade solche Fälle habe ich in der Vergangenheit sehr oft gelesen, und freue mich immer mit den Betroffenen darüber, dass sie ein Happy End erleben durften. [...] Einerseits freue ich mich darüber, dass mein Einzelschicksal zum Guten geklärt wurde, andererseits ärgert mich das, dass o2 nicht die Tatsachen darstellt, wie sie entstanden sind, sondern diesen Fall als Kulanz deklariert.
Über einen weiteren Fall eines Lesers, der sich während der Corona-Zeit ereignet hatte, haben wir hier berichtet: teltarif hilft - monatelange Netzstörung bei freenet Mobile