teltarif hilft: Glasfaseranschluss bei Northern Access unfertig
Kein Unternehmen in Deutschland kann den dringend notwendigen Glasfaserausbau in den kommenden Jahren alleine stemmen, und so sind in den vergangenen Jahren mehr und mehr lokale Glasfaser-Unternehmen entstanden. Mitunter sind diese organisatorisch mit den Stadtwerken verbunden, oft sind es aber komplette Neugründungen unter Beteiligung von Investoren.
Und obwohl viele dieser kleinen Netzbetreiber in bundesweiten Branchenverbänden zusammengeschlossen sind, zeigt sich: Beim konkreten Netzausbau fehlt den manchmal noch jungen Firmen nicht nur technisch, sondern auch beim Kundenservice die Erfahrung, die "alte Hasen" mitbringen, die sich schon seit vielen Jahren am Netzausbau beteiligen. Der Leidtragende ist in den meisten Fällen: Der Kunde.
Seit 2018 kein Anschluss
Support-Team beim Anbieter Northern Access vor einem Kundencenter
Bild: Northern Access
In der Region Nienburg/Weser in Niedersachsen ist beispielsweise der in Liebenau ansässige Netzbetreiber Northern Access im Glasfaserausbau tätig. Anfang März schrieb uns eine Kundin aus der Region:
[Ich] schreibe Ihnen hier in großer Verzweiflung. Seit 2018 ist bei uns der Ausbau eines Glasfasernetzes vollmundig angekündigt von der Firma Northern Access und dem Landkreis Nienburg/Weser. Dazu muss ich voraus schicken, dass wir im Außenbereich wohnen, auf dem Lande. Bis 2018 hatten wir eine Endleitung der Telekom und haben Telefon analog und davor ein sehr langsames Internet über diese Leitung bezogen.Im Weiteren schildert die Leserin, wegen geografischer Hindernisse sei diese Funkleitung ausgesprochen instabil und würde vorzugsweise zum Wochenende regelmäßig ausfallen. "Regelmäßig" würde tatsächlich zwei von vier Wochenenden bedeuten. Die "armen Techniker" würden die Familie schon persönlich kennen, auch die Situation, diese könnten aber auch keine dauerhafte Abhilfe schaffen. Natürlich sei auch die Mobilfunkabdeckung in der Gegend ähnlich anfällig. Diese sei ebenfalls nicht verlässlich nutzbar und von der Wetterlage abhängig. Die Folge sei, dass die Familie zeitweilig vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten sei. Weder Internet noch irgend eine Art von Telefonie würden dann funktionieren.Dann wurde mit Northern Access ein Anbieter vom Landkreis mit dem Ausbau des schnellen Internets beauftragt. Zeitgleich teilte uns die Telekom mit, sie könne uns kein Internet mehr anbieten. Wir sind in Erwartung der angekündigten Glasfaser zu diesem Anbieter gewechselt, bekamen eine Funkleitung mit einigermaßen schnellem Internet. Telefon blieb noch einige Jahre analog bei der Telekom.
2018 wurde dann der analoge Anschluss der Telekom endgültig abgeschaltet. Damit musste auch das Festnetz-Telefon, das bis dahin von wenigen Störungen abgesehen gut funktioniert hat, auf die Funkleitung umgestellt werden.
Überhaupt sei es ärgerlich, kein Internet zu haben, "wo doch alles inzwischen verpflichtend über das Internet zu erledigen ist". Seit 2018 habe man der Familie in regelmäßigen Abständen den sofortigen Start des schnellen Internets angekündigt. Seither liege auch ein Leerrohr im Haus.
Seit Jahren keine Fortschritte
Anfang März nun sollte endlich die Glasfaser eingeblasen werden. Doch nun war das Leerrohr nicht mehr durchgängig und musste wieder geprüft, repariert usw. werden. "Das kennen wir alles schon", konstatierte die Leserin bei ihrer Kontaktaufnahme mit teltarif.de.
Im Dezember 2020 sei das Rohr auf Durchgängigkeit geprüft worden, damals ging es noch. Dann sei wieder fast ein halbes Jahr nichts passiert. Es sei zu befürchten, dass die Leerrohre völlig unbrauchbar werden und der Prozess am Ende einfach vollkommen aufgegeben wird, weil es sich ja nur um einen "Einzelfall" handele. Die Leserin berichtet, sie habe bereits mehrfach an die Firma Northern Access geschrieben, an den Landkreis und die Samtgemeinde. Doch niemand wolle zuständig sein. Immer seien die anderen verantwortlich. Die Firma wiederum berufe sich auf Corona, Arbeitskräftemangel usw.
Geschäftsführer kommt zu Besuch
Wir gaben die Geschichte zunächst ganz allgemein an Northern Access weitergegeben, allerdings ohne Namen, Anschrift oder andere persönliche Details der Kunden zu nennen. Mitte April wurden wir dann aber von Northern Access kontaktiert und es wurde uns mitgeteilt, dass der Anschluss am 19. April endgültig eingerichtet werden soll. Offenbar konnte Northern Access aufgrund unserer anonymisierten Beschreibung des Falls erraten, um welchen Kunden es sich handelt. Dies bestätigte uns die Kundin und schrieb:
Möchte mich vielmals bei Ihnen bedanken. Am Mittwoch war der Geschäftsführer der Northern Access bei uns und hat uns versprochen, dass wir am 19.04. endgültig an das Kabelnetz angeschlossen werden sollen. Er hat uns sogar seine Telefonnummer geschickt, falls es Probleme geben sollte. Da traf es sich gut, dass wir gestern am späten Nachmittag wieder einen kompletten Ausfall hatten und die Hotline nicht auf die Störungsmeldung reagierte.Der Kundin wurde mitgeteilt, bislang gebe es noch eine Baustelle auf der Strecke. Dort sei das Leerrohr nicht mehr durchgängig, was es im Dezember noch war. Diese Reparatur und der Anschluss selbst sollten am darauffolgenden Dienstag stattfinden. Bei unserer Redaktion bedankte sich die Leserin wie folgt:
Jedenfalls haben wir nicht nur eine Antwort bekommen, sondern auch sofort zumindest eine Aussicht auf diesen Anschluss. Das war vorher nicht nur nicht möglich. Wir haben vorher auf alle Briefe, Anrufe, persönliche Vorsprachen bestenfalls Vertröstungen bekommen, aber keinesfalls konkrete Lösungsansätze. Deswegen nochmals ganz herzlichen Dank für Ihre Hilfe.Viele Glasfasernetzbetreiber führen erst eine Nachfragebündelung durch, bevor sie bauen. In der Regel ist der Hausanschluss dann kostenlos. Hausbesitzer, die sich nicht für einen Glasfaseranschluss entscheiden, könnten das später bereuen.