teltarif hilft: Vodafone-TV-Paket läuft länger als Kabelvertrag
Wie kann ein Vodafone-TV-Paket ohne Basisvertrag weiter genutzt werden?
Bild: Vodafone
Dadurch, dass sich die Bürger aktuell überwiegend zu Hause aufhalten, buchen sie auch vermehrt wieder Festnetz-Internet-Anschlüsse mit hoher Geschwindigkeit. Vodafone hat bekannt gegeben, dass zum Beispiel die Hälfte der Neukunden im Kabelnetz im September einen Gigabit-Vertrag gebucht hat.
Und dadurch, dass die Bürger zu Hause blieben sollen, brauchen sie außer einem ordentlichen Internet-Anschluss fürs Home-Office auch Unterhaltung nach Feierabend, was die Internet-Provider veranlasst, vermehrt ihre TV- und Streaming-Angebote zu vermarkten. Dabei kann es zu surrealen Vertrags-Konstruktionen kommen. Ein teltarif.de-Leser musste erleben, dass auf einmal seine TV-Zusatzoption länger lief als der bereits gekündigte Kabel-Basisvertrag.
Problemen nach vorzeitiger Verlängerung des Haupt-Vertrags
Mitte Oktober schrieb uns ein teltarif.de-Leser:
Bei der Kündigung meiner Kabel-TV-Verträge mit Vodafone habe ich Schwierigkeiten mit dem Unternehmen. Ich habe alle meine Verträge im August 2020 gekündigt. Dabei handelt es sich um einen Hauptvertrag mit der Bezeichnung "Kabelanschluss HD zum monatlichen Treuepreis" für monatlich 13,90 Euro und einen Zusatzvertrag mit der Bezeichnung "Kabel Digital Home+" für monatlich 13 Euro. Die beiden Verträge habe ich seit April 2011 und die Vertragslaufzeit war bis 2016 synchron.Im Weiteren führt der Leser aus, dass der Hauptvertrag fristgerecht zum 18. November 2020 gekündigt sei, darüber herrsche zwischen ihm und Vodafone Einigkeit. Aber Vodafone sei der Meinung, dass der Zusatzvertrag noch bis April 2021 läuft und dass der Kunde bis dahin den Beitrag für den Zusatzvertrag zahlen müsse. Vodafone wollte hierfür die 5 Monate in einer Summe im November 2020 in Rechnung stellen.Im November 2016 hatte ich mich telefonisch über eine Kündigung dieser beide Verträge informiert. Daraufhin habe ich von der Kundenrückgewinnung von Vodafone ein Angebot erhalten, bei dem sich die Grundgebühr für den Hauptvertrag dauerhaft von 16,90 Euro auf 13,90 Euro pro Monat verringern würde. Dieses Angebot fand ich attraktiv und habe es angenommen. Aber: Bei der Umstellung der Verträge wurden die Laufzeiten von Haupt- und Zusatzvertrag entkoppelt. Der Hauptvertrag bekam eine neue Laufzeit, die im November 2016 begann. Die Laufzeit des Zusatzvertrages erneuerte sich dagegen weiterhin im April. Das hatte ich damals nicht bemerkt, aber jetzt bei der Kündigung meiner Verträge gibt das ein Problem.
Mit dieser Forderung von Vodafone war der Kunde natürlich nicht einverstanden, denn erstens war es nicht seine Entscheidung, die Laufzeiten der beiden Verträge zu entkoppeln. Er hatte sich 2016 nur über eine Kündigung beider Verträge erkundigt, und der Mitarbeiter von Vodafone habe dann die Laufzeiten von sich aus entkoppelt. Zweitens leuchtet es dem Kunden nicht ein, warum Vodafone überhaupt Zusatzprodukte mit entkoppelten Laufzeiten anbietet. Denn ohne den Hauptvertrag kann er die Zusatzsender nicht empfangen.
"Ich bin der Meinung, dass Vodafone keinen Anspruch auf Bezahlung des Zusatzvertrages über November hinaus hat, da sie ja auch nicht in der Lage sind, die vertraglich vereinbarte Leistung zu erfüllen. Insgesamt halte ich das Vorgehen von Vodafone für hochgradig unseriös. Das riecht für mich nach einer unzulässigen Form der Kundenbindung", fasste der Kunde seinen Bericht zusammen, als er sich an unsere Redaktion wandte.
Vodafone erlässt die "Vertragsstrafe"
Der Kunde sandte uns den bisherigen Schriftverkehr in dieser Sache zu. Besonders auffällig für uns war eine Formulierung von Vodafone im Bestätigungsschreiben zur Kündigung:
Sie kündigen vor Ablauf der vereinbarten Mindestlaufzeit. Bis zum Vertragsende berechnen wir als Schadensersatz anteilige Monatskosten. Ohne Ihren Kabelanschluss können Sie keine TV-Zusatzprodukte mehr empfangen.Nach unserer Intervention bei Vodafone dauerte es fünf Tage, bis Vodafone sich bei uns meldete und schrieb:
Unser Kundenservice hat den Sachverhalt klären können. Wir werden alle Verträge - wie der Kunde es wünscht - zum Kündigungstermin 18. November 2020 beenden und aus reiner Kulanz auf die so genannte "Vertragsstrafe" für die Restlaufzeit des Digital Plus Paketes verzichten. Herr [...] wird per neuer Kündigungsbestätigung hierzu schriftlich informiert.Wie kann ein Vodafone-TV-Paket ohne Basisvertrag weiter genutzt werden?Es hat einen sehr einfachen Grund, warum der Kabelanschluss und der Digital Plus Vertrag nicht mehr dieselbe Laufzeit hatten: Herr [...] hatte am 18. November 2016 ein Angebot zur Kündigungsrücknahme angenommen. Bei diesem Angebot wurde dem Kunden der Kabelanschluss deutlich günstiger angeboten. Durch die Annahme des Angebots änderte sich natürlich die Laufzeit für diesen Vertrag - nicht jedoch die Laufzeit für den Vertrag, der nicht gekündigt worden war.
Bild: Vodafone Auf unsere Frage, warum Vodafone in diesem Fall dann nicht gleich 2016 auch die Laufzeit des Zusatzvertrages angepasst hatte, antwortete Vodafone nicht. Der Kunde bedankte sich nach Erhalt der neuen Kündigungsbestätigung wie folgt sehr ausführlich bei unserer Redaktion:
Ich habe eine neue Kündigungsbestätigung mit Datum 28. Oktober 2020 erhalten. Diese Bestätigung ist völlig identisch zu der vom 12. August 2020 bis auf eine Ausnahme. In der neuen Bestätigung fehlt folgender Satz: "Sie kündigen vor Ablauf der vereinbarten Mindestlaufzeit. Bis zum Vertragsende berechnen wir als Schadensersatz anteilige Monatskosten." Das Anschreiben enthielt keinerlei weitere Erklärung, aber ich nehme mal an, dass damit genau das umgesetzt wurde, was Sie gestern geschrieben haben. [...]Insgesamt möchte ich mich schon mal ganz herzlich für die Unterstützung von teltarif.de bedanken. Die Klärung verlief sehr schnell und unproblematisch. Anfangs dachte ich ja, das wäre ein Spezialfall bei mir, dass die Laufzeiten der beiden Verträge nicht synchron sind, weil ich in 2016 den Hauptvertrag umgestellt hatte. Beim Zusammenstellen der Unterlagen für teltarif.de war mir dann aber aufgefallen, dass die beiden Verträge ja schon von Beginn an unterschiedliche Laufzeiten hatten. Insofern bin ich vielleicht doch kein Einzelfall und es könnte auch für andere Leser von teltarif.de hilfreich sein, wenn Sie über meinen Fall berichten. [...]
Vielen Dank, damit ist der Fall zufriedenstellend für mich gelöst. Ich bin mir sicher, ohne die Unterstützung von teltarif.de wäre das nicht so reibungslos abgelaufen (immerhin hatte ich ja schon mit zwei Mitarbeitern von der Vodafone Hotline gesprochen). Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber aus meiner Perspektive handelt es sich hier nicht um "reine Kulanz" - auch wenn Ihre Kontaktperson bei Vodafone das so darstellt. Es mag sein, dass der Hauptvertrag und der Zusatzvertrag aufgrund meiner Kündigung vor 4 Jahren voneinander getrennt wurden, aber mir war dabei nicht klar, dass dadurch auch die Laufzeiten der beiden Verträge entkoppelt wurden. Ich denke, Vodafone dürfte eine derartige Entkoppelung der Laufzeiten von Haupt- und Zusatzvertrag gar nicht erst anbieten. Damit ist der Ärger bei der Kündigung ja bereits vorprogrammiert. In der Kündigungsbestätigung gibt Vodafone ja selbst zu, dass der Zusatzvertrag ohne den Hauptvertrag gar nicht erfüllbar ist. Ich bin mir sicher, dass wir wegen 65 Euro keinen Prozess angestrengt hätten aber in meinen Augen stellt diese ursprünglich geforderte "Vertragsstrafe" einen Verstoß gegen den Grundsatz von Treu und Glauben dar.
Seit einigen Tagen können Kabel-Netz-Kunden von Vodafone übrigens zwei exklusive Sportprogramme von DAZN gegen Aufpreis buchen, die es "außerhalb" nicht gibt.