Pruchnow

VDSL & Co.: Telekom plant zahl­rei­che Kooperationen mit Wettbewerbern

Bei der Telekom gibt es seit kurzem einen Vorstandsbeauftragten für Breitbandkooperationen. Er kommt von der Konkurrenz und macht jetzt erste Ankündigungen.
Von Thorsten Neuhetzki

Nicht um jeden Preis selbst ausbauen - die Telekom will mehr kooperieren Nicht um jeden Preis selbst ausbauen - die Telekom will mehr kooperieren
Foto: Telekom
Es war eine Überraschung, die die Telekom Ende November aus dem Hut zauberte: Johannes Pruchnow werde für die Telekom als Vorstandsbeauftragter für Breitbandkooperationen arbeiten. Kooperationen der Telekom mit den Wettbewerbern - ein Strategiewechsel bei der Telekom, der vergleichsweise überraschend kam. Jetzt gibt Pruchnow, der zuvor bei Telefónica und Versatel in der Geschäftsleitung tätig war, einen ersten Ausblick auf das, was da kommen mag.

Für die Telekom sei es ein Paradigmenwechsel, dass die Telekom jetzt zu Kooperationen bereit ist, sagte Pruchnow dem Handelsblatt. An diesem Strategiewechsel dürfte auch die neue Technologie- und Innovations-Chefin der Telekom, Claudia Nemat, nicht ganz unschuldig sein. Ihr scheint wichtig, dass sich die Vorstandsetage der Telekom nicht mehr nur um sich selbst, sondern auch um Wettbewerber und entsprechende Kooperationen kümmert. Entsprechend ist Pruchnow offenbar in einer Art Dreieck zwischen Nemat, Telekom-Deutschland-Chef Niek Jan van Damme und Telekom-Konzern-Chef Tim Höttges installiert.

Strategiewechsel deutete sich seit vergangenem Sommer an

Nicht um jeden Preis selbst ausbauen - die Telekom will mehr kooperieren Nicht um jeden Preis selbst ausbauen - die Telekom will mehr kooperieren
Foto: Telekom
Dabei ist der Stratgiewechsel weder eine Kurzschlussreaktion noch scheint er von langer Hand geplant. Ende Juni vergangenen Jahres war erstmals zu hören, dass Höttges plane, den Vorstand so umzubauen, wie es nun geschehen ist. Etwa zu dieser Zeit müssen auch die ersten Stimmen innerhalb des Vorstandes laut geworden sein, dass es nicht weiterhin nur ein Gegeneinander im Wettbewerb geben kann, sondern auch ein Miteinander. Nach Außen hin wurden jedoch weiterhin die Messer gewetzt, schließlich war der regulatorische Kampf um die Entscheidung um VDSL Vectoring im Nahbereich noch nicht ausgetragen. Noch im vergangenen März polterte Telekom-Regulierungschef Wolfgang Kopf auf einem CeBit-Podium, die Alternativanbieter würden Netze mit "esoterischen Technologien" bauen.

Jetzt, da 17 Wettbewerber wegen der (weitgehend) zu Gunsten der Telekom ausgefallenen Entscheidung der BNetzA gegen die Bundesrepublik Deutschland klagen, sucht man die Kooperation mit den Wettbewerbern. Auch Pruchnow sieht in der Vergangenheit durchaus "atmosphärische Spannungen", seine Ernennung sei für einige ein überraschendes Signal gewesen. Die Resonanz aus der Branche zur Kooperationsbereitschaft sei aber positiv. Zu konkreten Vereinbarungen könne er sich aber erst äußern, "wenn die Tinte getrocknet ist". Die Telekom wolle aber mit allen Anbietern kooperieren - von kleinen Stadtnetzbetreibern bis zu großen Wettbewerbern. Dabei sei man völlig offen für die Art der Kooperation: Von einem reinen Anmieten der Infrastruktur über das Nutzen konkreter Vorleistungsmodelle bis hin zu Joint Ventures sei alles vorstellbar.

Kommende Woche offenbar schon erste Kooperation

Nach Informationen des Handelsblattes sowie der teltarif.de-Redaktion steht die erste Kooperation mit einem Wettbewerber schon in den Startlöchern. Wie Insider berichten, werde schon in der kommenden Woche eine Kooperation mit Innogy vorgestellt. Innogy betreibt ein eigenes Netz und erreicht einige zehntausend Haushalte mit VDSL und Glasfaser. Über dieses Netz will die Telekom offenbar ihre eigenen Tarife und Produkte anbieten. teltarif.de wird darüber weiter informieren.

Nach Exklusiv-Informationen von teltarif.de steht zudem ein Vertrag zwischen EWE Tel und der Telekom kurz vor der Unterschrift.

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