Personalie

Glasfaserausbau: Telekom will Kooperationen mit Wettbewerbern

Die Telekom holt den Ex Versatel und Ex-Telefónica-Chef Johannes Pruchnow an Bord. Er soll sich um bessere Kooperationen beim Glasfaserausbau mit den Wettbewerbern kümmern.
Von Thorsten Neuhetzki

Johannes Pruchnow ist jetzt unter Vertrag der Telekom (Archivbild) Johannes Pruchnow ist jetzt unter Vertrag der Telekom (Archivbild)
Quelle:Versatel
Seit Jahren heißt es von der Telekom, sie will beim Glasfaser­ausbau mehr mit den Wettbewerbern kooperieren und auch Leitungen einkaufen. Doch in der Praxis passiert ist bislang wenig, die Wettbewerber beklagen viel mehr, dass sie von der Telekom blockiert werden. Vergangene Woche bezeichnete sogar der CDU-Politiker und Sprecher der CDU/CSU Bundestagsfraktion für Digitale Agenda, Thomas Jarzombek, es als "Schweinerei, was die Telekom teilweise macht". Doch bei der Telekom scheint ein Umdenken auch in der Praxis einzusetzen. Heute gab der Bonner Konzern bekannt, dass es einen neuen Vorstands­beauftragen für Breitband­kooperation in Deutschland gibt. Das Bemerkenswerte: Er kommt von der Wettbewerber-Seite.

Wie die Telekom mitteilt, bekleidet Johannes Pruchnow künftig diesen Posten. Pruchnow war von 2012 bis Frühjahr dieses Jahres CEO der Versatel, die inzwischen als 1&1 Versatel zu United Internet gehört. Davor verantwortete Johannes Pruchnow als Managing Director unter anderem den Geschäftskundenbereich von Telefónica Germany und war von 2007 bis 2009 CEO von Telefónica Deutschland. Damals baute er auch das Wholesale-Geschäft von Telefónica auf. Mit Pruchnow holt sich die Telekom also einen Brancheninsider, der gleichermaßen die Anforderungen an Wholesale-Plattformen kennt, aber auch die Wettbewerber­sicht insbesondere beim Thema Netzausbau versteht.

Telekom-Vorstand will mehr Kooperationen mit Wettbewerbern

Johannes Pruchnow ist jetzt unter Vertrag der Telekom (Archivbild) Johannes Pruchnow ist jetzt unter Vertrag der Telekom (Archivbild)
Quelle:Versatel
Nach eigenen Angaben unterstreicht die Deutsche Telekom mit der neuen Funktion die besondere Bedeutung eines schnellen und flächendeckenden Glasfaser-Breitbandausbaus in Deutschland und will die Zusammenarbeit mit den Wettbewerbern deutlich intensivieren. Pruchnows neuer Chef, der Telekom-Vorstandsvorsitzende Timotheus Höttges wird in einer Pressemitteilung des Konzerns wie folgt zitiert: "Der Ausbau der Breitbandnetze in Deutschland ist eine der wichtigsten Aufgaben unserer Gesellschaft. Hier wollen wir noch mehr Geschwindigkeit und Flächendeckung erreichen. Das Ziel lautet, gemeinsam den Menschen und Unternehmen in Deutschland leistungsfähigere Anschlüsse als bisher zur Verfügung stellen."

Höttges sucht durch die von ihm autorisierten Zitate in ungewohnter Deutlichkeit die Nähe zu seinen Wettbewerbern. Ähnlich sieht es auch der Telekom-Deutschland-Chef Niek Jan von Damme: "Der Breitbandausbau ist eine komplexe Angelegenheit, an der viele beteiligt sind: Regionale Netzbetreiber, große Unternehmen die bundesweit aktiv sind, Behörden, aber auch lokale Ausbau­initiativen - hier wird Johannes Pruchnow aktiv. Wir wollen die Zusammenarbeit auch und vor allem dort verbessern, wo wir bisher nicht selbst ausgebaut haben, um unseren Kunden auch in diesen Gebieten zukünftig leistungsfähige Dienste und Services anbieten zu können."

Bewusste Entscheidung für externen Zugang

Pruchnow soll mit der neu geschaffenen Position eine Stelle bekleiden, die auf der Ebene des Topmanagements die verschiedenen Stränge innerhalb der Telekom koordiniert und die Kooperationen mit anderen Marktteilnehmern schließen soll. "Wir setzen bewusst auf jemanden ohne Telekom-Vergangenheit, der dennoch unsere Branche und ihre zum Teil schwierigen Rahmenbedingungen sehr gut kennt. Wir sehen Johannes Pruchnows Berufung auch als Signal an unsere Wettbewerber, dass wir das zuletzt schwierige Verhältnis verbessern wollen", so Höttges. Pruchnow freut sich nach eigenen Angaben darauf, dass "der führende Telekommunikationsanbieter Deutschlands den Ausbau zukünftig in Kooperationen voranbringen will". Es sei eine Win-Win Situation für die TK-Industrie und für Deutschland, so Pruchnow.

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