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Telekom kauft größere VDSL-Reich­weite bei Alternativ­anbietern ein

Die Telekom ist es offenbar ernst mit ihrer Ankündigung, nicht mehr nur auf eigene Leitungen zu setzen, sondern auch Netze von Wettbewerbern einzubinden. Nach Informationen von teltarif.de steht ein Vertrag mit EWE Tel kurz vor der Unterschrift.
Von Thorsten Neuhetzki

Aufbau eines Kabelverzweigers von EWE Tel Aufbau eines Kabelverzweigers von EWE Tel
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Der Paradigmenwechsel bei der Telekom geht offenbar deutlich schneller, als viele erwartet haben: Die Telekom wird schon sehr zeitnah mit anderen Netzbetreibern kooperieren und dort Leitungen einkaufen statt diese selbst zu errichten. Schon in der kommenden Woche wird es die erste offizielle Vorstellung einer Kooperation mit innogy geben. Nach Informationen von teltarif.de wird es dabei aber nicht bleiben. Demnach wird es schon in Kürze eine Kooperation mit EWE Tel geben, einem der nach Fläche und Anschlusszahlen größten Infrastrukturwettbewerber der Telekom.

EWE Tel unterhält nach eigenen Angaben mehr als 6100 Kabelverzweiger, die mit einem Glasfaserkabel erschlossen sind. Mehr als die Hälfte seien mit Vectoring versorgt und bieten den Kunden bis zu 100 MBit/s im Downstream. Die Deutsche Telekom kann in diesen Regionen selbst kein VDSL oder VDSL Vectoring ausbauen, da die technischen und regulatorischen Rahmenbedingungen entsprechend ausgestaltet sind. Will die Telekom ihren Kunden in den Vectoring-Gebieten der EWE Tel also mehr als 16 MBit/s per klassischem DSL anbieten, muss sie entweder Glasfaserleitungen bis zum Haus verlegen oder aber Vorleistungen bei EWE Tel einkaufen.

Lange Zeit hatte sich die Telekom dagegen gesträubt, Leitungen bei anderen Anbietern als Vorleistung einzukaufen. Alternativanbieter bekommen aber immer häufiger auch den Zuschlag bei geförderten Gebieten und errichten hier und auch auf eigenwirtschaftlicher Basis eigene Netze. Die Telekom hat gleichzeitig das Selbstverständnis, allen möglichen Kunden Anschlüsse unter dem Markennamen Magenta Zuhause anbieten zu wollen. Ihr bleibt also nur, entweder eigene Glasfaserleitungen bis zum Kunden zu verlegen, was derzeit nicht die Strategie des Unternehmens und mit enorm hohen Kosten verbunden ist, oder aber Leitungen einzukaufen.

Leitungen über EWE könnten noch in im ersten Halbjahr geschaltet werden

Aufbau eines Kabelverzweigers von EWE Tel Aufbau eines Kabelverzweigers von EWE Tel
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Nach Informationen von teltarif.de sind die Verhandlungen zwischen der Telekom und EWE Tel schon weit vorangeschritten, jedoch noch kein Vertrag unterschrieben. Der vorgesehene Vertrag sieht demnach für die Telekom die Möglichkeit vor, auf Bitstream-Ebene Leitungen bei EWE Tel einzukaufen und umgekehrt wird auch EWE Tel in den Ausbaugebieten der Telekom im Nordwesten Deutschland VDSL-Leitungen der Telekom einkaufen können. Bis die Kooperation für die Kunden spürbar in die Praxis umgesetzt wird, kann es jedoch noch einige Wochen dauern. Brancheninsider rechnen in solchen Fällen mit einigen Monaten. Bei einem schnellen Vertragsabschluss wäre das 1. Halbjahr dieses Jahres noch machbar.

Bei EWE Tel wollte man sich auf Nachfrage unserer Redaktion nicht zu den Vertragsverhandlungen und einer Kooperation äußern. Ein Sprecher sagte gegenüber unserer Redaktion lediglich, das EWE grundsätzlich mit allen Marktteilnehmern im Gespräch sei, um Lösungen für Bitstream-Wholesale und -Wholebuy herbeizuführen, konkrete Verhandlungen oder gar Vertragsabschlüsse könne er aber nicht bestätigen.

Wie sehr sich die Telekom noch vor etwa einem Jahr gegen den Einkauf bei ihren Wettbewerbern gewehrt hat, hat auf der CeBIT im März der Leiter Politik und Regulierung der Telekom deutlich gemacht. Er sprach von "esoterischen Technologien", die bei den Alternativanbietern zum Einsatz kämen und einen Einkauf von Vorleistungen unmöglich machen.

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