Konsequent

Deutsche Telekom geht gegen Vertriebspartner vor

Telekom fordert Provisionen und Vertragsstrafen in Höhe von 1,5 Millionen Euro
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Nach zahlreichen Datenskandalen geht die Deutsche Telekom gegen unseriöse Vertriebspartner vor. Kontrollen hätten gezeigt, dass vier Vertriebspartner im Festnetzbereich den Datenschutz verletzt und vereinbarte Vertriebsmethoden nicht eingehalten hätten, teilte der Bonner Konzern heute mit. Die Telekom habe deshalb Strafanzeige erstattet, in einem Fall die Zusammenarbeit beendet und Abmahnungen erteilt. Zudem fordere der Konzern Provisionen zurück und erhebe Vertragsstrafen. Sie beliefen sich insgesamt auf rund 1,5 Millionen Euro.

Immer wieder hatten sich in den vergangenen Jahren dubiose Adresshändler Zugriff auf Kundendaten der Telekom verschafft. Im wohl spektakulärsten Fall aus dem Jahr 2006, der vor einem Jahr bekannt geworden war, wurden dem Konzern 17 Millionen Telefonnummern und Kundendaten der Mobilfunksparte T-Mobile entwendet. Die Telekom kündigte daraufhin eine Reihe von Maßnahmen für mehr Datenschutz und Kontrollen an.

Subunternehmen konnten Kundendaten einsehen

Die Kontrollen hätten ergeben, dass die vier Vertriebspartner vertragswidrig Dritte mit telefonischer Kundenakquise beauftragt hätten, hieß es in der Mitteilung. Diese Subpartner hätten nicht nur unzulässigerweise Kundendaten der Telekom einsehen können, die Vertriebspartner hätten dafür auch höhere Provisionen eingestrichen, weil sie die Aufträge nicht richtig ausgewiesen hätten.

"Wir haben uns gegenüber unseren Kunden verpflichtet, gegen unseriöse Vertriebsmethoden hart durchzugreifen und das tun wir auch", sagte Datenschutz-Vorstand Manfred Balz. Er nahm aber gleichzeitig die Branche in Schutz: Der indirekte Vertrieb arbeite keineswegs grundsätzlich unseriös. "Diese Dienstleister arbeiten nicht nur für uns, sondern auch für andere Unternehmen unter anderem aus der Telekom-Branche. Wir müssen deshalb branchenweit dafür sorgen, dass betrügerische Vertriebsmethoden vom Markt verschwinden." Erst vor kurzem war bekannt geworden, dass Callcenter im Auftrag der Telekom gearbeitet haben und Wählcomputer genutzt haben.

Telekom-Aufsichtsrat und Verdi-Bundesvorstand Lothar Schröder kritisierte die Auslagerung von Arbeit auf Kosten der Konzernmitarbeiter und des Datenschutzes. "Grundsätzlich ist es einfacher, Kundendaten zu schützen, wenn man mit eigenen Callcentern arbeitet", sagte Schröder der Tageszeitung "Die Welt" (Dienstagausgabe). Aber es sei ein gutes Zeichen, dass das Unternehmen diese Fälle nun aufarbeite. "Das zeigt, dass die Telekom es ernst nimmt mit dem Datenschutz."

Weitere Artikel zur aktuellen Situation der Deutschen Telekom