Quartalszahlen: Telekom wächst zweistellig
Alle drei Monate legt die Aktiengesellschaft Deutsche Telekom ihre Quartalszahlen vor, die von Kunden, Aktieninhabern oder Analysten aufmerksam zur Kenntnis genommen werden. Sie sehen auf den ersten, zweiten und dritten Blick wieder blendend aus, es gibt aber auch Schattenseiten.
Finanzvorstand Christian Illek und Vorstandsvorsitzender Tim Höttges erklärten einstimmig: "Alle Segmente sind im deutlichen Wachstumsbereich, drei Segmente sogar mit zweistelligen Wachstumswerten, das hat es im TK-Bereich noch nie gegeben."
Zählt man alles zusammen, wuchs die Telekom gegenüber dem Vorjahr um plus 6,9 Prozent. In Deutschland waren es 2,4 Prozent, in den USA plus 11,6 Prozent, in Europa (außer Deutschland) 5 Prozent, selbst das Sorgenkind T-Systems legte um 10,9 Prozent und die Telekom-Group (darunter werden die Deutsche Funkturm, Telekom Niederlande und Magenta-Telekom Österreich betrachtet) lieferte um 14,8 Prozent höhere Werte ab.
Das führt nun dazu, dass die bereits auf dem Kapitalmarkttag 2018 abgegebene Prognose für das Jahr 2019 leicht erhöht werden kann. Das sogenannte "bereinigte EBITDA" für 2019 beträgt jetzt 24,1 Milliarden Euro statt geplanter 23,9 Milliarden, dazu tragen alleine T-Mobile USA mit plus 100 Millionen bei, der Rest kommt aus Deutschland und Europa.
Mehr Geld in US-Netzausbau gesteckt
Telekom Finanzchef Christian Illek (links) und CEO Tim Höttges (Rechts): Zweistellige Wachstumsraten, aber auch mehr Schulden
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Wirft man einen Blick in die Kasse, bleibt der Free Cash Flow bei 6,7 Milliarden Euro unverändert, weil das neu verdiente Geld gleich in den Netzausbau in den USA gesteckt wird. Dort wird "mit Hochdruck" die 4G/LTE-Technik auf 600 MHz ausgebaut und für 5G vorbereitet. Noch dieses Jahr sollen mehr als 200 Millionen Einwohner auf etwa 3,6 Millionen Quadratkilometer der USA mit 5G erreicht werden können. Auf 600 MHz versorgt T-Mobile derzeit 326 Millionen Einwohner mit 4G/LTE. Damit komme man auf ähnliche Werte wie die Wettbewerber AT&T und Verizon.
USA: Noch mehr Kunden -Fusion mit Sprint rückt näher
T-Mobile USA steigerte die Kundenzahl erneut um 2,7 Millionen auf insgesamt 84 Millionen. Die Churnrate (also Leute die kündigen) liege bei 0,89 Prozent.
Der seit 7 Jahren vorbereiteten Fusion von T-Mobile US und Sprint sei man ein weiteres Stück näher gekommen. Es lägen alle Genehmigungen der Bundesbehörden vor, wie CIFIUS (Nationale Sicherheit bei ausländischen Investoren), der Frequenzaufsicht FCC und des Justizministeriums (DoJ) - letztere vorbehaltlich einer noch laufenden gerichtlichen Überprüfung. "Eine wachsende Zahl von Bundesstaaten, zuletzt Mississippi und Colorado haben sich den Befürwortern des Deals angeschlossen. T-Mobile US und Sprint sind bereit, mit den Staatsanwälten alle verbliebenen Fragen zu klären."
In den USA werde es keine Preissteigerungen geben, dazu habe man klare Versprechungen abgegeben. Im Laufe des Tages werde T-Mobile USA dazu eine detaillierte Erklärung abgeben. Höttges erwartet den Zusammenschluss für Anfang 2020.
Können US-Gewerkschaften helfen?
Auf die Frage von teltarif.de, welche Rolle die US-Gewerkschaften bei der Fusion spielen könnten, erläuterte Höttges, dass man "in einem guten Dialog mit den T-Mobile-Mitarbeitern in den USA" sei. Diese seien "mit ihren Arbeitsbedingungen hoch zufrieden" und lobten die Chancengleichheit, was auch zahlreiche Auszeichnungen bewiesen. Ob Gewerkschaften im Unternehmen aktiv werden dürften, sei hingegen eine Entscheidung des US-Managements. Man sei darüber in Diskussionen, er wolle es nicht ausschließen. Während die Gewerkschaften dem damaligen geplanten Verkauf an AT&T zugestimmt hätten (der später von der amerikanischen Justiz abgelehnt wurde), wisse Höttges jedoch nicht, ob sie dieses Mal weiterhelfen könnten.
600 MHz vorerst nur in den USA
Der Frequenzbereich 600 MHz steht in Deutschland (und Europa) auf absehbare Zeit nicht zur Verfügung, hat aber den Charme einer höheren Reichweite in der Fläche und bei der Durchdringung von Gebäuden. Telekom gibt weltweit jetzt 12,9 Milliarden statt der geplanten 12,7 Milliarden aus und diese Summe ist "vor Spektrum" zu sehen, d.h. Frequenz-Lizenkosten gehen nochmals extra. "Wir sind Netzinvestoren", betonte Höttges.
Die Telekom sei mit jährlich rund 5,5 Milliarden Euro (Cash-CAPEX) der "führende Netzinvestor in Deutschland". Es sei klares Ziel bis Ende 2021 in Deutschland 9000 neue Mobilfunkstandorte aufzubauen. Er erneuerte das "klare Versprechen für 5G: schnell, flächendeckend und beste Qualität".
Kritik an Mobilfunklizenzen
Die Kosten für neue Mobilfunklizenzen findet Höttges in Deutschland besonders hoch: Mit 2,2 Milliarden Euro alleine für die Telekom seien diese "überbezahlt". Der Regulierer habe viel Spektrum für Unternehmen außerhalb der Telko-Branche vergeben. Das habe zu einem überhöhten Wettbewerb unter den Netzbetreibern, eine gestiegene Belastung der Unternehmen geführt, dazu komme die erhöhte Ausbauverpflichtung. "Die Auktionsbedingungen waren asymmetrisch und erhöhen die Finanzverschuldung, was in der künftigen Finanzplanung bereits berücksichtigt sei.
Dividende: 60 Cent
Spannendes Thema war die Dividende, welche die Aktionäre einmal pro Jahr und Aktie erhalten. Sie lag bisher bei 70 Cent. Schon früher war angekündigt worden, dass die Dividende nach der erfolgreichen Fusion von T-Mobile USA und US Sprint auf 50 Cent pro Aktie sinken könnte. Das Problem: Die Fusion kann dieses Jahr bekanntlich nicht mehr vollzogen werden, solange nicht alle rechtlichen Fragen geklärt sind. Somit wurde die Dividende auf (mindestens) 60 Cent pro Aktie festlegt, was in jedem Fall gelten soll: Nicht nur, wenn die Fusion stattfindet, sondern auch, falls nicht. Das aber sei "extrem unwahrscheinlich".
Höttges ist "fest überzeugt", dass T-Mobile/Sprint alle Genehmigungen erhält. Im Augenblick habe man "noch nicht endgültige Klarheit". Die Dividende werde auch 2019 steuerfrei sein, was nochmals 16 Cent ausmache. Die endgültige Entscheidung über die Dividende werde die Hauptversammlung 2020 fällen.
Finanzchef Christian Illek freut sich über eine Umsatzsteigerung von 4,8 Prozent auf 20 Milliarden Euro in nur 3 Monaten. "Organisch" sind es nur 1,7 Prozent, die höheren Werte kommen durch Wechselkursschwankungen, neue Abrechnungsregeln und vieles mehr. Der Konzernüberschuss stieg um 23,7 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro.
Höhere Schulden - gesunkener Kurs
Nun zu den Schattenseiten: Die 5G-Frequenz-Auktion in Deutschland war "überteuert", kritisierte Tim Höttges die hohen Auflagen für den Netzausbau. Das führt dazu, dass die Telekom ihre Verschuldung leicht erhöhen musste, und dabei aus dem geplanten Korridor herausgerutscht ist. Das soll aber baldmöglichst wieder korrigiert werden.
Die gesenkte Dividende und die so von Analysten nicht erwarteten höheren Schulden haben offenbar einige Anleger verärgert. Die Telekom-Aktie büßte am Mittag im XETRA-Handel etwa 2,8 Prozent ein und sank auf 15,24 Euro (Stand 13:36 Uhr)