Telekom MagentaCloud: Holpriger Neustart
Für Privatkunden und kleine Gewerbebetriebe bietet die Deutsche Telekom schon seit längerem die MagentaCloud an. Der wesentliche Vorteil dieser Cloud: Die Daten liegen auf deutschen Servern, ausländische Regierungen sollten somit keinen Zugriff auf die Daten haben. Im Gegensatz zu Profi-Clouds können nur statische Dateien abgelegt und verwaltet werden, das Laufenlassen von Skripten oder ganzen Programmen in der Cloud ist so nicht möglich.
Eine gewisse Zeitlang war die Technologie der MagentaCloud ähnlich der beim Internet-Provider Strato gehosteten "HiDrive"-Technik. Das war kein Wunder, gehörte doch Strato eine Zeitlang zur Deutschen Telekom, wurde aber später an United Internet (Muttergesellschaft von 1&1) weiter verkauft.
Kunden wurden vorgewarnt, aber...
In Info-E-Mails, die in Wellen verschickt wurden, hatte die Telekom ihre Kunden informiert, dass die MagentaCloud auf eine neue Plattform umgezogen wird: Ab dem 6. Dezember sei sie für "2-3 Tage" nicht erreichbar.
Doch diese E-Mail erreichte nicht alle Kunden. Sei es, dass die Kunden ihre T-Online-Adresse nicht regelmäßig abfragen oder dass diese Informationen im Spam-Filter landen, welcher bewusst scharf eingestellt wurde, etwa weil Nutzer jede Form von knallbunten HTML-Mails, welche die Telekom ab und zu verschickt, als "unerwünscht" klassifiziert haben.
Pop-Ups in der Sync-Software
Wer die MagentaCloud-Sync-Software (für PC und Mac) verwendete, wurde beim Start per Pop-Up nochmal informiert, gleiches passierte beim Login über die Webseite. Wer aber sein Cloudlaufwerk nach dem WebDAV-Protokoll einfach in sein Dateisystem eingebunden hatte, bekam keine gesonderte Info (außer jener E-Mail). Und pünktlich ab dem 6. Dezember funktionierte es nicht mehr.
Support leistet die Telekom in ihrem telekomhilft-Forum. Dazu muss man sich mit seiner T-Online-Adresse anmelden und im Profil am besten Telekom-Kundennummer (soweit vorhanden und bekannt) und eine erreichbare Telefonnummer und E-Mail eintragen. Handicap ist hier, dass die "Teamies" des Forums eingehende Fehlermeldungen nur aufnehmen und "weiterleiten" können. Direkten Zugriff auf die Technik und deren Systeme haben sie nicht. Das kann für Wartezeiten und Kunden-Frust sorgen.
Neustart holpert
Das neue Layout der MagentaCloud folgt im Prinzip dem alten Bild, bietet aber einiges mehr.
Screenshot: teltarif.de
Szenekenner hatten es vorausgeahnt: Am 9. Dezember funktionierte die Cloud "erwartungsgemäß" noch nicht. Erst im Laufe des 10. Dezember lief der Webzugang über www.magentacloud.de langsam wieder an. Offenbar hatte man den Ansturm "ausgehungerter" Cloud-Kunden unterschätzt. Inzwischen, so sagt die Telekom in ihrem Forum, laufe der Webzugang wieder stabil. Wer sich auf magentacloud.de anmeldet, sollte sich mit der bekannten T-Online Adresse und dem bisher verwendeten "Webkennwort" meistens einloggen können. Es gab die letzten Tage aber auch Lastspitzen wo nach Aufruf dieser URL eine Info-Webseite ohne Login-Funktion angezeigt wurde.
WebDAV-Zugang muss frisch eingerichtet werden
Neben dem Login per Web-Oberfläche kann die Cloud über das WebDAV-Protokoll angesteuert werden. Hier ist einiges zu beachten. Das bisher benutzte WebDAV-Passwort ist ungültig geworden und muss unter Einstellungen / Sitzungen neu "bestellt" werden. Aktuell gibt es dafür spezielle vom System zugewiesene Passworte (in einem Format ähnlich wie "aBcDE-fGHiJ-xyzab"), die sich nicht jeder merken kann, wodurch sie im Prinzip sicherer als das gerne genutzte "Einheitspasswort" sein dürften. Eine Änderung dieses Passwortes ist derzeit noch nicht möglich.
Wer beispielsweise unter Windows 10 oder Windows 11 im Datei-Explorer ein Netzlaufwerk zur MagentaCloud verbinden möchte, muss einiges beachten. Die neue URL für den Zugriff lautet https://magentacloud.de/remote.php/webdav.
Als Benutzername wird die @t-online.de-Adresse verwendet, und hier kommt das neue oben beschrieben kryptische Passwort zum Einsatz. Dabei kann es sein, dass man auf sein Netzlaufwerk zugreifen kann - oder auch nicht. Die Probleme scheinen nicht alleine bei der Telekom zu liegen, auch Windows 11 führt hier offenbar ein "Eigenleben", wie man aus Foren erfahren kann.
Smartphone-Apps seit 13. Dezember verfügbar
Startbildschirm der Smartphone App (für iOS und Android)
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Wer auf seine Cloud vom Smartphone aus zugreift, kann das auch über die komplett ausgetauschten neuen MagentaCloud-App aus dem Appstore tun, die es seit dem 13. Dezember für iOS und Android gibt. Während es unter iOS auf Anhieb klappte, meldete ein älteres Android-Smartphone sofort Erfolg, ein neueres Modell hingegen quittierte zunächst mit dem Fehler 1006. Damit es klappt: Benutzername sind hier die T-Online Adresse und das T-Online/Telekom-Webkennwort.
PC-Software folgt später
Wer gewohnt ist, von seinem PC oder Laptop über die MagentaCloud-Sync-Software zuzugreifen, muss noch einige Zeit warten. Die neue Software für Windows und Mac (und evtl. auch für Linux) könnte bei der Telekom erst im neuen Jahr ladbar sein.
Workaround mit Nextcloud
Es gibt aber schon jetzt einen nutzbaren Workaround: Da die Telekom bei ihrer neuen MagentaCloud auf das System von "Nextcloud" aufsetzt, kann schon jetzt die Clientsoftware von Nextcloud geladen und auf dem PC installiert werden, bis die offizielle Telekom-Version verfügbar ist.
Bei Nextcloud steht der Nextcloud-Client 3.36 zum Download bereit, für Windows (ab 8.1 und höher, 64-Bit), macOS (ab Version 10.12, 64-Bit) und Linux (als AppImage).
Vor der Installation sollte die bisherige MagentaCloud-Software deinstalliert werden. Nach der Installation des Nextcloud-Clients (am besten mit Admin-Rechten) muss der Rechner unbedingt frisch gestartet werden. Erst dann kann die Nextcloud-Software gestartet werden.
Nach dem Start trägt statt man anstatt von https://try.nextcloud.com die neue URL https://magentacloud.de ein. Danach müssen Benutzername (eigenername@t-online.de) und das vorher generierte WebDAV-Passwort verwendet werden. Damit ruft der Nextcloud-Client eine Webseite von magentacloud.de auf und eine Schaltfläche bittet per Click um Zustimmung.
Wenn alles geklappt hat, beginnt Nextcloud mit der Synchronisation. Im Client kann eingestellt werden, dass Unterverzeichnisse die größer als z. B. 500 MB (Voreinstellung) sind, besser nicht eins zu eins synchronisiert werden sollen. Damit nichts verloren geht, empfiehlt es sich, von den zu synchronisierenden Daten eine Kopie in einem sicheren Verzeichnis oder einem externen Laufwerk außerhalb der Cloud abzulegen.
Kostenloser Speicherplatz geschrumpft
Zum Start der MagentaCloud war die Telekom mit kostenlosem Speicherplatz noch recht großzügig. Damals gab es bis zu 25 GB Speicherplatz, inzwischen sind es nur noch 3 GB. Man ahnt es schon: Bei der Umstellungsaktion sind einige ältere Konten von 25 auf 3 GB zurückgefallen. Zunächst wurden die Nutzer noch gebeten, sich dafür im Telekom-hilft-Forum anzumelden und in einem Sammelthread "Bescheid" zu sagen.
Inzwischen wurde eine Routine geschrieben, welche automatisch alle alten Cloud-Speicher-Nutzer herausfindet und wieder "hochvergrößert". Die bereits gespeicherten Daten gehen übrigens nicht verloren, nur können bis zur Rückschaltung keine neuen Daten hochgeladen werden.
Neues Design
Die neue Cloud hat sich vor allen Dingen optisch gewandelt.
Wer mit der Nextcloud-Sync-Software arbeitet, stellt fest, dass es möglich ist, die Dateibestände rein "virtuell" zu synchronisieren. Wenn man z. B. 2 GB in der Cloud liegen hat, war es sinnvoll und möglich, diesen Bestand immer aktuell mit dem genutzten PC zu synchronisieren. Dadurch ist es möglich, mit mehreren PCs oder Laptops oder Smartphones zu arbeiten und immer den aktuellen Stand zu haben. Hat man die Cloud mit z.B. 500 GB beladen, kann es durchaus sein, das eine komplette Synchronisierung den lokalen Speicherplatz sprengen würde. Diesen Umstand hat beispielsweise Microsoft mit seiner OneDrive-Cloud schon früh erkannt. Das Handicap bei Microsoft ist allerdings die unklare Datenlage: Wo speichert der Konzern die Daten seiner deutschen Kunden und wer kann da im Falle eines Falles drauf zugreifen?
Neukunden sollten noch etwas abwarten
Wer MagentaCloud neu ausprobieren möchte, sollte sich noch etwas Zeit lassen, bis alles rund läuft. Die aktuelle Basisversion kommt mit 3 GB kostenlosem Speicherplatz daher. Wer bereits Telekom-Kunde ist (mit Festnetz oder Handy) bekommt 15 GB kostenlosen Speicherplatz geboten. Telekom-Festnetz-Kunden müssen ihre Cloud dann über das Telekom-Kundencenter-Login bestellen. Reine Mobilfunk-Kunden (bei Original-Telekom) werden über eine Einmal-Code-SMS identifiziert.
Was kostet die Cloud?
Für 1,95 Euro im Monat gibt es inzwischen 100 GB Speicherplatz, 500 GB kosten 4,95 Euro und 1000 GB gibts für 9,95 Euro. Wer noch mehr braucht, kann 5 TB (etwa 5000 GB) für 39,95 Euro pro Monat buchen. Die Zahlung kann über die Telekom-Rechnung erfolgen. Wer kein Telekom-Festnetz oder Original-Telekom-Mobilfunk-Kunde ist, kann die Cloud auch buchen, aber nur per Kreditkarte (Mastercard, Visa) bezahlen.
In unserem Ratgeber stellen wir weitere Cloud-Speicher-Dienste vor.