Wössner: Soll die Telekom BREKO-Mitglied werden?
Telekom Deutschland Chef Dirk Wössner kann sich vorstellen, einen Mitgliedsantrag beim BREKO zu stellen.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Zum zwanzigsten Geburtstag des BREKO-Verbandes durfte ein hochrangiger Vertreter der Deutschen Telekom nicht fehlen. Aus dem ehemaligen Hauptfeind ist ein wichtiger Gesprächs- und Verhandlungspartner geworden.
Wössner: Freue mich, hineingelassen zu werden
Telekom Deutschland Chef Dirk Wössner kann sich vorstellen, einen Mitgliedsantrag beim BREKO zu stellen.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Telekom-Deutschland-Chef Dirk Wössner freute sich: "Wer hätte gedacht, dass wir zum 20. Geburtstag überhaupt ins Haus rein und sogar eine Rede halten dürfen?“
Bereits zum dritten Mal sei ein Telekom-Vertreter zu Gast, und er überlege, schon einen Antrag auf Mitgliedschaft im BREKO zu stellen. Denn hier im Saal seien 90 Prozent des Glasfaser-Ausbaus in Deutschland versammelt. 95 Prozent der Haushalte seien von Telekom und BREKO-Mitgliedern mit Geschwindigkeiten von über 50 MBit/s ausgebaut worden.
Noch 3 Millionen Haushalte unter 1-2 MBit/s versorgt
Bei aller Glasfaser-Euphorie machte Wössner deutlich: Es sind immer noch 3 Millionen Haushalte in Deutschland mit weniger als 50 MBit/s versorgt, davon einige "nur mit 1-2 MBit/s". Er habe Orte, wo der Ausbau eines einzigen Haushaltes 15 000 Euro kosten würde (wovon 14 500 Euro gefördert werden könnten), und diese Orte seien technisch eine sehr große Herausforderung.
Vor 22 Jahren sei die Telekom beim Thema VDSL zur Kooperation "genötigt" worden. Heute werden bereits über 3 Millionen Anschlüsse von Telekom-Kunden in Wirklichkeit über Unternehmen des BREKO technisch realisiert und es sollen noch weit mehr werden.
Zusammenarbeit mit Telekom nicht einfach: Können uns nicht ausgelastete Netze nicht leisten
Wössner räumte ein, dass die Zusammenarbeit mit der Telekom nicht immer einfach sei. „Telekom ist etwas langsam, es ist etwas kompliziert mit uns.“ Beim Wholesale und Wholebuy müssten natürlich die gleichen Preise gelten, wie sie auch die Telekom bekomme. Das sei in der Praxis nicht immer so einfach.
„Am Ende des Tages brauchen wir Kooperation“, betonte Wössner, „denn wir können uns unausgelastete Netze nicht leisten.“
Die Telekom warte auf die Freigabe der Kooperation mit EWE. Es werde nicht nur einen gemeinsamen Ausbau geben, auch das Anmieten von aktiver oder passiver Infrastruktur des BREKO und anderer Anbieter stehe auf der Agenda der Telekom.
Einfacherer Netzausbau
Wössner skizzierte die Rahmenbedingungen für das Ausrollen von Glasfaser: In Deutschland müsse 60 Zentimeter tief und frostsicher gebaut werden. Trenching sei unpopulär.
Oberirdischer Ausbau finde in Deutschland (mit wenigen Ausnahmen) gar nicht statt, in Schottland sei es genau andersherum. Letztes Jahr habe die Telekom etwa 50.000 Kilometer Glasfaser verlegt, davon 100 Kilometer mit Trenching, der Rest wie oben beschrieben.
Sein Unternehmen sei in einem schwierigem kartellrechtlichen Korsett gefangen. Vieles müsste vereinfacht und entschlackt werden.
Fördermittel durch Ausbauunternehmen beantragen?
Wössner schlug vor, dass es möglich wird, dass die ausbauenden Unternehmen die Anträge auf Förderung für die jeweilige Gemeinde selbst stellen können. Die Verwaltungen vor Ort seien komplett überfordert, die Unternehmen hätten ja Erfahrung damit.
Eine Einschätzung
Nicht nur Telekom-Deutschland-Chef Dirk Wössner, auch Telekom-CEO Tim Höttges haben schon öffentlich überlegt, beim BREKO Mitglied zu werden. Was vor 20 Jahren undenkbar schien, wäre heute vielleicht gar keine schlechte Idee. Auch die Politik möchte nicht mehr jedes Detail regulieren, sondern, dass die Unternehmen sich zusammenraufen und kundenfreundliche Lösungen finden und sich nicht viel Zeit dabei lassen.
Ja, es wird sogar drüber nachgedacht, ob Frequenzen künftig wieder umständlich auktioniert werden müssen oder wie man sie praxisnah vergeben und den maximalen Netzausbau erreichen kann.
Gut ist es auch, die Euphorie mancher Marktteilnehmer zu bremsen, die den Eindruck erwecken, morgen früh liegt überall funktionsfähige Glasfaser und danach laufe alles wie von selbst.