Direct Carrier Billing

o2: Bezahlen per Handy über Netzbetreiber wird ausgebaut

Bezahlen mit dem Handy ist so alt wie das Handy. Merk­wür­dige Abo-Anbieter haben sich gerne an Prepaid-Kunden berei­chert. Allzu­lange hat die Branche wegge­sehen. Wird es jetzt besser? o2 will die Methode ausbauen.
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o2 möchte das Bezahlen über die Handyrechnung ausbauen. Viele  Verbraucher haben schlechte Erfahrungen mit unfreiwilligen Abos gemacht o2 möchte das Bezahlen über die Handyrechnung ausbauen. Viele Verbraucher haben schlechte Erfahrungen mit unfreiwilligen Abos gemacht
Bild: Picture Alliance / dpa
Mobiles Bezahlen per Handy ist eigent­lich nichts Neues. Die meisten denken bei dem Begriff an kontakt­loses Bezahlen im Geschäft, in dem eine virtu­elle Kredit- oder Debit­karte einer Bank oder einer Karten­or­ga­ni­sa­tion zur Zahlung über das Handy verwendet wird.

Dann gibt es noch eine andere Bezahl­me­thode die "Carrier Billing" zu Deutsch "Bezahlen über den Netz­be­treiber" heißt. Die gibt es im Prinzip seit den Anfängen des Mobil­funks vor fast 30 Jahren, doch diese Bezahl­me­thode ist durch schwarze Schafe ziem­lich stark in Verruf geraten. Gleich­wohl meldet der Netz­be­treiber Telefónica (o2) jetzt eine Stei­ge­rung und will diese Methode verstärkt ausbauen.

Stei­gende Kunden­zah­lungen über Mobil­funk­rech­nung?

o2 möchte das Bezahlen über die Handyrechnung ausbauen. Viele  Verbraucher haben schlechte Erfahrungen mit unfreiwilligen Abos gemacht o2 möchte das Bezahlen über die Handyrechnung ausbauen. Viele Verbraucher haben schlechte Erfahrungen mit unfreiwilligen Abos gemacht
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Bei Telefónica Deutsch­land sei das Trans­ak­ti­ons­vo­lumen des Bezah­lens per Handy­rech­nung (Direct Carrier Billing) im vergan­genen Jahr um knapp 40 Prozent gestiegen, teilte der Netz­be­treiber mit. Durch­schnitt­lich hätten die Kunden mitt­ler­weile rund vier Millionen Trans­ak­tionen pro Monat über ihre Handy­rech­nung abge­rechnet.

Die Anzahl der rund 42 Millionen Kunden von Telefónica Deutsch­land, die diesen Service nutzen, stieg in den letzten zwölf Monaten um 15 Prozent auf circa eine Million. „Unsere Kunden halten diese Bezahl­me­thode für sehr sicher und entscheiden sich deshalb vermehrt für sie", erklärt Pia von Houwald, Director Digital Processes & Services bei Telefónica.

Sie möchte das "Ökosystem" weiter ausbauen. „Das Bezahlen per Handy­rech­nung sowie ein attrak­tives Part­ner­netz, das wir stetig erwei­tern, stärken nach­haltig die Kunden­be­zie­hung und -nutzen“. Gerade kam der TV-Anbieter DAZN dazu. Kunden von Telefónica Deutsch­land können heute schon bei Google und Apple ihre Apps, Musik, Videos und vieles über ihre Handy­rech­nung bezahlen.

Es soll einfa­cher sein

Kompli­zierte Bezahl­ver­fahren, so sieht es Telefónica, sind für viele Verbrau­cher eine Hürde, die das Bezahlen per Handy­rech­nung besei­tigen könne. Die Einkäufe werden am Ende des Monats über die nächste Handy­rech­nung oder das aktu­elle Prepaid-Guthaben abge­bucht.

Telefónica stellt sich vor, auch "jenseits von digi­talen Gütern" über das Handy bezahlen zu lassen. Das könnten Brief­marken, Fahr­karten oder Park­scheine sein. Zukünftig sollen Zahlungen an Auto­maten, im Taxi, beim Strom­tanken von e-Autos, beim Car Sharing, bei E-Scoo­tern, Bike Sharing, bei Liefer­diensten oder sogar in Fast Food Restau­rants möglich sein.

Clean-Market-Initia­tive

Das mobile Bezahlen über das Handy hat einen schlechten Ruf. Die einfache Möglich­keit, an das Geld der Kunden zu gelangen, wobei viele Anwender gar nichts merkten oder davon wussten, wie viel Geld wofür abge­bucht wurde, oft für Dinge, die niemals (un)bewusst bestellt wurden, hat in der Vergan­gen­heit für viel Ärger und Enttäu­schung geführt.

Anbieter von zwei­fel­haften Chats, Klin­gel­tönen oder anderen "Diensten", haben zeit­weise sehr gut davon gelebt. Inzwi­schen verhin­dert die Dritt­an­bie­ter­sperre wirksam diesen Zahlungsweg. Die Branche hat erst relativ spät verstanden, dass es nicht geht, den protes­tie­renden Kunden zu einer Kette von Liefe­ranten zu schi­cken, in der Hoff­nung, das Problem elegant loszu­werden.

Für Telefónica "steht die Sicher­heit des mobilen Zahlens an erster Stelle", betont das Unter­nehmen. Mit der Teil­nahme an der "Clean-Market-Initia­tive" wolle man sich verpflichten, "höchste Stan­dards im Verbrau­cher­schutz" zu erfüllen. Ja, das Unter­nehmen glaubt sogar, dass Kunden lieber per Handy­rech­nung als per Kredit­karte oder Paypal bezahlen wollten, wofür man sich oft geson­dert regis­trieren müsse.

Neues Redi­rect-Verfahren

Das "Redi­rect-Verfahren" soll vor unge­wollten Käufen schützen. Nachdem der Einkauf getä­tigt wurde, würden Anwender auf eine Seite des Mobil­funk­an­bie­ters weiter­ge­leitet und erhielten dort eine genaue Über­sicht zu allen "gekauften" Arti­keln und Preisen. Erst danach könne der Kauf abge­schlossen und tatsäch­lich bezahlt werden.

Eine Einschät­zung

Wenn das Verfahren wirk­lich durch­ge­hend bei allen Anbie­tern und Abrech­nungen so funk­tio­nieren sollte, wenn Rekla­ma­tionen mit einem Maus­klick oder maximal einem Anruf möglich wären, dann wäre das eine gute Sache. Unzäh­lige Opfer von merk­wür­digen Abos - bevor­zugt über die Prepaid-Handy­rech­nung (wo ein Verbin­dungs­nach­weis nur versteckt online oder nur auf ausdrück­liche Nach­frage ange­boten wird) - haben andere Erfah­rungen gemacht.

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