Problematisch

Bezahlen mit dem o2-Prepaid-Handy - kompliziert

Bezahlen mit dem Handy könnte ja einfach sein. Doch wenn es zu einfach wäre, könnte es zum Miss­brauch einladen. Hier treffen Einfach­heit und Sicher­heits­be­denken aufein­ander.
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Bezahlen über das Handyguthaben ist nicht so einfach wie es scheint. Bezahlen über das Handyguthaben ist nicht so einfach wie es scheint.
Foto: Picture Alliance / dpa
Wir hatten über die Möglich­keit, über die o2-Handy­rech­nung auch andere Dienst­leis­tungen bezahlen zu können, berichtet.

Theorie und Praxis

Bezahlen über das Handyguthaben ist nicht so einfach wie es scheint. Bezahlen über das Handyguthaben ist nicht so einfach wie es scheint.
Foto: Picture Alliance / dpa
Ein Leser schrieb uns, dass "schnell, einfach, sicher und ohne Regis­trie­rung per Handy­rech­nung oder Prepaid-Guthaben bezahlen" in der Praxis nicht funk­tio­niere.

Nirgendwo stehe, dass man für die Zahlung per Handy­rech­nung erst eine sepa­rate Aufla­dung durch­führen oder eine "Warte­zeit erdulden" müsse. Als der Leser kurz nach Akti­vie­rung seiner Prepaid-Karte von o2 diesen Service nutzen wollte, wurde das mit einer Fehler­mel­dung quit­tiert: "Bitte laden Sie zunächst Ihr Guthaben auf. Die System­frei­schal­tung für das Bezahlen per Handy­rech­nung kann dann bis zu 24 Stunden dauern."

Zweimal aufge­laden und - nichts

Also hat der Leser die SIM zweimal mit Guthaben aufge­laden und die Zahlung erneut versucht. Zweimal seien danach die Zahlungs­ver­suche abge­lehnt worden. Danach warf er ein Blick in sein Online-Kunden­konto: "Dritt­an­bie­ter­dienste sind und waren nie gesperrt, ich habe mehr als genug Guthaben (>30 Euro)", schrieb er uns.

Kunde fühlt sich getäuscht

Für den Leser sei das eine "klare Täuschung von Kunden", da vor seinem ersten Zahlungs­ver­such nicht klar war, "dass eine einma­lige Über­wei­sung oder gar eine Warte­zeit erfor­der­lich sein würde."

Der Leser versuchte, Telefónica mehr­fach per o2-Forum, Hotline, Chat, E-Mail und sogar per Brief zu kontak­tieren. Dabei hätten sich wider­spre­chende Aussagen seitens o2 abge­wech­selt: Er könne Dritt­an­bie­ter­dienste "voll nutzen", "bis 5 Euro nutzen" (eine Zahlung über 90 Cent wurde wieder verwei­gert) oder bis zu einem Limit, das ihm nicht mitge­teilt werden dürfe, nutzen oder er könne das erst 24 Stunden nach Aufla­dung nutzen (was nach seiner Empfin­dung auch nicht stimmt).

o2-Pres­se­stelle erklärt die Fein­heiten

Wir haben den Fall an die Pres­se­stelle von Telefónica weiter­ge­leitet. Die Antwort weit­ge­hend im Original-Wort­laut: "Wir bedauern, dass Herr X. mit unserem Service nicht zufrieden war. Aus Sicher­heits­gründen ist bei Prepaid-Tarifen vor der ersten Gutha­ben­auf­la­dung das Bezahlen per Handy­rech­nung nur einge­schränkt nutzbar. Nach einer Gutha­ben­auf­la­dung erhöht sich das Nutzungs­limit für die Bezahl­me­thode. Gemäß unserer Allge­meinen Geschäfts­be­din­gungen muss der Kunde ein Guthaben auf sein Gutha­ben­konto über­tragen, um Prepaid-Mobil­funk­leis­tungen nutzen zu können. Eine expli­zite Regis­trie­rung ist weiterhin nicht erfor­der­lich und es entstehen dadurch auch keine Mehr­kosten.

Die Nutzungs­li­mits werden dyna­misch anhand diverser interner Krite­rien berechnet und dienen in erster Linie der Sicher­heit. Da bei Dritt­an­bie­ter­diensten auch höhere Rech­nungs­be­träge entstehen können, haben die Nutzungs­li­mits im Sinne des Verbrau­cher­schutzes hier Prio­rität.

Die Erläu­te­rung der Vorteile auf www.o2online.de „Schnell, einfach, sicher und ohne Regis­trie­rung per Handy­rech­nung oder Prepaid-Guthaben bezahlen“ beziehen sich auf die Funk­tio­na­lität „Bezahl einfach per Handy­rech­nung“, für die der Kunde nicht zusätz­lich einen Anmel­de­pro­zess durch­laufen muss. Die (gesetz­lich vorge­schrie­bene) Prepaid-Regis­trie­rung ist hier nicht gemeint.

Einfach­heit vs. Sicher­heit

Hier kreuzen sich schlicht zwei Welten: Die Einfach­heit des Bezahl­vor­gangs über das vermeint­liche Handy­gut­haben für den Kunden trifft auf die Angst, dass findige Kunden mit dem "güns­tigen" Start­gut­haben teure Dienste in Anspruch nehmen könnten, anstatt die Karte frisch aufzu­laden. Hinzu­kommen Sicher­heits­be­denken der Aufsichts­be­hörden, die bei jedem Geld­transfer schnell pein­liche Fragen stellen möchten, bevor sie ihn erlauben wollen. Und aktuell kommt noch die kompli­zierte Frage der Mehr­wert­steu­er­ab­rech­nung dazu, weil diese in Prepaid­gut­haben zunächst nicht enthalten ist und erst später "auftaucht".

Man sollte sich auf diese Bezahl­ver­fahren besser nicht verlassen, sondern einen "Plan B" bereit halten, sonst ist man verlassen.

Die Deut­schen scheinen sich mit dem Bezahlen per Handy ohnehin schwer zu tun.

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