Schweiz: Swisscom-Tarife werden teurer
Swisscom-Chef Urs Schaeppi erhöht die Preise für verschiedene Tarife, nicht immer gibt es mehr Inhalt für mehr Geld
Foto: Picture Alliance / dpa
Im Mobilfunk kennen viele Kunden eigentlich nur eine Preisrichtung: Es soll immer billiger werden. Doch das ist nicht der Fall. Es kann auch teurer werden, selbst wenn man dabei "mehr für mehr" anbietet.
Dieses Phänomen ist nicht auf Deutschland beschränkt. Ralf Beyeler, ehemaliger teltarif.de-Kollege, schreibt heute für das Preisvergleichsportal moneyland.ch und hat die neuen Abo-Tarife des Schweizer Marktführers Swisscom aktuell untersucht.
Ein Abo ist ein Laufzeitvertrag
Swisscom-Chef Urs Schaeppi erhöht die Preise für verschiedene Tarife, nicht immer gibt es mehr Inhalt für mehr Geld
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Wenn in der Schweiz von einem "Abo" die Rede ist, meint man damit einen Laufzeitvertrag, der auf eine gewisse Zeit abgeschlossen und dann monatlich beispielsweise per Abbuchung vom Bankkonto bezahlt wird.
Das beliebte Swisscom-Abo "inOne mobile basic" kostet nun 5 Franken (4,63 Euro) pro Monat mehr. Ebenfalls teurer wird das günstigste Abo im Swisscom-Sortiment. Zwar gehen die Preiserhöhungen mit leichten Verbesserungen bei den Leistungen einher. Trotzdem sind die Preiserhöhungen insofern bemerkenswert, als die Swisscom-Angebote bereits jetzt zu den teureren gehören.
Neue Preise bei "inOne mobile basic"
Der bereits erwähnte Tarif "inOne mobile basic" kostet künftig 50 Franken (46,30 Euro) im Monat. Zuvor wurden nur 41,71 Euro (45 Franken) berechnet. Im Mehrpreis von 4,63 Euro sind jetzt 3 GB statt bisher 2 GB Datenvolumen pro Monat enthalten. Beyeler vermutet, dass "die meisten Kunden mit diesem Einsteiger-Tarif bisher weniger als 2 Gigabyte im Monat übertragen haben". So könne die Swisscom ihren Umsatz steigern.
Im Vergleich mit anderen Angeboten im Schweizer Markt ist dieses Abo sehr teuer. Oft bieten Schweizer Anbieter ihren Kunden schon für monatlich 20 bis 30 Franken (etwa 18-27 Euro) Angebote mit unlimitiertem Internet an, wobei die möglichen Geschwindigkeiten dabei niedriger als in den teureren Tarifen sind. Swisscom ist nach der Beobachtung von Beyeler "etwa doppelt so teuer und begrenzt zudem die enthaltene Datenmenge auf 3 GB im Monat".
Immerhin: Kunden, die schon in einem Vertrag stecken, zahlen während ihrer 12 Monate beziehungsweise 24 Monate langen Vertragslaufzeit weiter den bisherigen (günstigeren) Grundpreis.
"Swiss mobile light plus" wird empfindlich teurer
Man kann Preise auch indirekt erhöhen. So ersetzt Swisscom ihr bisher günstigstes Handy-Angebot "Swiss mobile light" durch einen neuen Tarif "Swiss mobile light plus". Das neue Abo kostet 30 Franken (27 Euro) und enthält dafür 1,5 GB Daten. Der alte Tarif war 5 Franken günstiger, aber mit nur 500 MB Daten wenig attraktiv.
Im neuen Tarif taucht ein unerwarteter Kostenfaktor auf: Telefonie-Minuten sind dort nämlich nur bedingt enthalten. Für jede Gesprächsminute sind 40 Rappen (37 Cent) zu bezahlen. Lediglich Anrufe zu anderen Swisscom-Anschlüssen sind im Preis bereits enthalten.
Früher war es... günstiger
Beyeler rechnet kritisch vor: "Swisscom hat die Grundgebühr des günstigsten Abos schrittweise erhöht. Heute ist es kaum mehr vorstellbar, dass Swisscom einst Handy-Abos mit einer Grundgebühr von 12 Franken (11,12 Euro) im Monat im Angebot hatte".
Insbesondere für treue und langjährige Kunden ist die erneute Preiserhöhung ärgerlich. Bestehende Kunden sollten sich nach Alternativen umsehen, empfiehlt Beyeler.
Jugendangebote: Ebenfalls teurer
Auch bei Angeboten für eine jüngere Kundschaft sind die Preise angestiegen: Die Jugend-Abos von Swisscom werden um 5 bis 10 Franken im Monat teurer. Ein auffallendes Preisbeispiel ist das Jugend-Abo "XTRA mobile go", das jetzt neu 70 Franken (64,89 Euro) statt bisher 60 Franken kostet. Dafür gibt es wenigstens eine höhere Internet-Geschwindigkeit als vorher.
Die "schnellere" Version konnten die Kunden schon bisher auf ausdrücklichen Wunsch für 70 Franken im Monat haben. "Neu müssen alle Swisscom-Kunden für die Version mit der schnelleren Geschwindigkeit bezahlen", kritisiert Beyeler. Dies sei unabhängig davon, ob sie diese wirklich auch benötigen. Dafür wurde das Höchstalter für die Buchbarkeit dieses Tarifs von 26 auf 30 Jahre erhöht, ein Wert, den es bei den Mitbewerbern schon länger gibt.
Unter dem Namen WinGo bietet die Swisscom weitaus günstigere Tarife an, wie es die Deutsche Telekom mit der Marke congstar tut.
Tipps für Touristen
Touristen, die nicht ständig in der Schweiz leben, aber eine Schweizer Karte brauchen oder haben möchten, können in der Regel keine Abo-Verträge erwerben (dazu ist eine Aufenthaltsbewilligung erforderlich). Eine Schweizer Prepaid-Karte ist hier eine interessante Alternative. Schweizer Prepaid-Karten halten "ewig", wenn mindestens eine kostenpflichtige Aktion pro Jahr durchgeführt wird, das kann auch im Roaming-Betrieb erfolgen. Der Versand einer SMS oder ein kostenpflichtiger Anruf (auch eingehend) reicht schon.
Neben dem "inOne-Prepaid" Angebot der Swisscom gibt es ähnliche Tarife auch bei Sunrise und Salt. Beim Kauf muss aber Pass oder Personalausweis vorgelegt werden, eine deutsche Adresse ist möglich.
Wie Sie grundsätzlich im Schweiz-Urlaub Roaming-Kosten sparen und günstig über Handy und Festnetz telefonieren, lesen Sie in einem Ratgeber.