5G

5G-Sicherheit: Einigung auf Huawei-Prüfverfahren

Beim Einbau von Netz­kom­ponenten in die 5G-Netze möchte die Politik mitreden, weil sie Angst hat, von chine­sischen Liefe­ranten ausge­späht zu werden.
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Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Norbert Röttgen hat den Sicherheitsbeschluss zu 5G-Netz-Komponenten begrüsst. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Norbert Röttgen hat den Sicherheitsbeschluss zu 5G-Netz-Komponenten begrüsst.
Foto: Picture Alliance / dpa
Der Vorsit­zende des Auswär­tigen Ausschusses, Norbert Röttgen (CDU), hat die von der Koali­tion verein­barte Sicher­heits­prü­fung für Ausrüster von 5G-Netzen begrüßt. „Die Exeku­tive erhält die notwen­digen Kompe­tenzen, mit denen die Sicher­heits­anfor­derungen umfas­send erfüllt werden können“, lobte der CDU-Poli­tiker gegen­über der in Düssel­dorf erschei­nenden Wirt­schafts­zei­tung Handels­blatt den Beschluss.

Kriti­sche Kompo­nenten müssen ange­meldet werden

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Norbert Röttgen hat den Sicherheitsbeschluss zu 5G-Netz-Komponenten begrüsst. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Norbert Röttgen hat den Sicherheitsbeschluss zu 5G-Netz-Komponenten begrüsst.
Foto: Picture Alliance / dpa
Zuvor hatten sich die Fach­poli­tiker in den Frak­tionen von Union und SPD darauf verstän­digt, wie die Prüfung kriti­scher Kompo­nenten für 5G-Netze ablaufen soll. Demnach müssen Netz­betreiber wie die Deut­sche Telekom, Voda­fone oder Telefónica o2 und künftig auch 1&1 dem Bundes­innen­minis­terium melden, wenn sie eine kriti­sche Kompo­nente eines Liefe­ranten erst­mals verbauen wollen.

4 Monate Zeit zur Prüfung

Das Innen­minis­terium hat dann bis zu vier Monate Zeit zu prüfen, ob dadurch die Sicher­heit der Bundes­repu­blik beein­träch­tigt würde. Sieht es dieses Risiko, kann das Innen­minis­terium den Einsatz verbieten, nachdem es die Einschät­zungen anderer Minis­terien einge­holt hat.

Rein poli­tische Glau­bens­prü­fung?

Beim Namen Huawei sehen viele Politiker "rot", weil sie eine Spionage aus China befürchten oder nur weil sie sauer sind, dass Technik aus China oft besser und günstiger ist. Beim Namen Huawei sehen viele Politiker "rot", weil sie eine Spionage aus China befürchten oder nur weil sie sauer sind, dass Technik aus China oft besser und günstiger ist.
Foto: Picture Alliance / dpa
Diese Prüfung muss nach dem Willen der Koali­tions­abge­ord­neten eine Reihe von Krite­rien berück­sich­tigen. Dazu zählt etwa, ob das jewei­lige Unter­nehmen direkt oder indi­rekt von der Regie­rung eines anderen Landes kontrol­liert wird. Dass der Bundestag nun klar regele, anhand welcher poli­tischen und tech­nischen Krite­rien die Unter­sagung erfolgen müsse, sei ein „wirk­licher parla­men­tari­scher Erfolg“, betonte Röttgen.

Röttgen hatte sich ebenso wie das SPD-geführte Auswär­tige Amt stets für eine harte Linie gegen­über chine­sischen Netz­aus­rüs­tern wie Huawei und ZTE einge­setzt. Der SPD-Abge­ord­nete Falko Mohrs sagte, die nun verein­barte Rege­lung sei „ein scharfes Schwert für den Schutz hoch­sen­sibler Bereiche vor Sabo­tage und Spio­nage“. Herstel­lern, die man für nicht vertrau­ens­würdig halte, könne man mit dem neuen Gesetz „einen deut­lichen Riegel vorschieben“.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Auf die Sicher­heit der verbauten Netz-Kompo­nenten zu achten ist eine gute Idee. Die welt­weite Neugierde auf das, was in den Netzen passiert, ist riesig, auf allen Seiten. Wenn diese neue Sicher­heits­prü­fung bedeutet, dass alle Kompo­nenten - egal von welchem Hersteller auf der Welt - gründ­lichst durch­leuchtet werden, ist das eine gute Idee und zu begrüßen.

Eine Durch­sicht durch staat­liche Stellen bedeutet aber zugleich auch eine Verzö­gerung im Ausbau­tempo neuer Netze. Haben die Prüfer die notwen­dige Fach­kenntnis oder schauen sie nur auf das Etikett des Herstel­lers und sortieren dann in "gut" und "böse" ein?

Was, wenn bei gründ­licher Durch­sicht der Unter­lagen und der Technik auch Lücken in Produkten "befreun­deter" Staaten gefunden werden?

Das ist keine Theorie, sondern bereits in der Vergan­gen­heit passiert, Bundes­kanz­lerin Merkel war damals betroffen und fand das Abhören durch US-Dienst­stellen "nicht lustig".

Der legen­däre Edward Snowden berich­tete schon 2014, dass der briti­sche Geheim­dienst GCHQ über Voda­fone deut­sche Kunden abhören könnte. Das Bundesamt für Sicher­heit in der Infor­mati­ons­technik (BSI) hielt das seiner­zeit auch für möglich, Voda­fone hat sich damals entschieden dagegen verwehrt. Können die Netz­betreiber über­haupt noch erkennen, ob "Unbe­fugte" in ihrem Netz "herum­geis­tern", wenn ja heute schon offi­zielle Schnitt­stellen für "legal Inter­cep­tion" (staat­lich gewolltes und erlaubtes Abhören, z.B. bei Ermitt­lungen und Straf­ver­fahren) bereit gehalten werden müssen?

An eins müssen wir uns wohl gewöhnen: 100 Prozent Sicher­heit und Vertrau­lich­keit im Netz gibt es schon lange nicht mehr. Die bange Frage bleibt, ob die "zuhö­renden" und "mitle­senden" Stellen den Wert der aufge­fan­genen Infor­mationen richtig bewerten und die Zusam­men­hänge verstehen können.

Werden gesam­melte Infor­mationen nur irgendwo auf einem Stapel landen und nie ausge­wertet, weil Geld und Personal fehlt? Oder landen sie am Ende irgendwo auf einem ille­galen Daten-Markt­platz im Darknet? Dann braucht man sie auch nicht zu sammeln.

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