Routerzwang der Provider: AVM befürchtet Ende des Wettbewerbs
Routerzwang bei den DSL-Providern
Bild: Kirill M - Fotolia.com
Einige Internet-Provider geben ihren Kunden vor, welche Router
sie an ihrem DSL-Anschluss zu verwenden
haben und verweigern zudem häufig die Herausgabe von Zugangsdaten
für alternative Hardware. Dieser Routerzwang
beschäftigt Hardware-Hersteller, Kunden und die Bundesnetzagentur
(BNetzA) nun schon eine Weile. Die Frage ist, ob eine solche
feste Bindung an eine bestimmte Hardware überhaupt rechtens ist.
Laut des FTEG
[Link entfernt]
, des Gesetzes über Funkanlagen und
Telekommunikationsendeinrichtungen, dürfen die "Betreiber
öffentlicher Telekommunikationsnetze […] den Anschluss von
Telekommunikationsendeinrichtungen an die entsprechende
Schnittstelle aus technischen Gründen nicht verweigern"
(Paragraph 11, Abs. 3).
Routerzwang bei den DSL-Providern
Bild: Kirill M - Fotolia.com
In der Praxis stellt sich die Situation allerdings nicht so
geregelt dar. Da die besagten Schnittstellen im Gesetzestext
nicht konkret definiert werden, steht es den DSL-Anbietern
frei, diese selbst festzulegen. So schrieb die BNetzA in einem
Anfang des Jahres veröffentlichten Schreiben, dass "die Entscheidung,
ob es sich bei den Routern um Netzbestandteile oder Endgeräte
handelt", den Anbietern obliege. Werde der Router als Netzbestandteil
definiert, seien die Schnittstellen des Provider-Gerätes die
Schnittstellen, an denen weitere Endgeräte betrieben werden dürfen
und nicht die Anschlüsse "an der Wand" oder "an der Dose". Ein
Anspruch auf Nutzung eines alternativen Routers bestehe in
der gegebenen Konstellation nicht, so die Regulierungsbehörde weiter.
Dies bedeutet im gleichen Zug, dass die Anbieter auch die vollständigen Zugangsdaten, die zur Einrichtung eines "fremden" Routers benötigt werden, nicht herausgeben müssen. "Nur die vertraglich vereinbarten Dienste müssen durch den Netzbetreiber angeboten werden", heißt es in dem Schreiben. Dabei sei auch das Argument, dass ein anderes Gerät umfassendere Funktionen bietet, nicht von Relevanz, da die Betreiber mit ihrem bereitgestellten Router lediglich die Nutzung der im Vertrag festgesetzten Funktionen garantieren müssten.
Routerzwang: Es gibt auch Vorteile
Wird ein Router vom DSL-Anbieter bereitgestellt, erfolgt die Einrichtung in der Regel vollautomatisch über einen Installationscode. Der Kunde erhält seine detaillierten Zugangsdaten daher nicht. Technisch läuft die Installation mittels Code über das sogenannte TR-069-Protokoll, über das Geräte Kontakt zu Auto-Configuration-Servern (ACS) aufnehmen können und dadurch automatisch konfiguriert werden. Für den Nutzer ist diese Art der Router-Installation äußerst bequem, da er lediglich noch die Kabel stecken muss - alle wichtigen Einstellungen werden vollautomatisch übernommen, wodurch sich weniger Fehler einschleichen können, die später eventuell zu Problemen führen.
Auch für die Provider bringt die Beschränkung auf bestimmte Router einige Vorteile. So müssen die Mitarbeiter des Supports beispielsweise nur auf eine bestimmte Auswahl von Router-Modellen geschult werden. Zudem haben die Provider oftmals die Möglichkeit, mittels Diagnose-Tool im Problemfall eine genauere Analyse des Fehlers zu erhalten.
AVM zeigt sich wenig begeistert
Wenig begeistert von den Untersuchungsergebnissen der BNetzA, die in Folge von Gesprächen der Behörde mit betroffenen Unternehmen, der EU-Kommission sowie anderen zuständigen Behörden in Europa veröffentlicht wurden, zeigt sich der Berliner Router-Hersteller AVM. Die feste Bindung an einen von den Anbietern vorgesehenen Router führe zu einem Ausschluss an Innovationen, da es keinen Wettbewerb um das beste Endgerät mehr gebe, so AVM. Auch für die Kunden bedeute die Routerbindung erhebliche Nachteile. Sie würden laut AVM die Möglichkeit verlieren, ein Endgerät nach eigenen Ansprüchen auswählen zu können.
Als Vergleichs-Szenario nennt das Berliner Unternehmen den Handy-Markt: Würden Nutzer bei Abschluss eines Mobilfunk-Vertrages auf ein vom Anbieter vorgegebenes Handy beschränkt werden, wäre die Entwicklung von Smartphones mit ihren vielen unterschiedlichen Features niemals so rasant fortgeschritten.