Hörfunk

Anachronismus: Landesweites UKW-Jugendradio kommt

Während alles von der Digi­tali­sie­rung spricht, bekommt Nord­rhein-West­falen voraus­sicht­lich ein landes­weites Jugend­radio im analogen UKW-Band. Immerhin elf Antrag­steller haben eine Absichts­erklä­rung für ein solches gemein­sames Programm­angebot unter­zeichnet
Von

In NRW planen Veranstalter ein neues Jugendradio auf UKW In NRW planen Veranstalter ein neues Jugendradio auf UKW
Foto: Denver
Es klingt schon ziem­lich verrückt: Während die gesamte Welt auf eine schnellst­mög­liche Digi­tali­sie­rung drängt, geht Nord­rhein-West­falen einen Weg zurück in die Zukunft. Der Plan: Ein neues, Anbieter über­grei­fendes Jugend­radio, das ganz klas­sisch im analogen UKW-Band ausge­strahlt werden soll.

Histo­rischer Eini­gungs­pro­zess

In NRW planen Veranstalter ein neues Jugendradio auf UKW In NRW planen Veranstalter ein neues Jugendradio auf UKW
Foto: Denver
Im Zuwei­sungs­ver­fahren über die zweite private UKW-Kette in Nord­rhein-West­falen (die erste landes­weit einheit­liche) haben die elf zuge­las­senen Antrag­steller jetzt eine Absichts­erklä­rung für ein gemein­sames Programm­angebot unter­zeichnet. Dies wurde in der letzten Sitzung der Medi­enkom­mis­sion der Landes­anstalt für Medien NRW (LfM) bekannt gegeben. Die Mitglieder der Medi­enkom­mis­sion wurden infor­miert, dass sich alle Bewerber in gemein­samen Verhand­lungen auf einen "Letter of Intent" einigen konnten – ein bisher einma­liger Vorgang bei der Vergabe einer einzelnen UKW-Frequenz-Kette. Das Ziel dabei ist es, eine gemein­same Unter­neh­mung mit verschie­denen Gesell­schaf­tern und unter­schied­lichen Gesell­schafts­anteilen zu gründen.

Das geplante neue Hörfunk-Programm­angebot in Nord­rhein-West­falen soll sich vornehm­lich an eine junge Ziel­gruppe richten, die Grenze soll wohl bei 39 Jahren liegen. Zusammen mit den 2021 gestar­teten DAB+-Programmen werde der landes­weite Radio­markt dadurch noch viel­fäl­tiger, so die LfM.

"Mit histo­rischen Super­lativen soll man ja eher vorsichtig sein, aber der Vorgang ist schon ein großer Schritt in Rich­tung eines höchst bemer­kens­werten Ergeb­nisses", kommen­tiert Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landes­anstalt für Medien NRW, die Verhand­lungen. "Mir jeden­falls ist kein vergleich­barer Fall von einem solch kollektiv-konstruk­tiven Verhalten aller Betei­ligten bei einem Verga­bever­fahren bekannt. Gut für NRW und gut für den Audio­markt."

Dem neuen Jugend­radio-Konsor­tium gehören viele namhafte Unter­nehmen der Radio­branche an, unter anderem radio NRW, der Mantel­pro­gramm­ver­anstalter für Lokal­radios, die Antenne Bayern über zwei Toch­ter­firmen, radio ffn aus Nieder­sachsen, Kiss FM aus Berlin sowie Studio Gong und die Neue Welle aus Bayern.

Angebot wird es auch digital geben

Obwohl der Haupt­ver­brei­tungsweg das analoge UKW-Band sein wird - das Angebot soll hier auf 27 Frequenzen verbreitet werden - dürften auch digi­tale Medien für das neue, junge Radio eine große Rolle spielen. Dazu gehören neben einem Simul­cast im Internet, Auftritte im Web und auf Social Media. Nicht auszu­schließen ist, dass das Angebot hier sogar mehr Fans in der Ziel­gruppe finden wird, denn jüngeren Hörern wird nach­gesagt, dass sie kaum noch klas­sisches Radio über Antenne konsu­mieren, sondern zum Radio­hören eher das Smart­phone nutzen.

Laut aktu­ellem Stand soll das Programm nicht parallel auch im Digi­tal­radio DAB+ verbreitet werden, da zumin­dest zum aktu­ellen Zeit­punkt alle Sende­plätze im privaten Landes-Multi­plex ausge­bucht sind.

Neues zu DAB+ gibt es dagegen aus Bayern, Berlin und Hessen.

Mehr zum Thema UKW-Radio