Verschwendung

Glasfaser Bautzen: Bund der Steuerzahler übt Kritik

Der Bund der Steu­erzahler pran­gert Pannen beim Breit­band­ausbau des Kreises Bautzen an. Nicht förder­fähige Gebiete wurden erschlossen und Straßen vergessen. Der Kreis schiebt die Schuld auf den Bund.
Von mit Material von dpa

Wir haben über das Glas­faser­pro­jekt im Land­kreis Bautzen (Sachsen) berichtet, das unter der Feder­füh­rung der Telekom ausge­baut wurde. Nach der allge­meinen Begeis­terung über das schnelle Internet kam bald Kritik, weil einige Straßen und Bereiche aufgrund einer fehler­haften Daten­lage nicht ausge­baut wurden. Dann gibt es Bereiche, die bereits mit Kabel-TV eines Anbie­ters ausge­baut sind. Sie können deswegen keine Glas­faser­för­derung bekommen können, weil die Richt­linien vorsehen, dass bereits aktive Anbieter, die eine gewisse Mindest­geschwin­dig­keit bieten, nicht benach­tei­ligt werden sollen. Viele Kunden sehen das aber anders und würden viel­leicht lieber Glas­faser nehmen, statt des vorhan­denen Internet via TV-Kabel.

Steu­erzahler-Bund pran­gert Pannen an

Der Bund der Steuerzahler kritisiert vermeidbare Mehrkosten und fehlerhafte Planung beim Glasfaserausbau im Kreis Bautzen. Der Bund der Steuerzahler kritisiert vermeidbare Mehrkosten und fehlerhafte Planung beim Glasfaserausbau im Kreis Bautzen.
Foto: Picture-Alliance / dpa
Nun meldet sich der Bund der Steu­erzahler in Sachsen zu Wort und pran­gert diverse Pannen beim Breit­band­ausbau im Kreis Bautzen an. Der Land­kreis Bautzen habe viele Millionen Euro für den Breit­band­ausbau ausge­geben, aber bei der Planung nach Ansicht des Vereins Bund der Steu­erzahler "auf veral­tete Karten" gesetzt. Die Folge: Tausende Adressen wurden nicht berück­sich­tigt und müssen mit immensen Mehr­kosten nach­träg­lich ange­schlossen werden Das kriti­siert der Verein in seinem gestern vorge­stellten "Schwarz­buch". So habe auf das erste, 105 Millionen Euro teure Ausbau­pro­jekt ein zweites Projekt mit einem Volumen von 83,3 Millionen Euro aufge­legt werden müssen. Das Gros davon seien jeweils Förder­mittel von Bund und Land.

Der Steu­erzah­ler­bund wirft dem Land­kreis erheb­liche Fehl­pla­nungen vor. So seien Äcker und Wiesen als Bedarfs­flä­chen ausge­wiesen, einige Wohn­gebiete aber lücken­haft berück­sich­tigt worden. Den Angaben nach erhielt etwa in Stei­nigt­wolms­dorf ein Garten- und Wochen­end­haus­gebiet Anschluss ans schnelle Internet, obwohl dort nicht dauer­haft gewohnt werden darf und somit die Förder­fähig­keit eigent­lich nicht gegeben war. Dagegen seien inner­orts Grund­stücke schlicht vergessen worden, hieß es.

14.000 Euro pro Anschluss

Der Verein rechnet vor: Im ersten Projekt kostete der Anschluss pro Adresse im Schnitt rund 2500 Euro, in dem durch Planungs­fehler notwendig gewor­denen zweiten Ausbau­pro­jekt seien es dann rund 14.000 Euro pro Adresse. "Die Mehr­kosten von 11.500 Euro pro Adresse im neuen Projekt wären bei ordnungs­gemäßer Planung zumin­dest teil­weise vermeidbar gewesen", heißt es im Schwarz­buch.

Bund ist Schuld?

Der Land­kreis weist die Kritik von sich und zeigt auf den Bund. Nach dessen Förder­regu­larien gelte ein Gebiet erst als mit Breit­band unter­ver­sorgt, wenn mindes­tens 95 Prozent der Haus­anschlüsse unter 30 Megabit pro Sekunde anliegen haben. Dazu kämen nicht umge­setzte Ausbau­pro­jekte und fehler­hafte Meldungen zu anlie­genden Band­breiten durch die Tele­kom­muni­kati­ons­unter­nehmen.

Man habe das Problem früh erkannt und nach­gesteuert, sagte Birgit Weber, Beigeord­nete des Land­kreises. Die Höhe der entstan­denen Mehr­kosten ist den Angaben des Land­kreises nach nicht genau zu bezif­fern. Den Planungs­büros müssten zudem Fehler nach­gewiesen werden, um sie in Regress nehmen zu können. Das sei in der "hoch­kom­plexen Gemenge­lage" nicht möglich.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Der Versuch der Bundes­regie­rung, allen Betei­ligten nur Gutes zu tun, kann im Detail durchaus schief gehen. Viel­leicht wäre es besser gewesen, Förder-Gebiete flächen­deckend mit neuester Technik auszu­bauen und dabei die dort bereits aktiven Anbieter mit einzu­beziehen. Jetzt sind die Kunden sauer, weil sie zu viel Daten­rate haben, um geför­dert werden, aber zu wenig nutz­bare Band­breite oder weil sie dem vorhan­denen oder mögli­chen Anbieter aufgrund schlechter Erfah­rungen oder Hören­sagen anderer Kunden nicht über den Weg trauen. Viel­leicht fehlen dem vorhan­denen Anbieter auch die Mittel, selbst auf Glas­faser hoch­zurüsten, weil er sich mehr schlecht als recht von seinen vorhan­denen Kunden ernähren kann. Wird er von anderen Anbie­tern über­baut, kann er im Prinzip seinen Laden zusperren, so oder so keine schöne Situa­tion.

Ande­rer­seits ist im konkreten Falle der Land­kreis Bautzen zu loben, dass sie hart­näckig blieben und einen Ausbau des Land­kreises ange­stoßen und voran­gebracht haben. Sonst gäbe es dort vermut­lich bis heute nicht mehr als 1000 oder 2000 kBit/s - oder nicht mal das.

Wer daheim seine TV-Programme über Satellit schaut, kann darüber bald auch die Ange­bote von HD-Plus empfangen.

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