Fake News: Viele EU-Bürger prüfen Infos im Internet nicht
Der gezielte Einsatz von Desinformationen und gefälschten Fotos verunsichert einen Großteil der EU-Bürger: Aber mit 44 Prozent hat weniger als die Hälfte der Europäer nach eigenen Angaben schon einmal Informationen aus dem Internet überprüft. Das ist das Ergebnis einer am Donnerstag vorgestellten Untersuchung der Bertelsmann Stiftung. Laut der Studie "Upgrade Democracy", für die im März 2023 mehr als 13.000 EU-Bürgerinnen und -Bürger repräsentativ befragt wurden, sind 54 Prozent häufig oder sehr häufig verunsichert, ob die im Internet aufgenommenen Informationen stimmen.
Bewusst Desinformation wahrgenommen
Eine Verschwörungstheorie auf einer Tasche
picture alliance/dpa
Dabei haben im Durchschnitt 39 Prozent aller EU-Bürger bereits bewusst Desinformation wahrgenommen. In Deutschland waren es nur 29 Prozent. In Spanien waren es dagegen 49 Prozent.
In den vergangenen Monaten hatte ein gefälschtes Foto des Papstes in einem dicken weißen Daunenmantel für Aufsehen gesorgt. Es steht als Beispiel dafür, wie mit Künstlicher Intelligenz (KI) Bilder manipuliert und erstellt werden können. Den EU-Bürgern mangelt es dabei nicht an Problembewusstsein. 86 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Politik mehr gegen die Verbreitung von Desinformation unternehmen soll. Von den Betreibern der Plattformen erwarten sogar 89 Prozent ein größeres Engagement.
"Für den Einsatz gegen Desinformationen müssen viele Räder ineinandergreifen. Neben einer Regulierung von oben braucht es einen Kompetenzaufbau von unten", sagte Cathleen Berger, Expertin für Digitalpolitik bei der Bertelsmann Stiftung. Es müsse gelingen, die Bevölkerung in der Breite stärker auf die Risiken von Desinformationen aufmerksam zu machen.
"Verlässliche Informationen sind die Grundlage für eine fundierte Meinungsbildung und damit für den demokratischen Diskurs. Die Menschen in Europa verspüren eine große Unsicherheit darüber, welchen digitalen Inhalten sie noch vertrauen können und welche absichtlich manipuliert worden sind", sagte Kai Unzicker, Autor der Studie und Experte für Demokratie und Zusammenhalt bei der Bertelsmann Stiftung, zum Ergebnis.
Die Methodik der Studie
Für die Studie "Upgrade Democracy" wurden im März 2023 insgesamt 13.270 EU-Bürger im Alter zwischen 16 und 70 im Auftrag der Bertelsmann Stiftung repräsentativ für die EU und die sieben Mitgliedsstaaten Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, die Niederlande, Polen und Spanien online durch das Umfrageunternehmen Latana befragt.
So wurde zum Beispiel gefragt. Wie unsicher sind Sie bei Informationen im Internet zum Thema Ukrainekrieg/Angriff auf Europa, wie nehmen Sie Desinformationen wahr, sollte die Politik die Verbreitung von Desinformationen bekämpfen, sollten die Plattformen die Verbreitung von Desinformationen bekämpfen. Als Antworten war möglich: stimme voll zu, stimme eher zu, stimme eher nicht zu oder stimme gar nicht zu.
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