Bitkom: Aktenordner und Fax haben noch nicht ausgedient
Smartphone statt Tischgerät, digitales Auftragsbuch statt Aktenberg, Filesharing statt Fax – was in einigen Unternehmen längst Standard ist, ist in anderen Unternehmen noch ferne Zukunftsmusik, stellt der Branchenverband Bitkom fest.
Digital Office: Nicht alle Unternehmen up2date
Beim Thema "Digital Office" zeigt sich in der deutschen Wirtschaft ein gespaltenes Bild: Nur jedes zwanzigste Unternehmen (5 Prozent) sehe sich bei der Digitalisierung seiner Geschäfts- und Verwaltungsprozesse als Spitzenreiter. Weitere 50 Prozent verorten sich eher unter den "Vorreitern". Demgegenüber ordneten sich 42 Prozent als "Nachzügler" ein. Den Anschluss an die Digitalisierung verpasst zu haben, gibt niemand freiwillig zu.
Bitkom startet Fachmesse für Digitalisierung "Transform"
Der Branchenverband Bitkom lädt zur Fachmesse Transform in Berlin ein, um die Digitalisierung zu beschleunigen.
Grafik: Bitkom / Screenshot: transform.show
Die Zahlen stammen aus einer Studie, die der Digitalverbands Bitkom anlässlich der Messe "Transform" veröffentlicht, die in der Station Berlin (ehemaliger Postbahnhof am Gleisdreieck) heute ihre Tore öffnet. Unter den Ausstellern befinden bekannte Namen wie Vodafone Stiftung, die Deutsche Telekom oder o2-Business, SAP, Bosch, Siemens und so weiter.
Die Fragestellungen der Messe sind klar: Welche Trends gibt es im IT-Markt? Wie wird Künstliche Intelligenz die Arbeitswelt verändern und wie kann man Daten gesetzeskonform nutzen? Wo genau beginnt man am besten, Büro- und Verwaltungsprozesse zu digitalisieren?
Zielgruppe der Messe sind Geschäftskunden (B2B) die sich zwei Tage lang über neue Technik, Anregungen und konkrete Hilfestellungen informieren können. Auf dem Plan stehen mehr als 200 Stunden Programm auf drei Bühnen, Management-Treffen und Schulungsangebote. Mit im Programm ist die "Digital Office Conference", die sich speziell mit der Digitalisierung von Geschäfts- und Verwaltungsprozessen befasst. Zu der Veranstaltung werden 5000 Branchenexperten erwartet.
Kleine und mittlere Unternehmen: viel Nachholbedarf
Den größten Nachholbedarf sehen laut Bitkom kleine Unternehmen mit 20 bis 99 Beschäftigten und mittelständische mit 100 bis 499 Beschäftigten: Je 43 Prozent der kleinen und der mittleren Unternehmen sehen sich als Nachzügler bei der Digitalisierung ihrer Geschäfts- und Verwaltungsprozesse.
Unter den Großunternehmen mit 500 und mehr Beschäftigten sind es hingegen nur 28 Prozent. Letztere sehen sich mit 66 Prozent häufiger als Vorreiter oder Spitzenreiter als kleine oder mittlere Unternehmen mit jeweils 55 Prozent.
Bitkom sieht große Herausforderungen
"Bei der Digitalisierung ihrer Geschäfts- und Verwaltungsprozesse stehen Unternehmen vor ganz individuellen Herausforderungen. Aber ob Kleingewerbe und Großkonzern – wer Prozesse digitalisiert, spart Zeit, reduziert Kosten und erhöht seine Wettbewerbsfähigkeit", so erklärt es Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst, im Hauptberuf Vorsitzender der Geschäftsführung & Group CEO beim Sicherheits-Produkte-Hersteller Giesecke + Devrient, die unter anderem Geldscheine (ganz legal!) drucken dürfen oder SIM-Karten und die dafür notwendige Infrastruktur herstellen.
Die meisten Unternehmen hätten die Probleme der Digitalisierung bereits erkannt. So hätten bereits 91 Prozent der Unternehmen eine Digitalstrategie. Gleichzeitig hätten auch knapp die Hälfte der Unternehmen (48 Prozent) generell Probleme, die Digitalisierung zu bewältigen, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie des Bitkom zum Stand der Digitalisierung in der deutschen Wirtschaft ergeben hat.
604 Unternehmen befragt
Für die Studie wurden 604 Unternehmen ab 20 Beschäftigen in Deutschland repräsentativ befragt. „Wir sehen in vielen Unternehmen intensive Bemühungen, die Digitalisierung voranzutreiben. 69 Prozent der Unternehmen wollen ihre Digitalinvestitionen in diesem Jahr hochfahren oder zumindest stabil halten“, führt Wintergerst weiter aus.
Wie kamen die Zahlen zustande?
Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt wurde. Dabei wurden 604 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland telefonisch befragt. Die Befragung fand im Zeitraum von KW 1 bis KW 6 2024 statt. Damit gilt die Umfrage als repräsentativ.
Als "kleine Unternehmen" gelten Firmen mit 20 bis 99 Beschäftigten, "mittlere Unternehmen" mit 100 bis 499 Beschäftigten und große Unternehmen ab 500 Beschäftigte.
Gefragt wurde: „Wo steht Ihr Unternehmen, wenn es um das Thema Digitalisierung der Geschäfts- und Verwaltungsprozesse geht?“.
Die Methodik zum allgemeinen Stand der Digitalisierung der deutschen Wirtschaft erklärt Bitkom auf seiner eigenen Webseite.
Faxgeräte bleiben weiter beliebt
Gerne wird in Unternehmen und Behörden nach Erkenntnissen des Autors noch das Faxgerät verwendet, weil es einfach zu bedienen ist und man "etwas in der Hand" hat. Zwar gibt es auch beim Fax längst "Spam" (also unerwünschte Werbefaxe), die sich aber doch recht schnell aussortieren lassen. Ausdrucke der empfangenen Faxe auf Thermopapier sind heute nicht mehr üblich. Die Faxe laufen in einem Computer auf oder können von vielen E-Mail-Dienstleistern in PDF gewandelt und dann als E-Mail-Anhang zugestellt werden. Solche Angebote können auch Privatkunden in den Bezahltarifen verschiedener E-Mail-Anbieter wie T-Online, GMX oder web.de etc. nutzen. Da man aber nie genau weiß, wo diese Faxe landen und wer sie alles mitliest, sind diese datenschutzrechtlich äußerst heikel.
Wie sieht es bei Ihnen am Arbeitsplatz aus? Gibt es noch ein Faxgerät? Werden E-Mails ausgedruckt und abgeheftet? Verwenden Sie noch klassische Sprachtelefonie oder läuft alles über Apps und Messenger? Berichten Sie uns im Forum unter dieser Meldung.