Themenspezial: Verbraucher & Service Einkaufen

Self-Service-Supermarkt: Wenn der Kunde Kasse macht

Scannen per Handy am Super­markt­regal, bezahlen an der SB-Kasse: Das Einkaufen wird inter­aktiver, der Kunde selbst­stän­diger. Self-Service-Ange­bote breiten sich rasant aus. Dem Einzel­handel hilft die Technik auch im Kampf gegen den Perso­nal­mangel.
Von dpa /

Verbrau­che­rinnen und Verbrau­cher über­nehmen im Einzel­handel heute schon häufig die Arbeit der Kassierer. Produkte scannen, selbst­stän­diges Bezahlen - für viele Kunden ist das vieler­orts längst Alltag. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Handels­for­schungs­insti­tuts EHI, die der Deut­schen Presse-Agentur dpa vorliegt.

Der Analyse zufolge können Kunden deutsch­land­weit schon in mehr als 5000 Geschäften entspre­chende Ange­bote nutzen, vor zwei Jahren lag die Zahl noch bei 2310. Die Tendenz ist deut­lich stei­gend. "In zehn Jahren wird etwa jeder dritte Super­markt über Selbst­bedie­nungs­kassen verfügen", prognos­tiziert EHI-Experte Frank Horst. Ein Über­blick über die wich­tigsten Ergeb­nisse der Studie:

Zwei Self-Service-Vari­anten sind weit verbreitet

Self-Service im Supermarkt nimmt zu (Symbolbild) Self-Service im Supermarkt nimmt zu (Symbolbild)
Bild: Syda Productions - fotolia
Vor allem zwei Systeme haben sich etabliert: Mithilfe von Selbst­bedie­nungs­kassen, auch Self-Checkout-Kassen genannt, können Kunden ihre Einkäufe über den Scanner ziehen und bezahlen, ganz ohne Personal. Daneben gibt es die Vari­ante des mobilen Self-Scan­ning. Nach der Anmel­dung können Verbrau­cher schon während ihrer Runde durch den Super­markt die Produkte scannen - mit speziell ausge­stat­teten Einkaufs­wagen, Hand­scanner oder per App auf dem Smart­phone ("Scan & Go"). Das spart Zeit, denn das Auspa­cken und erneute Regis­trieren der Waren an der Kasse entfällt. Self-Checkout ist deut­lich weiter verbreitet als Self-Scan­ning, viele Geschäfte bieten nur eines der beiden Systeme an, einige auch beide.

Selbst­bedie­nungs­kassen im Kommen

Vor allem die statio­nären Self-Checkout-Ange­bote haben laut EHI in den vergan­genen Jahren deut­lich zuge­legt. Der Einzel­handel kommt demnach aktuell auf rund 16.000 SB-Kassen (2021: 7240) in insge­samt 4270 Geschäften (2021: 1687). In Super­märkten, wo die Technik beson­ders häufig einge­setzt wird, gibt es 9600 der modernen Kassen, die sich auf 2600 Märkte verteilen. Das sind durch­schnitt­lich 3,7 SB-Kassen pro Filiale. Der Markt­anteil liegt damit bei etwa 7,5 Prozent. Am häufigsten zu finden sind SB-Kassen bei Rewe und Edeka, wo jeweils mehr als 750 Märkte entspre­chend ausge­stattet sind. Die Technik kommt aber längst nicht nur in Super­märkten zum Einsatz, sondern unter anderem auch bei Bauhaus, Ross­mann, Decathlon und Ikea.

Barzah­lungs­ange­bote nehmen ab

Als die SB-Kassen einge­führt wurden, war die Möglich­keit der Barzah­lung an den Termi­nals noch weit verbreitet. Im Jahr 2021 konnten Kunden noch in 76 Prozent der Super­märkte mit SB-Kassen an diesen ihren Einkauf bar bezahlen, aktuell ist das nur noch in 44 Prozent der Filialen möglich. Immer mehr Unter­nehmen verzichten bei der Einrich­tung neuer Systeme auf den Einsatz von Barzah­lungs­modulen. Einige Händler setzen weiter darauf, weil dies von Kunden explizit gewünscht wird.

Das sind die Vor- und Nach­teile

Weniger Platz­bedarf, kürzere Warte­zeit: Diese Vorzüge von SB-Kassen werden von Unter­nehmen beson­ders häufig genannt. Als die ersten Selbst­bedie­nungs­kassen vor Jahren eröffnet wurden, gab es auch kriti­sche Reak­tionen. Wozu braucht es in Zukunft über­haupt noch Kassierer? Heute hat sich die Sicht verän­dert. Wie viele Bran­chen hat auch der Einzel­handel mit erheb­lichen Perso­nal­pro­blemen zu kämpfen.

"Unser Bedarf nach Personal für unsere Märkte steigt jähr­lich, während es immer weniger Bewer­bungen auf die Stellen im Verkauf gibt", sagt ein Rewe-Spre­cher. Die SB-Kassen sorgten für Entlas­tung und Flexi­bilität bei der Perso­nal­pla­nung. Frank Horst, der Autor der EHI-Studie, sieht darin "einen Haupt­treiber für die Verbrei­tung der Systeme". Die Kunden­akzep­tanz sei deut­lich gestiegen. SB-Kassen haben aber auch einen Nach­teil. So steige mit der zuneh­menden Verbrei­tung und Nutzung auch das Dieb­stahl­risiko, heißt es in der EHI-Studie. Die Unter­nehmen zwinge das zu tech­nischen Nach­rüs­tungen im Kassen­bereich - wie Ausgangs­schleusen, Kame­raüber­wachung und Gewichts­kon­trollen durch Waagen.

Prognose

Die Zahl der Geschäfte mit Self-Service-Ange­boten dürfte in Zukunft noch deut­lich steigen. In vielen Rewe-Märkten bezahlt nach Angaben des Unter­neh­mens heute bereits jeder Zweite seinen Einkauf an einer Selbst­bedie­nungs­kasse. Bei Umbauten oder Neueröff­nungen von Filialen sind Selbst­bedie­nungs­kassen längst Stan­dard. Bei den Discoun­tern ist noch mit erheb­lichem Wachstum zu rechnen.

Aldi Süd hatte bereits Anfang des Jahres ange­kün­digt, vor allem in großen Städten stärker auf SB-Kassen setzen zu wollen. Auch Aldi Nord und Lidl testen entspre­chende Systeme. Werden konven­tio­nelle Kassen in abseh­barer Zeit ganz verschwinden? Frank Horst vom EHI erwartet das nicht. Ein Teil der Menschen lehne SB-Kassen immer noch ab und die Händler wollten keine Kunden verlieren.

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