Internet.org: Mark Zuckerberg will die Welt vernetzen
Internet.org-Initiative: Fünf Milliarden Menschen vernetzen
Screenshot: teltarif.de
Die Internet-Branche hat ein großes
Hindernis für weiteres Wachstum: Milliarden Menschen vor allem in den
Entwicklungsländern sind noch nicht online. Facebook-Gründer Mark
Zuckerberg will nicht tatenlos warten, bis die Telekom-Industrie die
vielen potenziellen neuen Mitglieder irgendwann ans Netz anschließt
oder Staaten die notwendige Infrastruktur aufbauen. Das ehrgeizige Ziel
der von ihm gegründeten Allianz Internet.org: Fünf Milliarden
Menschen schneller ins Internet bringen.
Internet.org-Initiative: Fünf Milliarden Menschen vernetzen
Screenshot: teltarif.de
"Heute haben nur 2,7 Milliarden Menschen - gut ein Drittel der
Weltbevölkerung - einen Zugang zum Internet", rechnete Zuckerberg in
einem zehnseitigen Manifest vor. Pro Jahr wachse die Zahl der
Anschlüsse lediglich um neun Prozent. "Aber wir glauben, dass jeder
es verdient, verbunden zu sein." Unterstützung bekommt der Plan bei
Internet.org unter anderem vom Handy-Riesen Nokia und dem
Chip-Spezialisten Qualcomm.
Zuckerberg-Manifest: "Ist verbunden sein ein Menschenrecht?"
Der Titel von Zuckerbergs Programmpapier lautet: "Ist verbunden sein ein Menschenrecht?" Für sein Unternehmen ist die Vernetzung der Welt aber die Grundlage fürs zukünftige Geschäft. Facebook hat inzwischen gut 1,1 Milliarden Mitglieder, die Wachstumskurve flacht aber ab. Die Devise "Internet für alle" bedeutet automatisch auch mehrere Milliarden neuer Nutzer.
Zugleich wird Facebook immer besser darin, Geld mit Werbeanzeigen zu verdienen - die Kombination der beiden Faktoren verspricht also einen Geldregen. Und Zuckerberg ist bewusst, wie groß sein Online-Netzwerk jetzt schon auch in den Regionen ist: "Die meisten Menschen in Entwicklungsländern verbrauchen wahrscheinlich mehr Daten bei der Facebook-Nutzung als mit allen anderen nicht datenhungrigen Diensten zusammen."
Mehr Menschen online impliziert mehr potenzielle Facebook-Nutzern
Zwei Aspekte fallen an der Zuckerberg-Allianz auf: Es geht um mobile Internet-Zugänge hauptsächlich auf dem Smartphone. Es ist jedoch kein Mitglied aus der Telekom-Branche dabei, die ja eigentlich die Infrastruktur aufbauen und betreiben muss. Die Netzbetreiber sehen die Entwicklungsländer zwar auch als Wachstumsregion. Aber zugleich klagen sie schon seit Jahren darüber, dass der weltweite Ausbau der Datennetze Milliarden verschlingt, die immer schwieriger wieder hereinzuholen sind. Die Idee, Internet-Zugänge zu verschenken, auch wenn es nur um eine schmale Auswahl an Internet-Diensten geht, passt nicht unbedingt dazu. Dafür fördern Telekom-Riesen wie die spanische Telefónica oder die Deutsche Telekom aber die Entwicklung günstiger Smartphones wie netzbasierten Geräten mit dem offenen Firefox-System.
Nicht nur Zuckerberg beansprucht allerdings eine Führungsrolle bei der Vernetzung der Welt. Auch Google-Manager betonen immer wieder, wie wichtig es ist, jeden einzelnen Menschen online zu bringen. Der heutige Verwaltungsratschef Eric Schmidt etwa räumte immer wieder ein, dass Google davon profitieren werde, schlicht weil dann ebenfalls mehr Leute die Suchmaschine des Konzerns nutzen und für seine Werbeanzeigen erreichbar sein werden.
Projekt Loon: Schwebende Ballons übertragen Daten-Signale
Zuletzt machte Google Schlagzeilen mit Projekt Loon, der Idee für Ballons mit Antennen, die in 20 Kilometer Höhe schweben und Internet-Daten übermitteln können. Die Technik wird gerade erst noch getestet, könnte nach Vorstellungen des Konzerns aber eine Alternative zum Ausbau der klassischen Netz-Infrastruktur mit Antennenmasten vor allem in schwer zugänglichen Gebieten sein. Google steht auch an anderer Stelle in der Pole Position: Sein Smartphone-Betriebssystem Android hat inzwischen einen Marktanteil von fast 80 Prozent erreicht. Und immer günstigere Telefone fördern gerade die Ausbreitung in Entwicklungsländern.
Dafür hat Zuckerberg aber Nokia im Boot, den langjährigen Handy-Marktführer, der bei Smartphones nur dünne Marktanteile hat - aber mit seinen günstigen einfachen Geräten immer noch eine Macht in Entwicklungsländern ist. Nokia sprach immer selbst von der Absicht, "die nächste Milliarde" ins Netz zu bringen, schloss sich jetzt aber der Zuckerberg-Allianz an.