Darum lohnt der Anschluss: Warum brauche ich Glasfaser?
Glasfaser: Darum lohnt der Anschluss
Bild: dpa
Die Glasfaser ist der Internetzugang der Zukunft.
Da sind sich Politik und Kommunikationsanbieter einig. Doch aller
Träumerei von der Gigabit-Gesellschaft zum Trotz sind die
real-existierenden Internetanschlüsse weit davon entfernt. In weiten
Teilen Deutschlands sind Haushalte ohne Kabelanschluss und Glasfaser
auf die Telefonleitung angewiesen. Mit etwas Glück reicht das aus,
gerade in abgelegeneren Gebieten oder kleinen Ortschaften gibt es
aber häufig nur Schneckentempo.
Werben dann Glasfaser-Netzanbieter mit Ausbauaktionen, sorgt das häufig für Hoffnung auf flotten Netzzugang. Genauso häufig haben Hauseigentümer aber auch viele offene Fragen. Hier sind Antworten auf einige der wichtigsten davon:
Was macht die Glasfaser besser als TV-Kabel und Kupfer?
Glasfaser: Darum lohnt der Anschluss
Bild: dpa
Der DSL-Anschluss per Kupferkabel schafft einfach nicht so viel
Datendurchsatz. Aktuell ist bei rund 250 Megabit pro Sekunde
Schluss. Und diese Maximalwerte erreichen die Anschlüsse selten. Das
TV-Kabel schafft da schon mehr, einzelne Anbieter versprechen bis zu
ein Gigabit pro Sekunde. Das Problem: Das TV-Kabel ist ein
geteiltes Medium. Sind also viele Nutzer angeschlossen und aktiv,
bekommt keiner das Maximum.
Ähnlich sieht es beim Datenfunk über LTE aus. Sind viele Nutzer in einer Funkzelle aktiv, sinkt die Kapazität für jeden einzelnen. Der Funkverkehr ist außerdem anfälliger für Störungen.
Bei der Glasfaser versprechen die Anbieter zuverlässigere Anbindung, mehr Geschwindigkeit und geringere Reaktionszeiten. Rund 1,1 Millionen Glasfaseranschlüsse bis ins Gebäude oder zum Netzabschlusspunkt (FTTB/FTTH) weist der Jahresbericht 2018 der Bundesnetzagentur aus.
Wie kommt die Glasfaser ins Haus?
Das kommt auf den Ort und bereits vorhandene Leitungen an. Der einfachste Fall: Es gibt bereits Leerrohre vom Anschlussschacht an der Straße ins Haus. Dann kann die Glasfaser einfach dadurch verlegt werden. Wer neu baut oder renoviert, kann so auch schon vorarbeiten und später sparen.
Gibt es kein Leerrohr, kommen laut Glasfaserverband Breko die Kabel zum Beispiel mit der Erdrakete oder mit einem Spülbohrer durch den Gartenboden bis zur Hauswand. Die Glasfaser wird oberirdisch ins Erdgeschoss oder durch die Kellerwand in den Keller verlegt und mit dem Netzabschlusskasten verbunden.
Diese geschlossene Verlegeweise funktioniert in den meisten Fällen. Nur wenn größere Hindernisse wie Felsen im Weg liegen, muss doch ein Graben ausgehoben werden.
Was kostet mich das?
Das lässt sich pauschal nicht sagen. Einige Anbieter verlegen die Leitung kostenlos, erklärt Breko-Referent Frederik Palmer, andere verlangen einen Beitrag. Bei manchen Anschlussaktionen locken Anbieter mit günstigen Konditionen für Hauseigentümer, die sich früh festlegen. Wer später auf den Zug aufspringt, zahlt etwas mehr. Wieder andere Anbieter machen die Verlegung von der Buchung eines Internetzugangs über Glasfaser für einen bestimmten Zeitraum abhängig oder verlegen nur bis zur Grundstücksgrenze.
Manko: Häufig muss zunächst ein bestimmter Anteil anschlusswilliger Haushalte in einer Ortschaft erreicht werden, etwa 40 Prozent, bevor Bauarbeiten beginnen.
Die monatlichen Preise für den Internetzugang per Glasfaser unterscheiden sich nicht groß von anderen kabelgebundenen Zugängen. Je schneller der Anschluss, desto höher der Preis. Ein Anschluss mit maximal 100 MBit/s kostet im Mittel um 45 Euro monatlich, für das Gigabit nehmen Telekom und Deutsche Glasfaser etwa 120 Euro im Monat.
Was für Fallstricke drohen?
"Wer Glasfaser kriegen kann, sollte sie sich holen", sagt Jurist Boris Wita von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Wachsamkeit schadet aber nicht.
Beispiel Anschlusskosten: Hier sollten sich Hausbesitzer alle Posten gut vorrechnen lassen. Manche Versorger verlegen die Leitungen nur bis zur Grundstücksgrenze kostenlos. Liegt das Haus weit vom Gartentor entfernt, kann die restliche Verlegung teuer werden. Von möglichem Ärger mit schlampig arbeitenden Tiefbaufirmen mal ganz zu schweigen.
Manchmal passen auch Anschluss- und Kündigungstermine von Glasfaser und bisherigem Anbieter nicht zusammen. Schlimmstenfalls zahlen Kunden dann bis zum Ablauf des Altvertrags doppelt. Wita rät hier: "Lassen Sie sich vom neuen Anbieter schriftlich bestätigen, dass er für Folgekosten durch Vertragsüberschneidung aufkommt." Einige Anbieter springen hier nämlich ein und geben für den Zeitraum der Doppelzahlung beispielsweise Gutschriften.
Was ist besser - Teilnahme an Anschlussaktion oder Einzelanschluss?
Grundsätzlich, sagt Frederik Palmer, ist die Teilnahme an solchen Anschlussaktionen immer billiger als der spätere Einzelanschluss. Das gilt häufig auch dann, wenn mit dem Anschluss zunächst ein gebuchter Internettarif über die Glasfaser abgeschlossen wird. Wer später das Haus auf eigene Kosten nachrüsten will, zahlt deutlich mehr.
Auch möglich: Wer sich gegen den Anschluss entscheidet, verhindert in kleinen Ortschaften schlimmstenfalls das ganze Glasfaserprojekt, wenn so nicht genügend Interessenten zusammenkommen. Da kann es vorkommen, dass Anbieter und lokale Politiker Klinken putzen und mitunter auch mal Druck machen, berichtet Verbraucherschützer Wita.
Gerade im ländlichen Raum können solche Verlegeaktionen aber ein deutlich schnellerer Weg zum Breitbandanschluss sein, statt darauf zu warten, dass die Telekom das Kupfernetz aufrüstet.
Ich brauche so schnelles Internet doch gar nicht, oder doch?
"Man sollte das auch als Zukunftsinvestition betrachten", sagt Breko-Mann Palmer. Vielleicht reichen die vorhandenen 6, 16 oder 50 MBit/s heute noch aus. Aber bei immer mehr vernetzten Geräten und Videostreaming in hoher Auflösung werden die Kupferleitungen bald an ihre Grenzen kommen. Hauseigentümer mit Familie oder entsprechendem Wunsch sollten einen höheren Bedarf einplanen.
Nicht zuletzt ist auch beim Thema Videospiele aktuell einiges in Bewegung. Immer mehr Cloud-Gaming-Angebote kommen auf den Markt. Hierbei laufen die Spiele in Rechenzentren, Spieler streamen sich nur ein Videobild davon nach Hause. Auch hierfür sind sehr leistungsfähige und stabile Datenleitungen nötig.
Was habe ich sonst noch davon?
"Manches Haus ist mitunter dadurch erst verkaufbar", sagt Corinna Kodim vom Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland zum Glasfaseranschluss. Gerade ältere Häuser oder solche in ländlichen Gebieten können durch einen modernen Datenanschluss an Wert zulegen. Zwischen fünf und acht Prozent höhere Verkaufspreise sind laut Haus & Grund drin. Auch Wohnungen mit Glasfaseranschluss lassen sich leichter vermieten.
Nach dem Hausanschluss sollte es im Gebäude auch mit Highspeed weitergehen und nicht über lahme Kupferkabel. In einem Ratgeber gibt die Telekom Tipps für die Glasfaser-Verlegung im Haus.