Konnect: Satelliten-Internet für weitere 200.000 Haushalte
Der konnect-Satellit von Eutelsat sendet bei 7,2 Grad Ost. Grob Richtung Süden sollte freie Sicht vorhanden sein.
Foto: Konnect
Es gibt Regionen im Land, da gibt's kein Netz. Weder Mobilfunk, vielleicht nicht einmal Festnetz. Falls es Festnetz gibt, reicht das gerade so für Telefonie, selbst DSL kann da nicht verfügbar sein. Bisher konnten und mussten die Bewohner dieser Ecken mit ISDN (max. 128 kBit/s) klarkommen, doch ISDN wurde und wird von den Anbietern generell gekündigt und gleich abgebaut. Das Verlegen von neuen schnelleren Leitungen ist teuer oder steckt im Förderdschungel fest.
Da bietet sich vielleicht Internet per Satellit an. Konnect [Link entfernt] , eine Geschäftseinheit des Satellitenbetreibers Eutelsat, teilt nun die "sofortige Verfügbarkeit" ihres Internet via Satellit 100 MBit/s Dienstes Konnect "überall in Deutschland" mit. Der jetzt aktivierte fünfte Spot-Beam deckt im Osten der Bundesrepublik das Gebiet entlang der Grenzen zu Polen von der Ostsee bis zur tschechischen Grenze ab. Deutschland sei damit nun zu 100 Prozent ausgeleuchtet.
Zielgruppe 200.000 Haushalte
Der konnect-Satellit von Eutelsat sendet bei 7,2 Grad Ost. Grob Richtung Süden sollte freie Sicht vorhanden sein.
Foto: Konnect
Rund 200.000 Haushalte in Deutschland seien nach Angaben von Konnect von den Ausbaugebieten der Netzbetreiber abgeschnitten, da sich in diesen Regionen der eigenwirtschaftliche Netzausbau nicht lohne. Sie können meist nur mit ganz wenigen MMit/s über DSL oder vielleicht auch Mobilfunk im Internet surfen.
Der neue Dienst Konnect verspricht eine "echte Alternative mit Download-Geschwindigkeiten von 100 MBit/s", wobei die Kapazitäten des Satelliten noch weiteres Potenzial vorhalten würden. In ersten Tests wurden bereits über 150 MBit/s erreicht.
Gutscheine möglich?
Schon länger sind Gutscheine (englisch "Voucher") im Wert von 500 Euro im Gespräch, die interessierten Internetnutzern den Einsteig in die Glasfaser erleichtern sollten. Wo es aber auf absehbare Zeit keine Glasfaser gibt, könnte nach Ansicht von "Konnect" auch ein Internetzugang per Satellit in Frage kommen. Doch konkret beschlossen ist von der Politik noch nichts.
Was kostet der Spaß?
Im Rahmen einer auf übermorgen (31. März) befristeten Promotions-Aktion kostet die notwendige Hardware inklusive Installation einmalig 99 Euro, die Freischaltung einmalig 49 Euro. Dann bleiben noch die monatlichen Tarifkosten für den Nutzer: konnect bietet hier drei Tarife mit 30, 50 und 100 MBit/s Spitzengeschwindigkeit an. Dafür werden zwischen 29,99 Euro und 69,99 Euro pro Monat verlangt.
Die Geschichte hat einen kleinen Haken: Bevor man ins Netz gehen kann, muss erst eine eigene Satellitenschüssel mit freier Sicht (in etwa Richtung Süden) montiert werden. Dann kann die Verbindung aufgenommen werden. Für Internet-Aspiranten, die bisher "gar nichts" hatten, sicher eine Wohltat.
Besser als gar nichts?
Schnelles Internet einmal anders, die Pingzeiten sind deutlich höher
Foto: Konnect
Für Internetnutzer, die schon terrestrisch mit wenigen MBit versorgt waren, wird sich die Geschwindigkeit wohl erhöhen, dafür steigen aber die Pingzeiten gewaltig an. Während im Fesnetz Pingzeiten von 25 und 100 ms Standard sind, steigen diese via Satellit nach Angaben von Nutzern auf 800 bis 1000 ms an. Konnect nennt in seinen AGB 500-600 ms. Das ist ein physikalisches Problem: Der Satellit ist von uns 36.000 km entfernt (geostationär über dem Äquator) und die Signale müssen einmal hoch und und wieder hinunter.
Online-Computer-Spiele, bei denen es auf zügige Reaktionen ankommt, sind darüber nicht möglich. Das Senden und Empfangen von E-Mails und das Aufrufen von Webseiten dürften funktionieren, auch das gut gepufferte Streamen von Radio- oder TV-Programmen sollte möglich sein.
Je nach Tarif wird eine bestimmte Datenmenge "priorisiert" versprochen, aber nicht garantiert. Sollten auf dem eigenen Spotbeam viele Nutzer sein, könnte es also zweitweise langsamer werden.
Mindestbindung 12 Monate
Wer sich auf das Abenteuer einlassen möchte, muss wie bereits erwähnt einmalig 99 Euro für die Hardware und die "fachmännische Installation" bezahlen. Dieses Angebot gilt laut Homepage bis zum 31. März. Was danach verlangt wird, sagt die Homepage noch nicht. Der Vertrag wird auf "mindestens elf Monate beauftragt, plus dem Monat (anteilig) ab dem Tag der Aktivierung des Dienstes durch den Techniker; nach Ablauf dieser Mindestvertragsdauer (und im Falle eines unverbindlichen Angebots) wird das Angebot stillschweigend um jeweils einen Monat verlängert, sofern nicht vorher fristgerecht gekündigt wurde.
Wie schnell geht es online?
Der Internetzugang wird vom Anbieter aktiviert, sobald die Hardware von einem Fachmann installiert wurde. Aufgrund der "hohen Nachfrage" könne es aktuell bis zu vier Wochen bis zur Installation dauern, teilt der Anbieter mit.
Ist VPN möglich?
Wer möchte, kann eine feste IP für 5 Euro im Monat Aufpreis buchen, Konnect empfiehlt das für die VPN-Nutzung oder den Zugriff auf Fernwartungstools.
Was wird geliefert?
Der Konnect-Satellit sendet auf 7,2 Grad Ost im Ka-Band (27-40 GHz). Die Konnect-Geräte, die von Eutelsat zur Verfügung gestellt werden, bestehen aus einer Satellitenschüssel (74 cm oder 90 cm Durchmesser, ohne Aufpreis), einer Sende- und Empfangseinheit (1 W), einer Halterung, einem Koaxialkabel (30 m), einem Hughes HT2000W-Satelliten-Modem (mit WLAN-Router) [Link entfernt] , einem Stromversorgungs- und Ethernet-Kabel.
Terrestrisch möchte o2 sein 5G-Netz so schnell wie möglich ausbauen. Doch das hilft den total unversorgten Nutzern in der Einöde derzeit wenig.