Flut

Hochwasser: So stark sind Handy, Festnetz & Internet betroffen

Netzbetreiber versuchen Kunden schnellstmöglich zu helfen
Von Thorsten Neuhetzki

E-Plus verzeichnet bisher Ausfälle bei vereinzelten Sendestationen. Sie sind in einigen wenigen Fällen direkt durch das Wasser verursacht. Der überwiegende Teil der Störungen beruhen jedoch auf Stromabschaltungen. In mehreren Städten wurde aus Sicherheitsgründen der Strom abgeschaltet, um bei einer Flut keine lebensgefährlichen Situationen zu riskieren. "Sofern noch Zugänge möglich waren, wurden Generatoren an die Standorte gebracht", so ein E-Plus-Sprecher. Das Verfahren werde man auch weiterhin anwenden.

"Für gefährdete Knotenpunkte habe E-Plus im Vorfeld der Flut auch die Kraftstofftanks und die Generatortechnik überprüft. "Viel mehr ist von unserer Seite aktuell nicht möglich, präventiv zu arbeiten", hieß es. Gestörte Sendeanlagen durch mobile Sender zu ersetzen sei nicht immer möglich. Das ist auch auf weiträumige Absperrungen der Behörden zurückzuführen.

Einzelne Ausfälle konzentrieren sich auf die Städte Döbeln, Grimma, Gera, Weißenfels, Marienberg, Zeitz, Chemnitz, Halle, Pirna, Annaberg-Buchholz, Mühlhausen, Wiederau, Marke, Roßlau, Nauendorf und Könnern. Betroffen seinen einige tausend Kunden im unmittelbaren Umfeld der gestörten Sendestationen.

o2: Keine ernsthaften Störungen

Dass in Gebieten wie hier in Deggendorf auch Technik auf den Straßen betroffen ist, dürfte jedem klar sein. Dass in Gebieten wie hier in Deggendorf auch Technik auf den Straßen betroffen ist, dürfte jedem klar sein.
Foto: dpa
Bislang liegen o2 nach eigenen Angaben "keine ernsthaften Störungen oder Service-Einschränkungen" vor. Störungen treten auch bei den Münchenern vor allem duch Stromabschaltungen auf, die zu entsprechenden Service-Beeinträchtigungen führen. Inzwischen seien aber bis auf wenige Ausnahmen alle Stationen wieder am Netz. "Unser Core-Netz läuft einwandfrei", berichtet die Pressestelle auf Nachfrage. Das bedeutet, dass es außerhalb der Hochwassergebiete zu keinen Störungen im Netz kommt.

"Für uns ist es von höchster Priorität, unser Mobilfunknetz vor Unwetterschäden zu schützen, um auch im Krisenfall einen möglichst reibungslosen Betrieb sicherzustellen", heißt es aus München. "Bereits im Vorfeld des Hochwassers haben wir deshalb an betroffenen Core-Standorten gezielt Schutzwälle errichtet. Unsere Systemtechnik ist prinzipiell gegen Unwetterschäden versichert."

Kabel Deutschland: Da wo es geht, wird repariert

Bei Kabel Deutschland sind nach Angaben des Unternehmens meist nur kleinere Nebenlinien betroffen, so dass derzeit in den bayerischen und ostdeutschen Hochwassergebieten aktuell etwas weniger als 20 000 Haushalte ohne Empfang sind. Die Zahlen würden jedoch stündlich schwanken, da in verschiedenen Gebieten das Hochwasser schon abgeflossen und Schäden beseitigt wurden, während in anderen Orten die Flutwelle noch bevorsteht. Auch bei Kabel Deutschland sind Ausfälle demnach auch oft auf Stromabschaltungen zurück zu führen. Wichtige Knotenpunkte befinden sich nicht in den Hochwassergebieten.

Konkrete Schäden stellte man an technischen Bauteilen in den Verstärkerkästen, die unter Wasser stehen oder standen, fest. Die Erfahrung aus vergangenen Jahren zeigt aber, dass das Netz von Kabel Deutschland nach dem Rückgang des Hochwassers innerhalb weniger Tage wieder betriebsbereit gemacht werden kann. Zudem wurden in den letzten Jahren einige Verstärkerkästen aus den hochwassergefährdeten Gebieten wegverlegt.

Tele Columbus: Stromabschaltungen sorgen für Störungen

Als zweiter Kabelnetzbetreiber ist auch Tele Columbus von dem Hochwasser - vor allem im Raum Sachsen - betroffen. Was die Netzinfrastruktur angeht, geht es dem Netzbetreiber aber genau so wie Kabel Deutschland: Betroffen sind keine Hauptlinien, sondern nur Stich-Leitungen in die Wohngebiete. Hier seien auch einzelne Kabelverzweiger zerstört und wurden sogar von den Fluten mitgerissen. Vor allem in Döbeln seien solche Schäden zu verzeichnen. In einigen Netzen konnte die Versorgung (beispielsweise durch Verlegen von Provisorien) bereits wieder hergestellt werden. Andererseits gibt es derzeit weitere Vorwarnungen für Dresden, Merseburg, Weißenfels, Bernburg und nicht zuletzt Halle, wo gestern 30 000 Bewohner zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert wurden. Insgesamt war zeitweise die Versorgung von 10 000 bis 12 000 Haushalten unterbrochen.

Auch hier sind keine zentralen Elemente betroffen, da diese von Anfang an nicht in gefährdeten Gebieten gebaut wurden. Allerdings verzeichnet Tele Columbus im Unternehmen Probleme der anderer Art: Die eigene Niederlassung in Dresden muss unter Umständen geräumt werden. Zudem musste das Callcenter in Gera vollständig geräumt werden. Die Kunden sollen laut Anbieter aber nichts davon merken, denn die Gespräche übernimmt nun das Berliner Center, in dem das Personal aufgestockt wurde.

Störungslage ändert sich laufend

Klar ist: Mit der Verlagerung der Flutgebiete verlagern sich auch die Probleme in der Kommunikation. Viele der Netzbetreiber haben die für die Reparatur vorrätige Technik auf Lager. Aber sie können sie nicht einbauen, bevor das Wasser abgelaufen und die Gebiete wieder freigegeben sind. Vor allem an den Kabelverzweigern werden Arbeiten notwendig werden. Aber auch Anschlusstechnik in den Kellern der Häuser muss nach und nach repariert werden, sofern diese unter Wasser standen.

Es ist also davon auszugehen, dass es in den betreffenden Regionen noch einige Tage zu Problemen kommen wird, was die Menschen vor Ort vor allem beim Mobilfunk bemerken werden. Bei Netzüberlastungen sollten Kunden im Interesse aller aber auch von Dauergesprächen Abstand nehmen - die belegte Leitung könnte zum gleichen Zeitpunkt für koordinierende Telefonate benötigt werden.

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