Rückblick

Google Street View 100 Tage nach dem Start: Eine Bilanz

So klappt es aktuell mit dem Verpixeln bei Google Street View
Von Thorsten Neuhetzki

Ein Haus vor der Verpixelung. Ein Haus vor der Verpixelung ...
Screenshot: teltarif.de
Genau 100 Tage ist der Start von Google Street View in Deutschland am heutigen Donnerstag her. Street View war (und ist) einer der umstrittensten Google-Dienste in Deutschland. Über Monate, gar Jahre, liefen Verbraucher- und Datenschützer sowie Nutzer und Journalisten Sturm gegen den neuen Dienst, der eine Erweiterung von Google Maps darstellt und virtuelle Fahrten durch die Städte ermöglicht. 100 Tage nach dem Street View Start in Deutschland ist ein guter Zeitpunkt, ein Zwischenfazit zu ziehen.

Ein Haus vor der Verpixelung. Ein Haus vor der Verpixelung ...
Screenshot: teltarif.de
Im Vorfeld des Starts von Google Street View hatten Hauseigentümer und Mieter die Möglichkeit, die eigenen Häuser verpixeln zu lasesen. Um zu verifizieren, dass es sich wirklich um eine berechtigte Verpixelung handelt, hat Google den Antragsstellern per Post einen Code zugeschickt, mit dem die Verpixelung bestätigt werden sollte. 244 000 Haushalte hatten nach Angaben von Google im Vorfeld eine Verpixelung gewünscht.

Nur noch wenige neue Verpixelungen

Das Verfahren wurde in Deutschland erstmalig angewendet und es wird wohl auch einmalig bleiben. Denn in Deutschland waren die Vorbehalte gegen den Dienst groß. Erst mit dem Start habe ein Umdenken eingesetzt, heißt es seitens Google. Die Nutzer hätten dann gesehen, wie der Dienst funktioniert und dass er gar nicht so "gefährlich" ist, wie sie ursprünglich dachten. Wer dann aber wollte, dass sein Haus wieder entpixelt wird, wurde enttäuscht. Zusammen mit den Datenschützern sei entschieden worden, dass die Häuser auch in den Rohdaten zu löschen seien. Ein Wiederherstellen der Fotos ist daher unmöglich. Nach der Verpixelung ... und nachher
Screenshot: teltarif.de

Geht es um heute gestellte Verpixelungsanträge so "hat sich die Lage total beruhigt", sagt Lena Wagner, Pressesprecherin bei Google für den Bereich Street View. Aktuelle Zahlen könne sie zwar nicht nennen, allerdings stehen die heute neu verpixelten Häuser in keinem Verhältnis zu der Zeit um den Start. Dabei ist die Verpixelung heute deutlich einfacher: Um das eigene Haus zu verpixeln muss es lediglich bei Street View aufgerufen werden. Über die Funktion "Ein Problem melden" kann jeder Nutzer dann vermelden, dass er sich in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt fühlt. Nur mit der Angabe eine E-Mail-Adresse erfolgt dann binnen kurzer Zeit die Verpixelung.

Häuser können einfach - aber auch ohne Verifizierung - verpixelt werden

In unseren Tests kam die Information, dass das entsprechende Haus verpixelt wurde, maximal 24 Stunden nach dem Absenden des Antrages. In einem Fall wurden wir sogar zwei Stunden nach dem Absenden informiert, dass das Haus verpixelt wurde. Bis das Haus dann wirklich nicht mehr angezeigt wird, können noch mal einige Stunden vergehen.

Eine Überprüfung, ob der Antragsteller wirklich eine Beziehung zum zu verpixelende Haus hat, erfolgt nicht. Es reicht die Angabe einer E-Mail-Adresse, zu der Benachrichtigungsmails gesendet werden. Google sieht hier keine Probleme oder Gefahren, dass jemand ganze Straßenzüge verpixelt, weil er Google nicht mag. Es gebe im Hintergrund Sicherheitsmechanismen, die großflächiges Verpixeln verhindern sollen. Allerdings gibt Google auch zu: Im Nachbarschaftsstreit oder bei schlichtem Fremdverpixeln in Einzelfällen ist das Unternehmen machtlos. Google habe sich aber bewusst für dieses Verfahren über "Ein Problem melden" entschieden, weil man in anderen Ländern mit dieser Methode gute Erfahrungen gesammelt habe. "Außerdem wollen wir die Möglichkeit zum Verpixeln für die Bewohner grundsätzlich so einfach wie möglich halten, weitere Überprüfungsverfahren wie beispielsweise das Zusenden von Mietverträgen gäbe uns mehr Daten als unbedingt notwendig", so Wagner.

Street View wird allgegenwärtig

Die Verpixelungs-Abfrage bei Street View Die Verpixelungs-Abfrage bei Street View
Screenshot: teltarif.de
Unterdessen gibt es bereits erste Beschwerden von Hauseigentümern, deren Häuser verpixelt wurden. Auch die Mieter haben keine entsprechenden Anträge gestellt, berichtet eine Betroffene in der Rheinischen Post. Die Eigentümerin befürchtet nun, dass ihr bei der Weitervermietung ihres Gewerbe-Anbaus Nachteile entstehen könnten.

Google Street View gehört mittlerweile zum Google-Alltag. Wer eine Adresse auf Google Maps sucht, die in einem der Street-View-Städte liegt, bekommt auf der linken Seite direkt eine Vorschau des Hauses, das er sucht. Mit einem Klick auf das Bild öffnet sich Street View und die Umgebung kann angeschaut werden. Ähnlich funktioniert dies in den Apps von Google. Und auch einige Dienstleister wie Immobilienscout24 oder HRS haben Street View implementiert. Es ist damit zu rechnen, dass Street View in Zukunft in weitere Lebensbereiche Einzug erhalten wird.

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