Mitschnitte

FCC: Google-Mitarbeiter hat WLAN-Daten absichtlich gesammelt

FCC-Bericht: Software für WLAN-Mitschnitte wurde dafür geschrieben
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Kamera-Auto von Google Kamera-Auto von Google - nicht nur knipsen, sondern auch WLAN-Daten speichern.
Bild: teltarif.de
Die Untersuchung der amerikanischen Telekommunikations-Behörde Federal Communications Commission (FCC) zu den WLAN-Mitschnitten durch Googles Street-View-Autos wirft neue Fragen auf. Danach wurde die Software dafür bewusst von einem einzelnen Google-Mitarbeiter geschrieben. Er habe gedacht, dass mit Hilfe von Informationen wie zum Beispiel Suchanfragen möglicherweise die Internet-Suche verbessert werden könne, geht aus dem am Wochenende aus dem von Google offengelegten FCC-Bericht hervor. Bisher ging man davon aus, dass die Daten durch einen Fehler im Software-Code abgegriffen wurden.

Kamera-Auto von Google Kamera-Auto von Google - nicht nur knipsen, sondern auch WLAN-Daten speichern.
Bild: teltarif.de
Google selbst veröffentlichte den Bericht der Behörde mit geschwärzten Namen, nachdem US-Datenschützer aus dem Electronic Privacy Information Center einen Antrag auf Einsicht des Dokuments gestellt hatten.

Die Kameraautos, die Aufnahmen für den in Deutschland ja ebenfalls nicht unumstrittenen Google-Straßenatlas Street View machten, registrierten auch die Position von WLAN-Stationen, um später den Google-Anwendern eine genauere Ortung zu ermöglichen. Dabei fing die Software allerdings von 2008 bis 2010 auch unverschlüsselte Informationen aus diesen Netzen ab. Google sprach zunächst von einem Versehen, bei dem nur Datensplitter gespeichert worden seien. Bei einer ausführlichen Prüfung wurden aber teilweise auch E-Mails und andere Inhalte in den gespeicherten Daten gefunden. Nach den neuen Erkenntnissen der FCC soll der Software-Entwickler sich die gesammelte Daten mindestens einmal genauer angesehen haben, um nach oft besuchten Websites Ausschau zu halten. Erst als ihm ein Mitarbeiter des Suchmaschinen-Bereichs gesagt habe, dass derartige Informationen für Google keinen Wert hätten, habe er die Idee aufgegeben.

Keine heimliche Aktion

Der FFC-Bericht wirft vor allem die Frage auf, wie es möglich war, dass ein einzelner Mitarbeiter unbehelligt eine solche Idee umsetzten konnte, ohne dass irgendwo im Konzern die Alarmglocken läuteten. Heimlich hat er das allerdings nicht durchgezogen - der betreffende Software-Entwickler soll zwei weiteren Mitarbeitern - darunter auch einem Verantwortlichen - von seinem Plan berichtet haben.

Auch soll er 2006 eine E-Mail an das gesamte Street-View-Team geschickt haben, in der er sein Vorhaben erklärte. Interessanterweise konnte sich später keiner mehr daran erinnern, diese Information wahrgenommen zu haben. Der betroffene Software-Entwickler selbst verweigerte eine Aussage in der FCC-Untersuchung, um sich selbst nicht zu belasten. Er gehörte dem Bericht zufolge nicht zum Street-View-Team, sondern arbeitete nur nebenbei daran mit.

Es hieß, dass jeder die Software habe verändern können, ohne Rechenschaft darüber abzulegen. Einem Software-Experten, der 2007 den Code der Street-View-Software auf Fehler prüfte, soll nicht aufgefallen sein, dass das Programm auch WLAN-Daten speichern würde.

Die FCC hatte Google mit einer vergleichsweise lächerlichen Strafe von 25 000 Dollar belegt - und das allerdings auch nur, weil der Internet-Konzern die Ermittlungen behindert habe. Der Mitschnitt der WLAN-Daten selbst verstieß nach Auffassung der Behörde nicht gegen das Gesetz. In den USA gebe es bisher keinen Präzedenzfall, den entsprechenden Artikel zum Abhörverbot auch auf WLAN anzuwenden. Die FCC betonte aber auch, dass wichtige Fragen offen geblieben seien.

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