Geburtstag

15 Jahre Google: Von der Studentenbude zum Weltkonzern

Beste Suchergebnisse, Kreativität und Geschäftssinn sorgten für Erfolg
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2008 konnten sich nur noch ältere Internet-Nutzer an die Browser-Kriege der 1990er Jahre erinnern. Der Markt schien gesättigt beziehungsweise wirtschaftlich wenig lukrativ - doch dann stellte Google seinen Chrome-Browser vor. Obwohl er keinen neuen Krieg entfacht hat, konnte er sich zunehmend Marktanteile sichern. Weniger erfolgreich war allerdings Google Health, ein Dienst zur Speicherung elektronischer Krankenakten. Auch Google Wave, das die internetbasierte Kommunikation revolutionieren sollte, wurde mittlerweile ebenso wieder eingestampft wie Google Buzz. Google und totalitäre Staaten - ein schwieriges Verhältnis Google und totalitäre Staaten - ein schwieriges Verhältnis
Bild: China, Google - Montage: teltarif.de

Weiterhin erhältlich, aber am Markt nur wenig relevant, ist das Cloud-basierte Betriebssystem Chrome OS, das Betriebssystem-Riesen wie Microsoft oder Apple angreifen sollte, aber bisher nur wenige Nutzer überzeugen konnte. Auch im Bereich des Fernsehens versucht Google immer wieder, mit Smart-TV-Oberflächen und Inhalten Fuß zu fassen, konnte aber bis jetzt in diesem Segment keinen Durchbruch erzielen. Für Aufsehen gesorgt hat allerdings die Übernahme der Handy-Sparte von Motorola, wobei Google für die Produktion seiner Nexus-Geräte bisher weiterhin auf Auftragsfertiger wie HTC, Samsung, Asus und LG setzte.

Der Erfolg von Facebook sowie die bisherigen Misserfolge der oben genannten Google-Kommunikationsplattformen veranlassten das Unternehmen 2011, Google+ vorzustellen, das in Teilen anders funktioniert als Facebook und sich seither einer wachsenden, aber nicht übermächtigen Nutzergemeinde erfreut. Für Kritik sorgt allerdings die Strategie, möglichst viele Google-Dienste zwangsweise mit dem sozialen Netzwerk zu koppeln. Innovationskraft zeigt das Unternehmen aber weiterhin mit Projekten wie Google Glass oder Loon.

Die Kehrseite der Medaille: Rechtsstreitigkeiten, Urheberrecht und Datenschutz

Obwohl dieser Erfolg der vergangenen 15 Jahre bewundernswert ist, steht Google immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik - denn nicht alle Geschäftsmodelle des Unternehmens stehen in allen Staaten auf einer rechtlich sicheren Basis. Hauptkritikpunkt ist, dass Google sich als amerikanisches Unternehmen sieht, das in allen Staaten weltweit mit denselben Werten uns Rechtsauffassungen auftreten kann wie zuhause. Die entscheidenden Angriffspunkte sind das Urheberrecht, der Datenschutz und die Filterung von Suchergebnissen.

Das Unternehmensziel, die Informationen der Welt zu organisieren und allgemein zugänglich und nützlich zu machen, kann das Unternehmen in totalitären Staaten nicht verwirklichen, da diese Staaten das Internet zum Teil recht drastisch beschränken. Die Konsequenz, in solchen Staaten gar nicht tätig zu werden, lehnt Google (aus Profitgründen?) ab und lässt sich daher eher auf Kompromisse wie eine Filterung der Ergebnisse ein. Diese beschränkt sich im übrigen nicht nur auf totalitäre Staaten, sondern wird auch in Deutschland und anderen demokratischen Staaten aufgrund gesetzlicher Auflagen praktiziert. Auch die automatisiert erstellten und angezeigten Suchvorschläge geben immer wieder Anlass für rechtliche Auseinandersetzungen.

Hauptkritikpunkt vieler Nutzer und Verbraucherschützer sind allerdings die Datenschutzbedingungen: Am liebsten würde Google alle Daten seiner Nutzer erheben, speichern und für interne Zwecke sowie Werbung nutzen. Manche Staaten schieben dem zunehmend einen Riegel vor, wohingegen andere diesbezüglich weniger unternehmen. Ebenfalls noch nicht endgültig geklärt ist das Ausmaß der Überwachung der Google-Dienste durch US-amerikanische Geheimdienste, was durch die globale Verbreitung von Google aber alle Nutzer weltweit betrifft.

Nicht neu, aber erstmals öffentlich kommuniziert und kritisiert wurde die Ankündigung Googles, die Inhalte der Mails in Google Mail zu durchsuchen, hauptsächlich um kontextsensitive Werbung einzublenden. Das großflächige Abfotografieren von Städten und Landschaften für Google Street View (verbunden mit der Sammlung von WLAN-Daten) löste - insbesondere in Europa - Widerspruch aus. Seither weiß die Welt immerhin, was verpixelte Häuser sind.

Das Problem der mangelnden Beachtung des Urheber- und Verwertungsrechts, das - ebenfalls wie der Datenschutz - nicht weltweit einheitlich geregelt ist, wurde insbesondere durch Google Books aufgeworfen. Das langwierig ausgehandelte "Google Book Settlement" ist ein Vergleichsvorschlag, der nach einer Sammelklage vieler Autoren und Verlage in den USA ausgearbeitet wurde, aber immer noch als "Kuhhandel mit Google" kritisiert wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Internet-Gemeinde durchaus auf die nächsten 15 Jahre mit Google gespannt sein darf. Interessant zu beobachten sein wird insbesondere, ob das Unternehmen sein Innovationstempo in dieser Intensität weiterführen kann, wie es sich im mobilen Bereich weiter präsentiert und ob es versteht, Kritik ernst zu nehmen und umzusetzen, ohne dabei wirtschaftlich Schaden zu nehmen. In einer Zeit, in der Daten als die "neue Währung" bezeichnet werden, dürfte dies ein spannender Prozess sein.

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