Notruf-Tag

Jubiläum: 50 Jahre einheitlicher Notruf "112" in (West-)Deutschland

Am 20. September konnte in West­deutsch­land ein kleines Jubi­läum gefeiert werden. Die einheit­liche Notruf­nummer 112 wurde 50 Jahre alt. Im Osten gibt es das seit 1958.
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Vor 50 Jahren, am 20. September 1973, haben Bund und Länder beschlossen, die einheit­liche Notruf­nummer „112“ in (West-)Deutsch­land einzu­führen.

Das war eine wich­tige und in vielen Fällen lebens­ret­tende Entschei­dung: Aktuell werden in Deutsch­land jähr­lich rund 15 Millionen Notrufe an diese „112“ abge­setzt - davon 75 Prozent über die Mobil­funk­netze.

Update: Ehema­lige DDR war schon früher dabei - 115 für schnelle medi­zini­sche Hilfe

Die ehema­lige DDR hatte den einheit­lichen Notruf bereits früher einge­führt: Bereits 1958 (!) die 112 für die Feuer­wehr, 110 für die Polizei und ab 1976 auch die 115 für die Schnelle Medi­zini­sche Hilfe (SMH).

Die Kurz­wahl 115 wird heute für "Behör­den­nummer" bundes­weit verwendet. Einen "Quasi-Nach­folger" der SMH gibt es mit der bundes­weit aus allen Netzen kosten­losen Kurz­wahl 116 117. Bei echten Notfällen sollte besser die 112 gewählt werden.

Im Zuge der Wieder­ver­eini­gung ab 1990 wurden die Leit­stellen für schnelle medi­zini­sche Hilfe (SMH) und Feuer­wehr zusam­men­gelegt und beides über die 112 alar­miert.Ende des Updates

60 Millionen Notruf­säulen

Am 20.9. ist der Tag des Notrufs. Wissen Sie, was zu tun ist? Am 20.9. ist der Tag des Notrufs. Wissen Sie, was zu tun ist?
Foto: Deutsche Presseagentur (dpa)
Der älteste deut­sche private Mobil­funk-Netz­betreiber Voda­fone (gestartet als "D2 Privat") hat ausge­rechnet, dass täglich mehr als 60 Millionen „mobile Notruf­säulen“ unter­wegs sind, so viele Handys und Smart­phones sind an einem normalen Tag in den drei etablierten deut­schen Mobil­funk­netzen einge­bucht.

Mit all diesen Geräten können Notrufe über die „112“ binnen weniger als zehn Sekunden an die rund 250 Rettungs­leit­stellen abge­setzt werden. Feuer­wehr, Notarzt und Rettungs­wagen können dank des Notruf­sys­tems AML (Advanced Mobile Loca­tion) überall in Deutsch­land sehr schnell am Unglücksort sein. Bei einem Handy-Anruf an die „112“ wird der genaue Standort des Anru­fers mit Hilfe von AML auto­matisch an die Rettungs­leit­stelle über­tragen. In Notfällen zählt jede Sekunde, um Leben zu retten.

Im Notfall Ruhe bewahren

Im Notfall gilt: Ruhe bewahren und gleich die 112 wählen. Oftmals ist den Anru­fern ihr genauer Standort gar nicht bekannt. Gerade auch im Wald, am Stra­ßen­rand oder in unbe­kannten und unüber­sicht­lichen Gebieten fällt die Antwort auf die Frage nach dem Unglücksort oft schwer. Wird das Smart­phone für den Notruf an die 112 genutzt, hilft AML. Der Standort des Anru­fers wird dank AML-Tech­nologie direkt über­mit­telt. Im Smart­phone ist von Hause aus ein Satel­liten-Navi­gations-Empfänger einge­baut, der die notwen­digen Koor­dinaten ermit­telt. Im Notruf-Gespräch mit der Leit­stelle können sich Anrufer auf vier Fragen konzen­trieren: Wer? Was? Wann ? Wie? - Niemand braucht sich um das „Wo“ zu sorgen.

AML erlaubt Standort­über­tra­gung

Dank AML können die Rettungs­kräfte den Standort des Anru­fers bis auf wenige Meter genau loka­lisieren und infol­gedessen schneller zum Einsatzort aufbre­chen und diesen finden. Die lebens­ret­tende Tech­nologie ist in allen deut­schen Mobil­funk­netzen imple­men­tiert und wird von den gängigen Smart­phone-Betriebs­sys­temen Android und iOS unter­stützt. Bei rund 75 Prozent aller Notrufe in Deutsch­land wird der Standort auto­matisch über­mit­telt.

Daten auf zwei Servern

Die dazu erfor­der­lichen Daten laufen über zwei unab­hän­gige Server in Frei­burg und Berlin. Bereits eine Stunde nach dem Notruf­ein­gang werden alle Daten wieder gelöscht.

Die Einfüh­rung von AML wurde von den drei Netz­betrei­bern (T-Mobil[e]/Telekom, Mannes­mann/Voda­fone, VIAG/o2-Telefónica) gemeinsam mit den Leit­stel­len­betrei­bern und den Rettungs­orga­nisa­tionen ange­schoben.

Kein AML bei älteren Tele­fonen ohne GPS-Empfang!

Falls Sie in die Verle­gen­heit kommen, einen Notruf mit einem älteren Telefon (also kein Smart­phone, sondern ein Modell, mit dem nur Tele­fonie/SMS möglich ist) absetzen zu müssen, sind wieder Ihre Orts­kennt­nisse gefragt. Bei Notrufen aus dem klas­sischen Fest­netz (kein noma­disches VoIP) gibt es auch kein AML. Hier ist vermut­lich noch am ehesten bekannt, wo Sie sich aufhalten.

Kein Notruf über noma­disches VoIP, WLAN-Call oder Messenger-Dienste

Wer nur über WLAN-Call, einen noma­dischen VoIP-Dienst oder einen Messenger Dienst tele­fonieren kann, muss eine "normale" Rufnummer einer Leit­stelle kennen. In Deutsch­land könnte das die örtliche Rufnummer 19222 im Fest­netz sein, die 112 funk­tio­niert über diese Ange­bote meis­tens nicht.

GSM und danach: 112 von Anfang an

Beim Start der GSM-Netze in den Jahren 1991/92 war von vorn­herein fest­gelegt worden, dass die 112 die Notruf­nummer und für alle Anrufe kostenlos sein soll. Nicht nur das: Ist der Nutzer an einer Stelle, wo sein "eigenes" (gebuchtes) Netz nicht verfügbar ist, kann er sich durch Wahl der 112 in ein anderes, am Ort vorhan­denes Netz einbu­chen, es muss aber wenigs­tens ein Netz verfügbar sein. Die Zahl 112 wird dabei gar nicht gewählt, sondern dem Netz gleich als Notruf signa­lisiert. Die 112 sollte in nahezu allen Mobil­funk­netzen welt­weit funk­tio­nieren. Bitte daran denken: Die 110 (Polizei) ist eine deut­sche Sonder­lösung und funk­tio­niert nur, wenn Guthaben und das eigene Netz vorhanden sind.

Bei Android 13 kann es unge­wollte Taschen­not­rufe geben.

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