Breitbandausbau

Glasfaserausbau: Warnung vor Drückerkolonnen

Im Glas­faser­ausbau wird mit harten Bandagen gekämpft – und manchmal auch mit unfairen Mitteln. Deshalb warnen die Stadt­werke Schwerin vor unlau­teren Haus­tür­geschäften von Tele­kom­muni­kati­ons­anbie­tern.
Von Marc Hankmann

Insbe­son­dere in Städten ist der Konkur­renz­kampf groß: VDSL, Kabel­internet und Glas­faser buhlen um die Gunst der Haus­halte. Wie Bran­chen­insider immer wieder berichten, wird gerade an der Haustür zu dubiosen Vertriebs­prak­tiken gegriffen. Davon sind derzeit die Bewohner Schwe­rins betroffen. Laut den hiesigen Stadt­werken werden sie durch Vertriebler unter Verwen­dung von Falsch­infor­mationen zum Wechsel ihres Inter­net­anbie­ters oder zur Beauf­tra­gung eines Glas­faser­anschlusses bei einem anderen Anbieter aufge­for­dert. Ein Servicetechniker der Stadtwerke Schwerin nimmt einen neuen Glasfaseranschluss in Betrieb. Derzeit wehren sich die Stadtwerke gegen dubiose Vertriebler, die an der Haustür Daten ihrer Kunden abfragen und zum Wechsel des Internetanbieters drängen. Ein Servicetechniker der Stadtwerke Schwerin nimmt einen neuen Glasfaseranschluss in Betrieb. Derzeit wehren sich die Stadtwerke gegen dubiose Vertriebler, die an der Haustür Daten ihrer Kunden abfragen und zum Wechsel des Internetanbieters drängen.
Foto: Stadtwerke Schwerin/Jörn Lehmann
Nach Angaben der Stadt­werke Schwerin werde zum Teil sogar vorge­geben, eine Über­prü­fung des Routers vornehmen zu wollen. Außerdem würden diese Vertriebler gezielt nach persön­lichen Daten und Vertrags­daten von Stadt­wer­kekunden fragen. „Sowohl der Ausbau als auch der Betrieb des city.kom-Glas­faser­netzes erfolgen ausschließ­lich durch die Stadt­werke Schwerin“, stellen die Stadt­werke in einer Pres­semit­tei­lung klar und empfehlen, sich nicht unter Druck setzen zu lassen, noch an der Haustür einen Vertrag abzu­schließen.

Glas­faser­ausbau durch GVG, DGA und Glas­faser Nord­west

Unge­achtet solcher frag­wür­digen Vertriebs­methoden schreitet der Glas­faser­ausbau weiter voran. In den vergan­genen 14 Tagen kündigte etwa die Kieler GVG-Gruppe zusammen mit der Deut­schen Giga Access (DGA) vier Ausbau­pro­jekte an. Unter der Marke teranet entsteht im nord­rhein-west­fäli­schen Geseke ein FTTH-Netz für 2900 Haus­halte. Sowohl in Merzen und Ankum im Land­kreis Osna­brück als auch in Plüder­hausen im Rems-Murr-Kreis beginnen die Partner mit der Fein­pla­nung für ein solches Netz, nachdem sich genü­gend Haus­halte für einen FTTH-Anschluss entschieden haben. Das gilt auch für die südlich von Stutt­gart gele­genen Gemeinden Aichtal, Schlaitdorf und Neckar­tail­fingen. Im Herbst sollen die Bagger anrollen, um für 7500 Haus­halte ein FTTH-Netz zu errichten.

Im Land­kreis Osna­brück werden GVG und DGA auch auf die Glas­faser Nord­west treffen, die unter anderem in Bad Rothen­felde ein Glas­faser­netz für 4500 Haus­halte baut. Am 11. April 2023 erfolgte hierzu der offi­zielle Spaten­stich. Außerdem will das Joint Venture von Deut­scher Telekom und EWE ein FTTH-Netz für 2800 Haus­halte in Bohmte errichten. „Eigen­wirt­schaft­lich und ohne Nach­fra­gebün­delung werden wir bereits in wenigen Monaten mit dem Ausbau starten“, erklärt Andreas Mayer, Co-CEO von Glas­faser Nord­west. Und in Bünde will das Unter­nehmen seine Ausbau­akti­vitäten um 2400 Haus­halte im Stadt­teil Hunne­brock erwei­tern. So entstehen in Bünde mehr als 11700 Glas­faser­anschlüsse durch die Glas­faser Nord­west.

Voda­fone und Telekom im Osten aktiv

Großer Bahnhof für den Start des Glasfaserausbaus in der Verbandsgemeinde Wirges durch Vodafone und Westconnect. Beide bauen ein Glasfasernetz für 22000 Haushalte in 105 Ortschaften. Großer Bahnhof für den Start des Glasfaserausbaus in der Verbandsgemeinde Wirges durch Vodafone und Westconnect. Beide bauen ein Glasfasernetz für 22000 Haushalte in 105 Ortschaften.
Foto: Vodafone
Neben den vielen kleinen und mittel­stän­dischen Tele­kom­muni­kati­ons­unter­nehmen betei­ligen sich auch die Telekom und Voda­fone am Glas­faser­ausbau. Die Düssel­dorfer wollen gemeinsam mit West­con­nect im Rhein-Huns­rück-Kreis 22.000 Haus­halte in 105 Ortschaften mit Glas­faser versorgen. Dafür erfolgte nun der offi­zielle Spaten­stich. Wahr­schein­lich wird das Projekt bis Ende 2026 andauern. Auch in der Verbands­gemeinde Wirges im Wester­wald­kreis fiel der Start­schuss. Dort baut Voda­fone mit dem Investor Meri­diam in den elf Orts­gemeinden für 9500 Haus­halte ein Glas­faser­netz. Im Sommer 2024 sollen die ersten Kunden ihre Anschlüsse nutzen können. Und im west­lich von Dresden gele­genen Klipp­hausen konnte Voda­fone den ersten Netz­abschnitt in Betrieb nehmen. Im Sommer 2023 werden die nächsten Anschlüsse im Orts­teil Röhrs­dorf ans Netz gehen. Bis Herbst 2024 sollen dann auch die Bewohner im Orts­teil Seelig­stadt über Glas­faser im Internet surfen. Insge­samt errichtet Voda­fone hier ein FTTH-Netz für 5000 Haus­halte.

Von Sachsen nach Sachsen-Anhalt, genauer gesagt nach Bitter­feld-Wolfen. Hier verlegt die Telekom im Orts­teil Bobbau bereits Glas­faser. Ein weiterer Ausbau wird in Bitter­feld hinzu­kommen. Dafür hat die Telekom mit Ober­bür­ger­meister Armin Schenk eine Absichts­erklä­rung unter­schrieben. Mit dem neuen Bau-Cluster entstehen durch die Telekom in Bitter­feld-Wolfen mehr als 10.000 Glas­faser­anschlüsse. Die Telekom weist darauf hin, dass auch Mieter den Glas­faser­anschluss der Telekom bean­tragen können. Ob sie die Mieter auch an der Haustür anspricht, hat sie nicht mitge­teilt.

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