Glasfaserausbau: Warnung vor Drückerkolonnen
Insbesondere in Städten ist der Konkurrenzkampf groß: VDSL, Kabelinternet und Glasfaser buhlen um die Gunst der Haushalte. Wie Brancheninsider immer wieder berichten, wird gerade an der Haustür zu dubiosen Vertriebspraktiken gegriffen. Davon sind derzeit die Bewohner Schwerins betroffen. Laut den hiesigen Stadtwerken werden sie durch Vertriebler unter Verwendung von Falschinformationen zum Wechsel ihres Internetanbieters oder zur Beauftragung eines Glasfaseranschlusses bei einem anderen Anbieter aufgefordert.
Ein Servicetechniker der Stadtwerke Schwerin nimmt einen neuen Glasfaseranschluss in Betrieb. Derzeit wehren sich die Stadtwerke gegen dubiose Vertriebler, die an der Haustür Daten ihrer Kunden abfragen und zum Wechsel des Internetanbieters drängen.
Foto: Stadtwerke Schwerin/Jörn Lehmann
Nach Angaben der Stadtwerke Schwerin werde zum Teil sogar vorgegeben, eine Überprüfung des Routers vornehmen zu wollen. Außerdem würden diese Vertriebler gezielt nach persönlichen Daten und Vertragsdaten von Stadtwerkekunden fragen. „Sowohl der Ausbau als auch der Betrieb des city.kom-Glasfasernetzes erfolgen ausschließlich durch die Stadtwerke Schwerin“, stellen die Stadtwerke in einer Pressemitteilung klar und empfehlen, sich nicht unter Druck setzen zu lassen, noch an der Haustür einen Vertrag abzuschließen.
Glasfaserausbau durch GVG, DGA und Glasfaser Nordwest
Ungeachtet solcher fragwürdigen Vertriebsmethoden schreitet der Glasfaserausbau weiter voran. In den vergangenen 14 Tagen kündigte etwa die Kieler GVG-Gruppe zusammen mit der Deutschen Giga Access (DGA) vier Ausbauprojekte an. Unter der Marke teranet entsteht im nordrhein-westfälischen Geseke ein FTTH-Netz für 2900 Haushalte. Sowohl in Merzen und Ankum im Landkreis Osnabrück als auch in Plüderhausen im Rems-Murr-Kreis beginnen die Partner mit der Feinplanung für ein solches Netz, nachdem sich genügend Haushalte für einen FTTH-Anschluss entschieden haben. Das gilt auch für die südlich von Stuttgart gelegenen Gemeinden Aichtal, Schlaitdorf und Neckartailfingen. Im Herbst sollen die Bagger anrollen, um für 7500 Haushalte ein FTTH-Netz zu errichten.
Im Landkreis Osnabrück werden GVG und DGA auch auf die Glasfaser Nordwest treffen, die unter anderem in Bad Rothenfelde ein Glasfasernetz für 4500 Haushalte baut. Am 11. April 2023 erfolgte hierzu der offizielle Spatenstich. Außerdem will das Joint Venture von Deutscher Telekom und EWE ein FTTH-Netz für 2800 Haushalte in Bohmte errichten. „Eigenwirtschaftlich und ohne Nachfragebündelung werden wir bereits in wenigen Monaten mit dem Ausbau starten“, erklärt Andreas Mayer, Co-CEO von Glasfaser Nordwest. Und in Bünde will das Unternehmen seine Ausbauaktivitäten um 2400 Haushalte im Stadtteil Hunnebrock erweitern. So entstehen in Bünde mehr als 11700 Glasfaseranschlüsse durch die Glasfaser Nordwest.
Vodafone und Telekom im Osten aktiv
Großer Bahnhof für den Start des Glasfaserausbaus in der Verbandsgemeinde Wirges durch Vodafone und Westconnect. Beide bauen ein Glasfasernetz für 22000 Haushalte in 105 Ortschaften.
Foto: Vodafone
Neben den vielen kleinen und mittelständischen Telekommunikationsunternehmen beteiligen sich auch die Telekom und Vodafone am Glasfaserausbau. Die Düsseldorfer wollen gemeinsam mit Westconnect im Rhein-Hunsrück-Kreis 22.000 Haushalte in 105 Ortschaften mit Glasfaser versorgen. Dafür erfolgte nun der offizielle Spatenstich. Wahrscheinlich wird das Projekt bis Ende 2026 andauern. Auch in der Verbandsgemeinde Wirges im Westerwaldkreis fiel der Startschuss. Dort baut Vodafone mit dem Investor Meridiam in den elf Ortsgemeinden für 9500 Haushalte ein Glasfasernetz. Im Sommer 2024 sollen die ersten Kunden ihre Anschlüsse nutzen können. Und im westlich von Dresden gelegenen Klipphausen konnte Vodafone den ersten Netzabschnitt in Betrieb nehmen. Im Sommer 2023 werden die nächsten Anschlüsse im Ortsteil Röhrsdorf ans Netz gehen. Bis Herbst 2024 sollen dann auch die Bewohner im Ortsteil Seeligstadt über Glasfaser im Internet surfen. Insgesamt errichtet Vodafone hier ein FTTH-Netz für 5000 Haushalte.
Von Sachsen nach Sachsen-Anhalt, genauer gesagt nach Bitterfeld-Wolfen. Hier verlegt die Telekom im Ortsteil Bobbau bereits Glasfaser. Ein weiterer Ausbau wird in Bitterfeld hinzukommen. Dafür hat die Telekom mit Oberbürgermeister Armin Schenk eine Absichtserklärung unterschrieben. Mit dem neuen Bau-Cluster entstehen durch die Telekom in Bitterfeld-Wolfen mehr als 10.000 Glasfaseranschlüsse. Die Telekom weist darauf hin, dass auch Mieter den Glasfaseranschluss der Telekom beantragen können. Ob sie die Mieter auch an der Haustür anspricht, hat sie nicht mitgeteilt.