Fiberdays: Bundesländer bremsen den Glasfaserausbau aus
Zwar ist es der Bund, der den Großteil der Fördermilliarden für den Breitbandausbau zur Verfügung stellt, aber die Länder haben sich den Ärger der ausbauenden Netzbetreiber zugezogen. „Die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern ist nicht optimal“, sagte Jens Prautzsch, CEO von Unsere Grüne Glasfaser. Der Bund finanziert, aber die Länder sind am Drücker, war die einhellige Meinung auf dem Fiberdays-Panel. Laut Deutsche-Glasfaser-CEO Thorsten Dirks lehnen sie eine adressgenaue Identifizierung der Haushalte ab, die eigenwirtschaftlich nicht mit Glasfaser erschlossen werden können. „Die Potenzialanalyse soll unverbindlich sein“, ergänzte Dirks in Wiesbaden.
Auf dem CEO-Panel der Fiberdays 22 kritisierten die Chefs der Netzbetreiber die Bundesländer, die den Glasfaserausbau ausbremsen würden
Foto: BREKO
Dabei ist der Ärger der CEOs bereits jetzt groß, weil eigenwirtschaftlich errichtete Netze durch geförderte überbaut werden. Dirks geht davon aus, dass nur etwas zehn Prozent der sogenannten grauen Flecken mit Fördergeldern ausgebaut werden müssten. „Wir brauchen Tools, um den Überbau durch die Förderung zu verhindern“, forderte daher Stefan Holighaus CSO und CMO bei DNS:NET. Ebenso wie Dirks sprach auch Holighaus auf den Fiberdays von einem drohenden „Förder-Tsunami“.
Vollausbau droht auf der Strecke zu bleiben
Darüber hinaus geht Soeren Wendler, CSO der Deutsche GigaNetz, davon aus, dass durch die Förderung ein Flickenteppich entsteht, bei dem der Vollausbau auf der Strecke bleibt. Ganz abgesehen davon, dass der Bau eines Glasfasernetzes drei bis vier Jahre länger dauert, als wenn es eigenwirtschaftlich errichtet wird. Zudem können laut Holighaus Kommunen und Landkreise das Fördergeld nicht einfach zurückgeben, sollte sich doch herausstellen, dass es per eigenwirtschaftlichen Ausbau schneller geht.
Stefan Holighaus, CSO und CMO bei DNS:NET, erwartet ebenso wie Deutsche-Glasfaser-CEO Thorsten Dirks einen „Förder-Tsunami“
Foto: MH Media
Auch deshalb drängen die Netzbetreiber darauf, die Förderung so auszugestalten, dass sie den eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau nicht behindert. Bei der Eröffnung der Fiberdays forderte Norbert Westfal, Präsident des veranstaltenden Bundesverbands Breitbandkommunikation (BREKO), darüber hinaus eine Gleichverteilung der Fördergelder über die nächsten Jahre, schließlich würden die Netzbetreiber nicht bis Ende 2023 99 Prozent der Netze bauen, spielte Westfal auf die Graue-Flecken-Förderung an, die im kommenden Jahr auslaufen könnte. „Die Unsicherheiten bei der Förderung führen zu Unsicherheiten bei den Kommunen“, mahnte Jürgen Hansjosten, CEO von Infrafibre Germany. Verunsicherte Bürgermeister würden dadurch zögern, was den Glasfaserausbau wiederum verlangsamt.