weitererzählt

Editorial: Gerüchte-Wunschkonzert

Vorabmeldungen und die Sehnsüchte der Verbraucher
Von

Editorial: Gerüchte-Wunschkonzert Apple-Produkte: Bald in vielen Größen?
Bild: Apple, teltarif.de
Der Mensch ist ein grundsätzlich unzufriedenes Wesen: Hat er alles, will er trotzdem noch mehr. Und so warten viele derer, die sich das jeweils jüngste iPhone gleich nach dem Verkaufsstart besorgt hatten, weil sie es für "perfekt" hielten, ein Dreivierteljahr später sehnsüchtig auf die Ankündigung der Features des Nachfolgers. Während Apple sich in dieser Zeit bewusst verschließt und bestmöglichst versucht, nichts nach außen dringen zu lassen, nehmen die Medien (teltarif.de eingeschlossen) und deren Leser jedes doch durchgesickerte Detail begierig auf.

Editorial: Gerüchte-Wunschkonzert Apple-Produkte: Bald in vielen Größen?
Bild: Apple, teltarif.de
Aber die Gerüchteküche funktioniert auch in der umgekehrten Richtung: Als in den vergangenen Monaten zunehmend klar wurde, dass Nokia mit Symbian nie mehr zurück an die Smartphone-Weltspitze finden wird, ging unter Nokia-Fans die Angst um, was der bevorstehende Systemwechsel bedeuten wird - und in den Medien schossen die Spekulationen über alternative Betriebssysteme bei den Finnen ins Kraut.

Aber Gerüchte haben mehr Sinn, als mit den Emotionen der Verbraucher zu spielen oder Zeitschriftenseiten zu füllen bzw. Klickzahlen auf Onlinemedien zu erhöhen: Richtig eingesetzt, können sie vor der eigentlichen Präsentation eines neuen Produkts die Spannung und somit die Aufmerksamkeit bei den potenziellen Kunden erhöhen. Und die Auswertung der vom Gerücht ausgelösten Emotionen ermöglicht es einem Hersteller möglicherweise, in letzter Sekunde doch noch wesentliche Änderungen durchzuführen und so einen Flop abzuwenden.

Beispiel Nokia: Dass die Partnerschaft mit Microsoft auf breiter Basis abgelehnt werden wird, hätten sie schon anfangs des Jahres wissen können. Vielleicht hätten sie zu diesem Zeitpunkt noch aus den Verhandlungen mit Microsoft über eine Exklusivpartnerschaft aussteigen können. Die ist zwar finanziell lukrativ für Nokia, weil sie eigene Produkte (Ovi Store, Ovi Maps) einbringen können. Aber was nutzt der kurzfristige Geldsegen, wenn im Gegenzug der Marktanteil im wichtigen Smartphone-Markt weiter einbricht?

Das Ende der Einheitsgröße!?

Bei Apple zeigt die Gerüchteküche hingegen, dass die Nutzer ein Ende der Einheitsgröße für das iPhone fordern. Denn neben Details zu Display oder gar einer Tastatur geht es in den aktuellen Gerüchtemeldungen fast immer auch um neue Baugrößen. Die Vergrößerung der Display-Diagonalen auf 4 Zoll würde beispielsweise bei unverändertem Seitenverhältnis 30 Prozent mehr Bildschirmfläche entsprechen. Sie würde zudem Platz machen für ein iPhone nano mit kleinerer Bildschirmdiagonale und einfacherer Ausstattung. Der in den Gerüchten genannte Verkaufspreis von 150 Dollar bzw. Euro für das iPhone nano dürfte hingegen mehr Wunschkonzert als Vorabmeldung sein: Denn selbst 300 Dollar bzw. Euro wären bei den von Apple üblicherweise gestellten Anforderungen an Qualität und eigene Marge für ein Smartphone mit schneller CPU, schnellem Netzzugang, hochwertigem Multitouch-Display und 4 bis 8 GB Flash-Speicher durchaus ambitioniert.

Auch das iPad könnte den Gerüchten zufolge einen mit mehr Damenhandtaschen kompatiblen kleineren Bruder bekommen, unabhängig davon, ob dieser nun als Tablet oder als Medienplayer vermarktet wird. Mal sehen, was davon sich in den kommenden Präsentationen von Apple bewahrheitet, und was eine Luftnummer war. Bis jetzt sind ja selbst die Vorstellungstermine der Nachfolger von iPhone 4 und iPad nicht mehr als ein Gerücht.

Weitere Editorials