Ein Jahr nach der 5G-Versteigerung: Geht es endlich los?
Für die privaten Anwender bauen die Anbieter derzeit vor allem Beispiele („Showcases“) auf, die konkrete Anwendungsszenarien für 5G verdeutlichen sollen. So hat Vodafone zwei Tankstellen in Düsseldorf und Erfurt mit 5G vernetzt. Auf den ersten Blick macht das (scheinbar) wenig Sinn.
„Die Fahrer können künftig solche Orte nicht nur dazu nutzen, um dort zu tanken oder das Elektroauto aufzuladen“, erklärt der Vodafone-Technik-Chef Mack das Projekt. „Sie könnten die Zeit dank 5G auch nutzen, um große Software-Updates aufs Auto runter zu pumpen.“
Andere Beispiele beschäftigen sich damit, wie Online-Gamer beim Spielen die Daten mit möglichst geringer Zeitverzögerung (Latenz) übertragen können.
Privatkunden von Telekom oder Vodafone können an bestimmten Orten schon heute die 5G-Technik erproben
Foto: Picture Alliance / dpa
Neue 5G-Smartphones
Neue Impulse kommen auch von den Smartphone-Herstellern. Im Android-Lager sind nun erste 5G-Geräte, wie das Huawei P40 Lite 5G auf dem Markt, die unter 500 Euro zu haben sind. Und für die Apple-Kunden wird aller Voraussicht nach die 5G-Ära in diesem Herbst mit dem iPhone 12 beginnen, das mit hochleistungsfähigen 5G-Chips von Qualcomm ausgestattet sein dürfte.
Vom 5G-Ausbau werden aber auch die Kunden profitieren, die (noch) gar kein 5G-Gerät haben. Wo 5G auf-und ausgebaut wird, muss häufig in einem Rutsch auch die LTE-Versorgung verbessert werden.
OpenSignal: Die Netze werden besser
Bei der jüngsten Studie des Marktforschungsunternehmens OpenSignal gehörte Deutschland neben Kanada und Japan zu den Ländern, in denen die Download-Geschwindigkeiten innerhalb der letzten Monate signifikant zulegten.
„Da hat Deutschland als Nation massiv aufgeholt“, räumt Vodafone-Manager Mack ein, aber „Wir sind zwar noch nicht in einer Spitzenposition in Europa. Da sind die Niederlande und die Schweiz besser als wir. Aber wir haben massiv aufgeholt.“
Es muss noch viel gebaut werden
Um die Netzqualität weiter zu verbessern, müssen die Netzbetreiber aber noch viele neue Antennenmasten aufstellen, die sie sich dann häufig auch mit ihren Wettbewerbern teilen. Doch Standorte zu finden, ist schwierig. Das hat nicht nur mit komplizierten Genehmigungsverfahren zu tun. Auch die Debatte über mögliche „gesundheitsschädigende“ Folgen des Mobilfunks ist wieder einmal neu entflammt.
In wirren Verschwörungsgeschichten, die besonders gerne auf YouTube verteilt werden, wird 5G sogar für den Ausbruch für die Corona-Pandemie verantwortlich gemacht, was natürlich technisch- wissenschaftlich belegbar barer Unsinn ist.
5G wird im momentanen Status in den Frequenzbereichen (unter 6 GHz) funken, die heute auch von 3G (UMTS) und 4G (LTE) verwendet werden. Für dieses Spektrum liegen bereits zahlreiche Studien vor. Die meisten Wissenschaftler glauben nicht, dass Mobilfunk die Gesundheit gefährdet. Auch die zuständige Behörde sieht keinen Anlass, sich ernsthaft Sorgen zu machen.
Die Präsidentin des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS), Inge Paulini, betont: „Die gesundheitlichen Auswirkungen des Mobilfunks sind inzwischen gut erforscht.“ Demnach gebe es keinen Beleg für negative Folgen, wenn die Strahlung unterhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte liegt.
Spätere Ausbaustufe: Über 6 GHz
In einer späteren Ausbaustufe, wofür noch keine Frequenzen vergeben wurden, sollen aber auch deutlich höhere Frequenzen mit einer Wellenlänge im Millimeterbereich zum Einsatz kommen, man spricht von „oberhalb von 6 GHz“, z.B. 26 oder 60 GHz. In diesem Frequenzspektrum ist die Freiraum-Signal-Dämpfung sehr hoch und steigt mit steigender Frequenz extrem an.
Um größere Entfernungen zu überbrücken, würden höhere Leistungen gebraucht, was zwar an einer Basisstation möglich wäre, weniger aber am Handy selbst. Das begrenzt wiederum spürbar die Reichweite und wäre eher durch viel mehr kleine (schwache) Sender auszugleichen. Mehr Sender könnten aber auch teuer werden. Höhere Frequenzen stehen erst bei der nächsten Entwicklungs-Stufe „6G“ im Fokus der Entwicklung, marktreif in etwa zehn Jahren.
Die Forschungen zu möglichen gesundheitlichen Folgen stehen noch am Anfang. Wohlgemerkt: Für diesen Bereich sind noch keine Frequenzen vergeben, dazu wäre eine neue Frequenzauktion notwendig.
Wie 5G (von Huawei) im Himalaya-Gebirge funktioniert, haben wir uns angeschaut.