Studien

Mobilfunk-Kritiker: Macht das Handy unfruchtbar?

diagnose:funk zitiert neue Studien zu Mobil­funk, die Gesund­heits­gefahren belegen sollen. Erhöht WLAN den Blut­zucker­spiegel und macht das Handy in der Hosen­tasche unfruchtbar?
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Wer mit seinem Handy auf "Nummer Sicher" gehen will, sollte es vielleicht nicht unbedingt in die Hosentasche stecken. Neue Forschungen vermuten, dass die Fruchtbarkeit beeinträchtigt werden könnte. Wer mit seinem Handy auf "Nummer Sicher" gehen will, sollte es vielleicht nicht unbedingt in die Hosentasche stecken. Neue Forschungen vermuten, dass die Fruchtbarkeit beeinträchtigt werden könnte.
Foto: supaleka-fotolia.com, Grafik/Montage: teltarif.de
Die mobil­funk­kriti­sche Orga­nisa­tion diagnose:funk hat die Dezember-Ausgabe des ElektrosmogReports (4/2019) veröf­fent­licht.

Darin erwähnte Studien zu „Mobil­funk­strah­lung“ behaupten, DNA-Schäden und vermin­derte männ­liche Frucht­barkeit nach­gewiesen zu haben.

3G-Versuch in Grie­chen­land

Wer mit seinem Handy auf "Nummer Sicher" gehen will, sollte es vielleicht nicht unbedingt in die Hosentasche stecken. Neue Forschungen vermuten, dass die Fruchtbarkeit beeinträchtigt werden könnte. Wer mit seinem Handy auf "Nummer Sicher" gehen will, sollte es vielleicht nicht unbedingt in die Hosentasche stecken. Neue Forschungen vermuten, dass die Fruchtbarkeit beeinträchtigt werden könnte.
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Bei einem Versuch mit 3G (UMTS) durch Dimi­tris J. Pana­gopoulos von der Univer­sität in Athen (Grie­chen­land) seien bereits nach 15 Minuten Chro­moso­menver­ände­rungen um 100 bis 275 Prozent aufge­treten, die wahr­schein­lich auf DNA-Schä­digungen zurück­zuführen seien. Dies sei ein nicht-ther­mischer Effekt, die Bestrah­lung erfolgte durch ein Mobil­telefon in 1 cm Abstand. Frühere Studien über Mobil­funk­strah­lung an Lympho­zyten erzielten keine einheit­lichen Resul­tate.

LTE-Versuch in China: Handy nicht in die Hosen­tasche

Eine chine­sische Forschungs­gruppe (Yu et al.) bestrahlte Hoden mit LTE-Mobil­signalen (4G). Zu LTE gibt es bisher fast keine Forschung.

Als nicht-ther­mische Effekte seien nach 150 Tagen Bestrah­lung eine erhöhte Störung der Sper­mien­bildung, ein Keim­zell­verlust und Verän­derungen am Gewebe aufge­treten.

Die beob­achteten Effekte können zur Einschrän­kung der männ­lichen Frucht­barkeit führen, finden die Forscher. Die Arbeits­gruppe empfiehlt Männern, ihr Smart­phone nicht in der Nähe ihrer Hoden (also besser nicht in der Hosen­tasche) zu tragen. Das ist schon funk­tech­nisch plau­sibel, da so eng am Körper das Handy stark abge­schirmt wird.

WLAN erhöht Blut­zucker­spiegel?

Eine weitere Studie weise einen erhöhten Blut­zucker­spiegel aufgrund vermin­derter Insu­linpro­duktion durch WLAN-Signale (2,4 GHz) nach. Mikro­wellen­herde „funken“ bekannt­lich auch auf 2,4 GHz und können Speisen und Getränke erwärmen, aller­dings mit viel höheren Sende­leis­tungen (800-1000 Watt), ein WLAN-Router sendet mit wenigen Milli­watt. Wer Bedenken hat, kann sein WLAN-Signal abstellen und alle Computer per Kabel verbinden (was ohnehin stabiler ist).

Mythos Mobil­funk-Gefahren

Für Peter Hensinger, zweiter Vorsit­zender von diagnose:funk ist klar, dass man mit dem Mythos der unge­fähr­lichen Mobil­funk-Strah­lung „Schluss machen“ müsse. Neben „ehrli­cher Verbrau­cher­aufklä­rung“ seien „wirk­same Maßnahmen zur Redu­zierung des hoch­frequenten Strah­lungs­pegels“ notwendig.

Bisher wurden Forschungen mit künst­lichen Signalen auf den übli­chen Mobil­funk­frequenzen betrieben. Inzwi­schen ist man zu „echten Mobil­tele­fonen“ über­gegangen, die viel „unvor­hersehbarer“ und damit „bioak­tiver“ seien. Damit habe sich ergeben, dass Mobil­funk schäd­liche Neben­wirkungen haben könne.

Was soll man glauben?

Zellu­laren Mobil­funk gibt es inzwi­schen seit knapp 30 Jahren. Wenn er so gefähr­lich wäre, wie es manche Kritiker gerne hätten, hätten wir davon schon viel mehr mitbe­kommen.

Als Laie ohne wissen­schaft­lichen Hinter­grund kann man schwer abschätzen, ob diese Forschungs­ergeb­nisse nun uner­schüt­terli­chere Beweise darstellen oder ob es den Labor-Ratten aufgrund anderer Faktoren irgend­wann auch „schlechter“ gegangen wäre oder ob syste­mati­sche Fehler gemacht wurden.

Die Studien beweisen viel­leicht eher, dass ein perma­nent sendendes Handy in Körper­nähe auf die Dauer nicht so ideal ist. Diese Infor­mation ist nicht neu.

Leute tele­fonieren weniger

Nun ist die Zeit der Dauer­tele­fonate stark zurück­gegangen und viele Anwender halten heute das Handy von den Mund, um Sprach­nach­richten aufzu­zeichnen. Dadurch steigt die Entfer­nung zum Menschen, und das ist sicher­lich kein Fehler.

Wer Bedenken hat, kann sein Handy über eine kabel­gebun­dene Frei­sprech­einrich­tung betreiben. Der posi­tive Neben­effekt: Das Handy ist nicht vom Körper (Hosen­tasche, Jacken­tasche) abge­schirmt und hat damit besseren Empfang.

5G-Mora­torium ist unrea­listisch

Die Forde­rung nach einem Mora­torium wird ein frommer Wunsch bleiben, da es die gefor­derten „neutralen“ Experten nicht gibt und Kritiker am liebsten nur ihren eigenen Studien glauben möchten. Ob man selbst ein Handy benutzt oder nicht, ist und bleibt weiter eine freie eigene Entschei­dung.

Eine Exper­tenrunde hat im Auftrag der Stif­tung Waren­test einschlä­gige Studien zur Gesund­heits­gefähr­dung von Handy­strah­lung prüfen lassen. Das Ergebnis gibt kaum Grund zur Sorge, aber vorbeugen kann man immer.

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