Übernahme

Flucht nach vorn: Facebook will WhatsApp-Übernahme prüfen lassen

Facebook will, dass die EU-Kommission den WhatsApp-Deal prüft. Ein entsprechender Antrag ist bei der EU-Kommission eingegangen. Der Grund für dieses eigenwillige Anliegen ist ein ganz einfacher: Der Gegenwind der europäischen Netzbetreiber wird schärfer. Was sich Facebook erhofft, erfahren Sie in unserer Meldung.
Von Hans-Georg Kluge

Facebook lässt den WhatsApp-Deal überprüfen. Facebook lässt den WhatsApp-Deal überprüfen.
Bild: dpa
Facebook will, dass die EU-Kommission die Übernahme von WhatsApp prüft. Dies berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.

Flucht nach vorn: Facebook will europäischen Netzbetreibern zuvorkommen

Facebook lässt den WhatsApp-Deal überprüfen. Facebook lässt den WhatsApp-Deal überprüfen.
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Die Maßnahme von Facebook ist nur scheinbar überraschend: In den USA ist der Deal längst genehmigt. Das Kalkül ist ein anderes, so die Zeitung. Indem Facebook die EU-Kommission bittet, die Übernahme zu prüfen, könnte es gelingen, Untersuchungen der nationalen Wettbewerbsbehörden zu umgehen. Den Informationen zufolge könnten diese in Großbritannien, Spanien und Zypern drohen. "Facebook könnte ein Verfahren vor der EU-Kommission gegenüber mehreren nationalen Untersuchungen der Behörden bevorzugen", so Thomas Graf, Kartellrechts-Anwalt bei Cleary Gottlieb Steen & Hamilton in Brüssel. Das von Facebook angewandte Verfahren sei aber nur dann möglich, wenn drei nationale Behörden eine Untersuchung anstreben - was möglicherweise der Fall ist. Die Wettbewerbsbehörden der Mitgliedsstaaten haben jetzt 15 Tage Zeit, Widerspruch gegen eine Prüfung durch die EU-Kommission einzulegen.

Zu erwarten sei eine neutralere Prüfung der Umstände, wenn die EU-Kommission im Spiel ist. Vor allem Netzbetreiber sehen ihr Geschäftsmodell in Gefahr - deren Einfluss gilt auf nationaler Ebene als größer. WhatsApp wird oft als SMS-Killer bezeichnet - die SMS wiederum ist eine recht günstige Technologie, mit der die Anbieter dennoch jahrelang hohe Umsätze einfuhren. Von den Netzbetreibern entwickelte SMS-Nachfolger wie MMS oder Joyn finden bis heute bei den Kunden kaum Zuspruch.

FTC: Facebook soll Datenschutz bei WhatsApp beachten

Die amerikanische Behörde FTC verpflichtete Facebook, strikt auf den Datenschutz zu achten. So war spekuliert worden, Facebook könne WhatsApp in die eigene Vermarktung integrieren - anders sei der Kaufpreis von ungefähr 19 Milliarden Dollar nicht zu amortisieren. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg weist diese Gerüchte stets zurück.

In Deutschland bläst WhatsApp der Wind aus ganz anderer Richtung ins Gesicht: Der Ver­braucher­zentrale Bundesverband erreichte ein Urteil, das den Messaging-Dienst auffordert, deutschsprachige AGB anzubieten. Diese waren in Verruf geraten, weil sie dem Betreiber weitreichende Nutzungsrechte an Inhalten der Nutzer einzuräumen schienen - tatsächlich betrifft dies jedoch nur öffentlich einsehbare Informationen wie das Profilbild. Welche Regelungen in den AGB stecken, haben wir in einer eigenen Meldung zusammengefasst.

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