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Facebook wird 10 Jahre alt: Vom Jahrbuch zum Feind aller Datenschützer

Kein anderer Dienst dürfte die Definition eines Freundes so sehr aufgeweicht haben wie Facebook. Am Dienstag wird das soziale Netzwerk 10 Jahre alt. Wir werfen einen Blick zurück auf die Anfänge, den Aufstieg, den verpatzten Börsengang und den Kampf zwischen Werbung und dem Schutz der Nutzer.
Von Kaj-Sören Mossdorf

Kein anderer Dienst dürfte die Definition eines Freundes so sehr aufgeweicht haben wie Facebook. Das soziale Netzwerk hat die Vernetzung von Menschen extrem vereinfacht und die mühsame Kontaktpflege per E-Mail überflüssig gemacht: Schließlich kommt man sich nicht mehr so schlecht vor, wenn die Nachricht an den Bekannten nur zwei Zeilen enthält.

Das Ergebnis: Dank Facebook lassen sich globale Freundschaften so leicht wie nie pflegen. Gerade die extrem einfache Vernetzung und ein gewisser kollektiver Voyeurismus haben Facebook wohl zu dem gemacht, was es heute ist: Ein börsennotierter Alptraum für jeden Datenschützer.

Entstanden als Bewertungssystem für das Aussehen von Studenten

Der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg Der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg
Bild: dpa
Was macht ein amerikanischer Student, wenn er sich an der Universität langweilt? Richtig, er bricht das Studium ab und wird reich. So war es zumindest bei Microsofts Vater Bill Gates und auch Apple-Gründer Steve Jobs. Auch Mark Zuckerberg, der Gründer von Facebook, sollte diesen Weg letztendlich gehen. Doch die Geschichte einer der erfolgreichsten Internetfirmen fängt sehr viel trivialer an: Mit Facemash. Der Facebook-Vorgänger ging erstmals am 28. Oktober 2003 online. Es handelte sich um ein Bewertungsportal für das Aussehen von Studenten der Harvard-University.

Was Mark Zuckerberg dabei im Sinn hatte, lässt sich aus einem Blog-Eintrag herauslesen, den er in der Nacht schrieb, in der Facemash online ging. Um an die Fotos zu gelangen hackte sich Mark Zuckerberg in die "Facebooks" von Harvard, die eigentlich dazu genutzt werden sollten, dass sich die Studenten gegenseitig identifizieren konnten. Frei übersetzt schreibt er in dem Blog: "Einige der Leute haben ziemlich grauenhafte Facebook-Bilder. Ich möchte beinahe Fotos von ein paar Farm-Tieren neben diese Bilder setzen und die Leute bewerten lassen, wer attraktiver ist".

Die Website breitete sich wie ein Feuerwerk über den Campus aus. Auch wenn er sich in Harvard schweren Vorwürfen gegenüber sah - wie zu vermuten blieb die Website nicht lange im Uni-Netzwerk - wurden alle Vorwürfe doch letztendlich fallen gelassen. Dem jungen Mark Zuckerberg lehrte die Nacht aber eines: "Menschen sind viel voyeuristischer als ich gedacht hätte".

Der Start von Facebook am 4. Februar 2004

Inspiriert durch den Erfolg von Facemash startete Zuckerberg im Januar 2004 die Entwicklung von "thefacebook". Am 4. Februar desselben Jahres machte er zusammen mit seinen Zimmergenossen und Facebook-Mitgründern Dustin Moskovitz, Chris Hughes und Eduardo Saverin Facebook für Harvard-Studenten zugänglich. Schon einen Monat später wurde das Netzwerk auch für Studenten aus den US-Universitäten Stanford, Columbia und Yale geöffnet. In diesem Monat bekam Facebook es auch zum ersten Mal mit dem Justiz-System zu tun. Die drei Harvard-Seniors Cameron Winklevoss, Tyler Winklevoss und Divya Narenda beschuldigten Zuckerberg, ihnen vorgemacht zu haben, für sie HarvardConnection.com zu entwickeln. Stattdessen habe er aber an einem Konkurrenzprojekt gearbeitet. Der Rechtstreit sollte jedoch später beigelegt werden.

Im September wurde dann das, was heute als Pinnwand bekannt ist, eingeführt. Ende des Jahres 2004 hatte "thefacebook" bereits eine Million Nutzer. Im Mai 2005 wurde das soziale Netzwerk dann für mehr als 800 weitere Netzwerke geöffnet und mit mittlerweile rund 100 Millionen US-Dollar bewertet.

Im September fiel das "the" aus dem Namen weg - Facebook war geboren. Von nun an erlaubte Facebook nach und nach die Registrierung aus immer mehr Netzwerken. Im Oktober 2005 kam die Möglichkeit hinzu, Fotos in dem sozialen Netzwerk zu präsentieren, die mobile Version der Webseite startete im April des folgenden Jahres, weitere Funktionen folgten. Am 26. September 2006 öffnete Facebook seine Pforten für die Allgemeinheit - solange diese über 13 Jahre alt waren und eine E-Mail-Adresse besaßen. Ende des Jahres nutzten laut eigener Angaben 12 Millionen Menschen Facebook, im Oktober 2007 waren es dann fast 50 Millionen Menschen.

Auf der zweiten Seite erfahren Sie wie es zum ersten Zusammenstoß zwischen Mark Zuckerbergs Ambitionen und dem dann doch nicht so ausgeprägten Voyeurismus der Nutzer kam.

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