eGovernment Monitor 2011

E-Government ist in Deutschland noch nicht angekommen

Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Staat und Bürgern
Von Marie-Anne Winter

Ausschnitt aus dem E-Government-Monitor Beim E-Government hat Deutschland Nachholbedarf.
Grafik: E-Governmnet Monitor 2011
Bereits seit mehr als zehn Jahren wird viel über E-Government geredet und geschrieben - zur Selbstverstänlichkeit geworden ist es indes noch lange nicht. Nur 40 Prozent der deutschen Internetnutzer greifen auf die E-Government-Angebote der Behörden zurück. Im Vergleich mit Schweden (69 Prozent), Österreich (68 Prozent) und Großbritannien (48 Prozent) gibt es in Deutschland also noch beträchtliches Steigerungspotenzial. Das scheint aber weniger an fehlenden Angeboten zu liegen, als an der Kommunikation bereits vorhandener Möglichkeiten - denn wer bereits die Online-Angebote der Behörden nutzt, ist in der Regel damit zufrieden (80 Prozent in Deutschland). Das jedenfalls ist eines der zentralen Ergebnisse des eGovernment MONITOR 2011 herausgegeben von der Initiative D21 und von ipima, einer Kooperation der Technischen Universität München und ihrem An-Institut fortiss. Der eGovernment MONITOR wurde im Rahmen des Open Government Camps 2011 veröffentlicht, hierfür wurden von TNS Infratest jeweils 1. 000 Internetnutzer in den vier Vergleichsländern befragt.

Geringe Nutzung von Online-Beteiligung

Ausschnitt aus dem E-Government-Monitor Beim E-Government hat Deutschland Nachholbedarf.
Grafik: E-Governmnet Monitor 2011
Die gerade mit einem sensationellen Stimmen-Anteil von fast 9 Prozent ins Berliner Parlament gewählte Piraten-Partei wird das gar nicht freuen: Noch seltener als die klassischen E-Government-Angebote nutzen die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland die Online-Beteiligungen der Behörden. Während Facebook-Seiten von Städten (33 Prozent) und die Online-Petitionen des Bundestages (30 Prozent) bei den Internetnutzern zumindest eine gewisse Bekanntheit haben, bleiben Mitmachplattformen (17 Prozent) beinahe unbeachtet. Die tatsächliche Nutzung fällt noch geringer aus: Selbst die Befragten, die die Plattformen bereits kennen, haben diese bisher nur knapp zu einem Drittel genutzt (34 Prozent). Der Wunsch nach einer barrierefreien Beteiligung des Bürgers an politischen Abstimmungsprozessen durch Onlineplattformen ist in der aktuellen Form in Deutschland noch nicht erfolgreich. Anders sieht dies beispielsweise in Großbritannien aus, wo bereits 49 Prozent der Internetnutzer Online-Beteiligungsinitiativen genutzt haben.

"Während Social Media und E-Commerce für die meisten Internetnutzer inzwischen selbstverständlich sind, bleibt die Nutzung von E-Government-Angeboten oft hinter den Erwartungen zurück", so Prof. Dr. Helmut Krcmar, Scientific Director von ipima. "Dies liegt auch daran, dass die Bürger aufgrund der seltenen Kontakte mit den Behörden schwer ihre Wünsche bezüglich deren E-Government-Angeboten formulieren können."

Nutzungsbarrieren in den Ländern sehr ähnlich

Die Hindernisse, die eine Nutzung von E-Government-Diensten verhindern, sind durchaus vielfältig, aber in allen verglichenen Ländern sehr ähnlich. Besonders mangelnder Datenschutz sowie Medienbrüche bei vielen Online-Angeboten sind die Hauptbarrieren für die Internetnutzer. Zusätzlich sind die Angebote auch schlecht strukturiert und schwer zu durchschauen, was dazu führt, dass E-Government-Angebote von den Bürgern nicht genutzt werden.

Die Nutzungsbarrieren sind für deutsche Internetnutzer vor allem die mangelhafte Datensicherheit (52 Prozent) und vor allem die unvollständigen Abwicklung der Online-Angebote (55 Prozent). Damit ist gemeint, dass man beispielsweise online Formulare ausfüllen kann, die dann aber ausgedruckt und auf dem Postweg eingereicht werden müssen. Auch können häufig zwar per Internet Termine für Behördengänge gebucht werden, der jeweilige Vorgang erfordert aber weiterhin die Anwesenheit vor Ort.

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