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Instagram und Chatbot: Wie Politiker aktuell kommunizieren

Mit der Corona-Krise ändern Kommunen und Bundes­länder ihre Form der Kommu­ni­ka­tion: Über Internet und soziale Medien sollen Bürger schnell an Infor­ma­tionen kommen. Video­bot­schaften und Online-Sprech­stunden schaffen Nähe.
Von dpa /

Beispiel Freiburg: Politiker und Behörden kommunizieren digital Beispiel Freiburg: Politiker und Behörden kommunizieren digital
Bild: dpa
Wo darf ich einkaufen gehen? Wann geht die Schule wieder los? Und wo muss ich Maske tragen? In der Corona-Krise haben die Menschen viele Fragen, auch ange­sichts sich immer wieder ändernder Regeln. Landes­be­hörden und Kommunen setzen in diesen Zeiten verstärkt auf soziale Medien, um diese Fragen zu beant­worten - mit Erfolg, wie die Verant­wort­li­chen berichten.

Der Frei­burger Ober­bür­ger­meister Martin Horn (parteilos) etwa hat nach dem Ausbau der digi­talen Kommu­ni­ka­tion von Kommunen und Behörden eine posi­tive erste Bilanz gezogen: Bürger könnten über Internet und Social-Media-Kanäle schnell und direkt infor­miert werden; das bewähre sich. Ange­bote der Kommunen würden dadurch verstärkt ange­nommen, sagt Horn. Dies zeige das Beispiel Frei­burg. Nahezu jeder zweite Frei­burger sei im März und April von der Stadt über Insta­gram oder Face­book erreicht worden.

Digital: Unkom­pli­zierter Austausch

Beispiel Freiburg: Politiker und Behörden kommunizieren digital Beispiel Freiburg: Politiker und Behörden kommunizieren digital
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Über den digi­talen Weg sei ein direkter und vergleichs­weise unkom­pli­zierter Austausch zwischen Behörden und Bürgern möglich, sagt Horn. Dies erhöhe die Trans­pa­renz und das Vertrauen. Kommunen müssten jedoch bereit sein, auf Anfragen von Bürgern rasch zu reagieren: "Moderne Online-Kommu­ni­ka­tion sollte keine Einbahn­straße sein, sondern auch auf Dialog setzen. Dies erwarten Bürger."

Immer mehr Kommunen im Südwesten nutzten Internet und soziale Medien zur Krisen­kom­mu­ni­ka­tion, sagt Gudrun Heute-Bluhm, Chefin des Städ­te­tags Baden-Würt­tem­berg. Bürger­meister versuchten etwa mit Video­bot­schaften, Corona-Regeln und Locke­rungen zu erklären und aktu­elle Entschei­dungen den Menschen nahe­zu­bringen.

Dies stärke die Demo­kratie, zeigt sich Michael Wehner von der Landes­zen­trale für poli­ti­sche Bildung Baden-Würt­tem­berg in Frei­burg über­zeugt: "Gerade in Krisen­zeiten sind Regie­rende unter Recht­fer­ti­gungs­druck." Der Infor­ma­ti­ons­be­darf sei hoch, Politik müsse sich erklären.

Auch die Landes­re­gie­rung sei verstärkt aktiv, sagt Jana Höffner, Leiterin des Refe­rats Online-Kommu­ni­ka­tion im Staats­mi­nis­te­rium. Die Inter­net­seite des Landes werde seit Beginn der Corona-Krise täglich von bis zu 500 000 Menschen ange­klickt - dies sei eine deut­liche Stei­ge­rung. Zuvor sei die Zahl der tägli­chen Abrufe vier­stellig gewesen. Nun liege sie stets im sechs­stel­ligen Bereich.

Online-Teams kümmern sich um Anfragen

Auch Online-Dienste wie Face­book, Insta­gram und Twitter werden laut Höffner häufiger genutzt. Texte zu Corona-Verord­nungen, Locke­rungen, Infek­tions- und Todes­zahlen sowie zur Masken­pflicht stießen auf beson­ders große Nach­frage. Im Staats­mi­nis­te­rium kümmert sich ihren Angaben zufolge ein sieben­köp­figes Online-Team darum und gebe Antworten.

Die Landes­re­gie­rung hat auch einen soge­nannten Chatbot einge­richtet - ein Frage- und Antwort­system, das auf künst­li­cher Intel­li­genz basiert. Menschen können dem Programm Fragen stellen, der Chatbot Corey antwortet. Mit jeder Frage lernt er dazu und antwortet besser. Er ist auf den Inter­net­seiten verschie­dener Minis­te­rien und auf dem Lande­sportal baden-wuerttemberg.de einge­bunden. Nach Angaben des Innen­mi­nis­te­riums ist Corey seit etwa einem Monat im Einsatz, 70 000 Nutzer haben seither rund 130 000 Anfragen gestellt.

"Beson­ders gefragt sind in der Krise auch Erklä­rungen, Hinter­gründe und Einord­nung, die über die eigent­liche Neuig­keit hinaus­gehen", erläu­tert Frei­burgs Ober­bür­ger­meister Horn. Mit Face­book und Insta­gram habe seine Stadt in der Corona-Krise knapp 300 000 Menschen erreicht. Von Bürgern habe sie über Insta­gram und Face­book in der Corona-Krise rund 10 000 Nach­richten und Kommen­tare erhalten. Live-Sprech­stunden, unter anderem gemeinsam mit dem Chef der Frei­burger Uniklinik, seien im Netz von mehreren Zehn­tau­send Menschen abge­rufen worden.

"Mein Eindruck ist, dass in der Corona-Krise das Vertrauen in Politik gestärkt wurde", sagt Horn: "Die Krisen­kom­mu­ni­ka­tion hat Politik und Bürger wieder einander näher gebracht." Der Infor­ma­ti­ons­be­darf sei unver­än­dert hoch. "Entschei­dend ist, dass die Nach­richten echte Botschaften enthalten und nicht der Insze­nie­rung dienen."

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