2 Milliarden

Bayern: Mehr als zwei Milliarden Euro für Breitbandausbau

Zum Jahres­wechsel haben bewil­ligte Zuschüsse der baye­rischen Staats­regie­rung für den Ausbau des Glas­faser­netzes die Schwelle von zwei Milli­arden Euro über­schritten.
Von mit Material von dpa

Zum Jahres­wechsel haben die bewil­ligten Zuschüsse der baye­rischen "Staats­regie­rung" (Landes­regie­rung) für den Ausbau des baye­rischen Glas­faser­netzes die Schwelle von zwei Milli­arden Euro über­schritten. Das teilte der baye­rische Finanz­minister Albert Füra­cker (CSU) heute in München mit. Damit sind laut Minis­terium aktuell für 98 Prozent der Haus­halte im Frei­staat Inter­net­anschlüsse mit 30 Megabit pro Sekunde verfügbar, für zwei Drittel beson­ders schnelle Gigabit-Verbin­dungen. "Verfügbar" heißt hier "Homes passed", d.h. der Kunde / Haus­besitzer / Eigen­tümer muss auch zustimmen, dass die Leitung auf sein Grund­stück ins Haus und auch im Haus bis zur Wohnung gelegt werden darf.

Gigabit bis in jedes Haus

Halsbach (Kreis Altötting): Die Gemeinde hat die Leerrohre für Glasfaser selbst verlegt und drei Viertel der Kosten. Halsbach (Kreis Altötting): Die Gemeinde hat die Leerrohre für Glasfaser selbst verlegt und drei Viertel der Kosten.
Foto: Picture Alliance/dpa
In den kommenden Jahren soll die Förde­rung weiter­laufen: "Unser ambi­tio­niertes Ziel bleibt: Gigabit bis in jedes Haus", sagte der CSU-Poli­tiker. Die Staats­regie­rung fördert schnelle Inter­net­ver­bin­dungen seit Ende 2013, damals gab es für Privat­haus­halte quasi noch keine Giga­bit­anschlüsse. Nach Zahlen des Minis­teriums haben sich nahezu alle baye­rischen Kommunen an dem Förder­pro­gramm betei­ligt: insge­samt 2041, ein Anteil von mehr als 99 Prozent.

Erfolg­rei­ches Projekt

"Der Breit­band­ausbau in Bayern ist das erfolg­reichste Infra­struk­tur­pro­jekt der letzten Jahre", erklärte Füra­cker weiter. Aber: Ein bewil­ligter Zuschuss ist nicht gleich­bedeu­tend damit, dass das Geld sofort ausge­geben wird, da die Kommune die Bauauf­träge vergeben und die Kabel verlegt werden müssen. In der Regel bezu­schusst der Frei­staat die Förder­anträge der Kommunen mit 90 Prozent der Inves­titi­ons­summe. Inklu­sive des kommu­nalen Anteils und Bundes­zuschüssen belaufen sich die bewil­ligten Gelder laut Minis­terium auf 3,3 Milli­arden Euro.

Ober­pfalz bekommt 456 Millionen

In abso­luten Zahlen der höchste Zuschuss der Staats­regie­rung floss und fließt in Füra­ckers Heimat­bezirk Ober­pfalz mit bewil­ligten 456 Millionen Euro, gefolgt von Nieder­bayern mit 428 Millionen. In beiden Regie­rungs­bezirken mit ihren vielen länd­lichen Gemeinden und vergleichs­weise nied­riger Bevöl­kerungs­dichte war die Quote schneller Inter­net­anschlüsse zu Beginn der Förde­rung niedrig.

An dritter Stelle folgt der größte Regie­rungs­bezirk Ober­bayern mit 379 Millionen. Auf den weiteren Plätzen folgen Unter­franken (270 Millionen), Schwaben (221 Millionen), Ober­franken (205 Millionen) und Mittel­franken (152 Millionen).

München / Ober­bayern - hoch - Nieder­bayern niedrig

Den höchsten Anteil an Gigabit-Anschlüssen gibt es demnach mit 78 Prozent in Ober­bayern + München und die umlie­genden Land­kreise sind seit jeher in Sachen Internet gut versorgt.

Am nied­rigsten ist die Gigabit-Quote mit 47 Prozent in Nieder­bayern, dem einzigen Regie­rungs­bezirk, in dem die beson­ders schnellen Anschlüsse noch für weniger als die Hälfte der Haus­halte verfügbar sind.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Wenn die Glas­faser­unter­nehmen von Haus zu Haus ziehen, um für den schnellen Anschluss zu werben, beschleicht viele Kunden ein "mulmiges Gefühl". Es ist daher wichtig, sich schon vorher umfas­send zu infor­mieren, ob ein Ausbau der Gemeinde, des Stadt­teils oder der eigenen Straße geplant ist.

In vielen Fällen wird der Glas­faser-Anschluss kostenlos in Haus gelegt, wenn man zeitig unter­schreibt, sogar wenn man sich noch nicht auf Glas­faser umschalten lässt. In andern Fällen muss der Glas­faser-Anschluss eine gewisse Zeit gebucht werden und kann dann gekün­digt werden.

Die Chance auf Glas­faser sollte genutzt werden, weil eine spätere Nach­rüs­tung wird sehr sehr teuer oder sogar unmög­lich. Ärger­lich ist, wenn es den Glas­faser­anschluß nur von einem neuen viel­leicht noch völlig unbe­kannten oder "unzu­ver­läs­sigen" Unter­nehmen gibt, was zwar "Open Access" murmelt, aber mit dem bevor­zugten Lieb­lings­anbieter keinen Vertrag abschließen kann oder will. Wer es sich leisten kann und auf Nummer sicher gehen will, sollte dann den neuen Glas­faser-Anschluss zusätz­lich buchen, bis klar ist, wie "zuver­lässig" das Angebot ist.

In anderen Fällen bekunden mehrere Konkur­renten das Inter­esse, ausbauen zu wollen, machen das aber von Quoten abhängig. Wer an der Haustür etwas unter­schreibt, muss sich einen Durch­schlag geben lassen und sollte alles gleich vor Ort mit dem Handy foto­gra­fieren, inkl. Gesicht, Name und Ausweis des Türver­käu­fers (vorher unbe­dingt fragen, ob dieser einver­standen ist). Das regel­mäßige Abrufen und aufmerk­same Sichten der eigenen E-Mails (auch im Spam-Ordner) ist Pflicht. Darin muss genau stehen, was man unter­schrieben hat und wo und wie man wider­rufen kann.

Und weiter bleibt wichtig: Ein bereits vorhan­dener (lang­samer) Anschluss wird nicht auto­matisch beschleu­nigt. Das muss der Kunde aktiv beim Anbieter seiner Wahl bean­tragen!

Wenn sich in der eigenen Gemeinde nichts tut, aktiv nach­fragen und auch mal eine Gemeinde- oder Stadt­rats­sit­zung besu­chen, örtliche Poli­tiker anspre­chen (dafür sind sie da), Gleich­gesinnte im Ort, in der Straße suchen. Ein Beispiel: In Hals­bach (Kreis Altöt­ting) hat die Gemeinde (950 Einwohner) das Glas­faser­netz selbst verlegt und somit drei Viertel der Kosten gespart.

Wo Glas­faser drauf steht, ist nicht immer Glas­faser drin. Bei "Kabel-Glas­faser" ist noch tech­nisch veral­tetes Koax­kabel mitten drin. Das kann funk­tio­nieren, aber auch Probleme machen.

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