Bahn-WLAN: Neues Funk-Modul für 5G-Netz ist da
Das X5-Gateway von Icomera für Bahn-Hotspots mit 5G-Anbindung
Bild: Icomera
Die WLAN-Hotspots in den Zügen der Deutschen Bahn haben bereits diverse Entwicklungsstufen hinter sich: Konnte die erste Generation nur im Telekom-Netz funken, sind die aktuellen Module in allen drei LTE-Netzen unterwegs. Über spezielle Repeater wird das LTE-Signal ins Zug-Innere transportiert und dort als WLAN-Hotspot umgesetzt.
Das 2003 gegründete schwedische Unternehmen Icomera, das diese Technik liefert, hat heute nun die Vorstellung eines Gateways bekannt gegeben, das auch in den 5G-Netzen funkt.
Abwärtskompatibel zu neueren LTE-Standards
Das neue und verbesserte X5-Gateway für mobile Konnektivität und Anwendungen von Icomera wurde speziell für Bahnanwendungen entwickelt und beherbergt bis zu vier leistungsstarke 5G-fähige Funkmodems. In realen Onboard-Versuchen erreichte das X5-Gateway offenbar einen hohen Daten-Durchsatz und übertraf den in der Verkehrsbranche als "Gigabit-Zug“ bezeichneten Benchmark. Das neue Modul soll sich für Passagier-Züge eignen, in denen rein theoretisch gleichzeitig über 10.000 Songs oder 200 HD-Filme gestreamt werden.
Das neue X5-Gateway soll auch Gigabit-Geschwindigkeiten erzielen, wenn nur LTE-Netze verwendet werden. Dies ist laut Icomera den abwärtskompatiblen 5G-Modems zu verdanken, die die LTE-Cat.20-Technologie verwenden. Diese ermöglichen eine schnellere Datenübertragung, indem bis zu sieben Frequenzträger zusammengefasst werden. Unnötig zu erwähnen ist, dass die Fahrgäste über ein per 5G angebundenes WLAN schneller surfen können sollten als bisher.
Die hohe Geschwindigkeit soll auch daher rühren, dass das X5-Gateway eine 10-GBit/s-Ethernet-Verbindung zum Onboard-Netzwerk unterstützt. Dies sei wichtig, da die Bandbreite eines Onboard-Netzwerks nur so stark ist wie die schwächste Verbindung. Durch die Unterstützung hoher Ethernet-Geschwindigkeiten könne das X5-Gateway die Vorteile heutiger LTE-Netze voll ausnutzen. Transportunternehmen, die vor dem vollständigen 5G-Rollout auf 5G-fähige Technologie umsteigen, könnten also schon jetzt mit einem deutlichen Anstieg des Durchsatzes bestehender WLAN-Hotspot-Netze rechnen.
Das X5-Gateway von Icomera für Bahn-Hotspots mit 5G-Anbindung
Bild: Icomera
Medien-Server an Bord wird es weiterhin geben
Die Konnektivitätsplattform von Icomera verwendet externe Antennen, um eine Verbindung zu allen verfügbaren Netzwerken entlang der Route herzustellen. Die Datenkapazität dieser Netzwerke werde vom Onboard-Router aggregiert und über Ethernet an Onboard-Systeme und schließlich über WLAN an die Passagiere weitergegeben. Diese Methode biete eine schnellere und stabilere Konnektivität, als wenn sich jedes Gerät eines Fahrgastes einzeln mit Mobilfunknetzen entlang der Route verbinden müsste.
Mit dem X5-Gateway würden Fahrzeughersteller und -betreiber Zugriff auf die X-Series-Plattform von Icomera erhalten, die gleichzeitig mehrere ressourcenintensive Anwendungen wie Passagier-WLAN, Infotainment, Systemüberwachung und Echtzeit-Videoüberwachung als Teil einer einzigen Lösung unterstützt.
Durch die Bereitstellung soll das X5-Gateway den Bedarf an zusätzlicher Hardware wie Medienservern oder Videorecordern, die in Fahrzeugen installiert werden müssen, minimieren. Betreiber könnten damit aber auch wie bisher ihre eigenen Video- oder Medieninhalte an Bord zwischenspeichern. Denn durch das lokale Hosting von Filmen, Serien, Hörspielen und Musikprogrammen im Zug-Server werden die Kosten für Mobilfunkdaten reduziert. Das X5-Gateway sei von Grund auf so konzipiert worden, dass es sich nahtlos in das Konnektivitätsprotokoll und die Cloud-basierte Verwaltungssoftware von Icomera integrieren lässt. Ob und wann das X5-Gateway in Zügen der Deutschen Bahn zum Einsatz kommt, dazu hat Icomera noch nichts mitgeteilt.
Eigentlich sollten alle Intercity- und Eurocity-Züge der Bahn schnellstmöglich WLAN-Hotspots bekommen. Doch der Ausbau verzögert sich - erst 2022 soll alles fertig sein.