Personalie

Telekom-Chef Obermann in der Vertrauenskrise

"Zukunftssicherheit" hieß bislang nur "verschärftes Sparprogramm"
Von dpa / Björn Brodersen

Knapp zwei Jahre nach seinem Amtsantritt steckt Telekom-Chef René Obermann in einer Vertrauenskrise. Neben der harten Auseinandersetzung um den Konzernumbau kratzt die Serie von Datenpannen am Image des Managers. Die von ihm angetriebene Offensive zur Datensicherheit verpufft aber in der öffentlichen Wahrnehmung, nachdem neue Lücken in den Sicherheitssystemen auftauchten und der Aufsichtsrat die Berufung des neuen Vorstands für Datenschutz verschob. Ein Dämpfer für den forschen 45-Jährigen. Nun muss Obermann Führungsstärke beweisen, um die Krise zu meisten.

In der seit Mai schwellenden Diskussion um Sicherheitslücken und Bespitzelung von Journalisten und Aufsichtsräten gibt die Konzernführung um Obermann kein gutes Bild ab. Erst als Veröffentlichungen der Presse drohten, gestand die Telekom die Spionageattacke ein. Auch den wiederholten Diebstahl von Millionen Kundendaten versuchte die Telekom lange Zeit unter der Decke zu halten, wie Konzernkreise bestätigen. Mit der Salami-Taktik drohte Obermann in der öffentlichen Wahrnehmung selbst zum Teil des Problems zu werden.

Er wolle daher zügig handeln und sehr bald solle der Vorstand für Datenschutz ernannt werden, hieß es im Unternehmen. Denkbar sei, dass sich der Aufsichtsrat innerhalb von drei Wochen erneut mit der Personalie befasse. Bei ihrer Sitzung am vergangenen Dienstag hatten die Aufsichtsräte die Entscheidung vertagt, da der von Obermann ins Spiel gebrachte Chefjustiziar Manfred Balz als interner Kandidat belastet sein könnte.

Beim Konzernumbau steht Obermann unter Erfolgsdruck

Telekom-Chef Renè Obermann
Foto: Deutsche Telekom
Selten hat ein Manager eines DAX-Konzern in so kurzer Zeit das Vertrauen der Öffentlichkeit verspielt; allerdings musste kaum einer seinem Unternehmen eine solche Rosskur verordnen, wie Obermann es tat. Selbst innerhalb der Belegschaft ist unumstritten, dass die Zahl der Mitarbeiter sinken muss. Beim Konzernumbau steht Obermann unter Erfolgsdruck, nicht nur weil Amtsvorgänger Kai-Uwe Ricke daran gescheitert war, sondern auch um der lahmenden T-Aktie auf die Beine zu helfen.

Was Obermann beim Amtsantritt im November 2006 darunter verstand, die Telekom "zukunftssicher" zu machen, wurde schnell klar: Das Sparprogramm wurde verschärft und im vergangenen Jahr zehntausende Mitarbeiter zu schlechteren Konditionen konzernintern verlagert. Die Gewerkschaft ver.di biss sich mit ihrem Protest an Obermann die Zähne aus. Mit der geplanten Schließung von 39 Callcentern folgt die nächste Umbaumaßnahme, die den Konzern öffentlich unter Druck bringt.

Für die Arbeitnehmer ist frustrierend, dass die Bundesregierung trotz wiederholter Aufforderung die Füße still hält - bislang zumindest. Im Wahljahr 2009 könnte sich das ändern, als früherer Staatskonzern steht die Telekom mit im Fokus. Dies sei auch dem Vorstand klar und daher beeile man sich beim Callcenter-Umbau, heißt es im Konzern. "Wir haben die Maßnahme daher jetzt gemacht."

Obermann legt Hoffnungen auf eine Erholung des operativen Geschäfts

Als größter Unruheherd gilt Personalvorstand Thomas Sattelberger, der mit seiner harten Linie viele Arbeitnehmer verprellt, wie selbst aus seinem Ressort verlautet. Auch innerhalb des Vorstands sei der Kurs von Sattelberger nicht unumstritten, so sei er etwa mit Festnetz-Chef Timotheus Höttges angeeckt. Neue Konflikte sind vorprogrammiert, da Sattelberger Ambitionen auf einen Ministerposten hegt, wie es in seinem Umfeld heißt. Gefragt ist also Obermanns Führungsstärke, um keinen neuen Streit vom Zaun zu brechen.

Um der Telekom weitere negative Schlagzeilen zu ersparen, legt Obermann seine Hoffnungen auf eine Erholung des operativen Geschäfts. "Ein gutes Ergebnis im dritten Quartal würde den Druck vermindern", heißt es in seinem Umfeld. Vielleicht geht es dann mit der Telekom-Aktie bergauf, denn dafür ist die Mannschaft um Obermann eingestellt worden. Die Bundesregierung will sich nämlich von ihrer Beteiligung trennen, was sich zum derzeitigen Preisniveau nicht lohnen würde.

Weitere Artikel zur aktuellen Situation der Deutschen Telekom