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Vier Jahre Android-Smartphones: Der Weg zum Weltmarktführer

Rückblick: Erstes Android-Gerät wurde am 22. Oktober 2008 vorgestellt
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Heute vor vier Jahren erschien das erste Mobil­tele­fon mit Android. Inner­halb weniger Jahre erlebte das von einer freien Ent­wickler­ge­mein­de unter Googles Feder­führung ent­wickelte System eine un­glaub­liche Er­folgs­ge­schichte.

Nach dem Erfolg von Apples iPhone mit iOS konnte sich kaum jemand vor­stellen, dass eine weitere mobile Platt­form sich eines Tages solcher Beliebt­heit erfreuen könnte. Doch Android hat in den ver­gangen­en Jahren den Markt tat­sächlich um­ge­krempelt: Viele Handy- und Smartphone-Hersteller profitieren von dem Google-Ökosystem. Und andere bisherige Marktführer wie Nokia, die sich Android konsequent verweigern, mussten bei den Marktanteilen große Einbußen hinnehmen.

Google: Android ist "die beste Übernahme aller Zeiten"

Vier Jahre Android-Smartphones - der Weg zum Weltmarktführer Vier Jahre Android-Smartphones: Der Weg zum Weltmarktführer
Logo: Google, Montage: teltarif.de
Am Anfang von Android stand - wie so oft in der Gemeinde von Verfechtern freier und offener Betriebssystem-Plattformen - ein Traum: Apples viel zu geschlossenes iOS weckte den Wunsch nach einem offenen, herstellerübergreifenden mobilen System, das sich der Nutzer womöglich nach eigenen Wünschen anpassen kann. Dass sich das heutige Android von diesem Traum schon wieder ein gutes Stück entfernt hat, zeigt die im Folgenden reflektierte Geschichte des Linux-Abkömmlings.

Die Vorgeschichte von Android beginnt schon im Jahr 2003: Android-Erfinder Andy Rubin gründete in diesem Jahr das Unternehmen Android Inc. und verfolgte die Vision eines freien Mobilsystems. 2005 beschloss Google, auf dem Markt von Mobilgeräten aktiv zu werden. Da der Konzern nicht bei Null beginnen mochte, kaufte er kurzerhand das damals knapp zwei Jahre alte Startup für 50 Millionen Dollar und übernahm Andy Rubin als Android-Chefentwickler. Im Nachhinein bezeichneten die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin den Kauf von Android als "die beste Übernahme aller Zeiten". HTC Dream - das allererste Android-Smartphone HTC Dream - das allererste Android-Smartphone
Bild: HTC

Der nächste große Schritt erfolgte im November 2007: In diesem Monat gründete Google zusammen mit 33 weitern Unternehmen die "Open Handset Alliance" zur Entwicklung offener Betriebssystem-Standards für Mobilgeräte. Zu den Mitgründern gehörten nicht nur Software-, Halbleiter- und Geräte-Hersteller, sondern auch Netzbetreiber und Marketing-Unternehmen. 2008 war es dann endlich so weit: Am 21. Oktober erblickte Android offiziell als mobiles Betriebssystem das Licht der Welt, das allerdings ohne kompatible Hardware noch wenig Nutzen hatte. Einen Tag später stellte HTC das HTC Dream vor, das als T-Mobile G1 verkauft wurde.

Vom offenen "Frickel-System" zum kontrollierten Google-Universum

Key Lime Pie ist der Name der neuen Android-Version 4.2 "Key Lime Pie" ist der Name der neuen Android-Version 4.2
Logo: Google, Montage: teltarif.de
Android 1.0 beherrschte außer den üblichen Telefonie- und SMS-Funktionen bereits grundlegende Synchronisierungsoptionen und brachte außer dem Android Market für Apps noch Youtube, Google Mail sowie Google Maps mit. Auch GPS und Bewegungssensoren wurden von Anfang an unterstützt. An dieser Basis hat sich bis heute fast nichts geändert - lediglich der Android-Market wurde in Google Play Store umbenannt.

Da es sich bei Smartphones um per Touchscreen bediente Multimedia-Geräte handelt, musste sich Android in dieser Hinsicht schnell weiterentwickeln. Noch unter der Versionsnummer 1 kamen Video-Unterstützung, Bildschirmtastatur, Text-to-Speech, Gestenerkennung und mehr als eine standardisierte Bildschirmauflösung hinzu. Ab der Version 1.5 begann Google damit, den Android-Versionen einprägsame Namen zu verpassen - und zwar mit den Bezeichnungen von Süßigkeiten. Waschechte Android-Freaks wissen bis heute auf Zuruf sofort, was sich hinter Cupcake, Donut, Éclair, Froyo, Gingerbread, Honeycomb, Ice Cream Sandwich, Jelly Bean und Key Lime Pie verbirgt.

Bis zur Version 2.3 "Gingerbread" reifte Android zu einem kompletten mobilen Betriebssystem heran - neue Features wie Kamera-Digitalzoom, animierte Desktop-Hintergründe, IPv6-Unterstützung, Tethering, App2SD, NFC-Support, Downloadmanager, Verschlüsselungsoptionen und Verbesserungen beim Browser sowie bei der Hardware-Unterstützung kamen hinzu. Bis heute werden günstige Einsteiger-Smartphones noch mit Android 2.3 ausgeliefert. Eine Sonderstellung nahm Version 3 "Honeycomb" ein: Der rasante Erfolg von Tablet-Computern machte die Entwicklung einer für Tablets angepassten Android-Variante notwendig, da Google die Version 2 nicht auf Tablets sehen wollte. Ab Version 4 "Ice Cream Sandwich" hat Google diese getrennte Entwicklung sinnvollerweise wieder in einer gemeinsamen Variante zusammengeführt.

Die Gründe für den Erfolg von Android sind darin zu suchen, dass sich das System von Anfang an nicht auf eine spezielle Zielgruppe oder Preisklasse festgelegt hat. Insbesondere Apple iOS und Windows Phone werden ja überwiegend auf Highend-Smartphones eingesetzt, was zur Folge hat, dass diese Systeme in Entwicklungs- und Schwellenländern kaum anzutreffen sind, weil die entsprechenden Geräte für die dortige Bevölkerung größtenteils unerschwinglich sind.

Android erlaubt demgegenüber auch Noname-Herstellern aus China, am Smartphone-Markt teilzunehmen und auch finanzschwache Käufer mit Smartphones zu versorgen. Selbst wenn die Hardware aus Kostengründen abgespeckt sein sollte, erhalten die Anwender mit Android trotzdem ein vollwertiges mobiles Betriebssystem mit unbeschränktem Zugang zu Googles weltweitem Ökosystem. Dies ist auch eine Herausforderung für etablierte Hersteller wie Samsung, HTC oder Sony, weil ehemalige Billig-Hersteller wie Huawei oder ZTE dank Android zukünftig mit konkurrenzfähigen Smartphones auf die europäischen und nordamerikanischen Märkte drängen werden.

Auf der folgenden Seite widmen wir uns den diversen Android-Oberflächen und dem Problem der oft viel zu spät erscheinenden Updates. Außerdem gehen wir darauf ein, wie das restliche Google-Universum und der Play Store zum Android-Erfolg beigetragen haben.

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