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Vier Jahre Android-Smartphones: Der Weg zum Weltmarktführer

Rückblick: Erstes Android-Gerät wurde am 22. Oktober 2008 vorgestellt
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Obwohl die weite Verbreitung von Android die Vermutung impliziert, dass es sich dabei um eine "Monokultur" handelt, gibt es durchaus verschiedene Ausprägungen des Systems. Das "reine" Android kommt praktisch nur auf den von Google selbst in Auftrag gegebenen Geräten der Nexus-Baureihe zum Einsatz. Den anderen Herstellern erlaubt Google die Entwicklung und Verwendung eigener Oberflächen, was zur Folge hat, dass ein identisches System auf zwei Geräten ganz unterschiedlich aussehen kann.

Bekannt geworden sind insbesondere die Oberflächen HTC Sense, Samsung TouchWiz und Motorola MotoBlur, die zum Teil eine recht umfangreiche Fangemeinde hinter sich scharen konnten. Die Hersteller übernehmen auch die Anpassung von Android für jedes einzelne Gerät in ihrem Sortiment. Das System soll ja nicht - wie früher Windows - völlig überfrachtet mit umfangreichen Treiberbibliotheken die Performance der Hardware in die Knie zwingen, sondern nur die Komponenten mitbringen, die die jeweilige Hardware braucht. Doch daraus entsteht eines der momentan größten Probleme von Android.

Wenn Google eine neue Android-Version veröffentlicht, hoffen Besitzer von Android-Smartphones und -Tablets, schnell in den Genuss des Updates zu kommen. Doch das ist nur den Nutzern der originalen Nexus-Geräte vorbehalten. Die Anpassung der neuen Variante für bereits im Umlauf befindliche Geräte dauert bei den Herstellern mittlerweile nicht mehr Wochen, sondern Monate. Wartezeiten von einem Dreivierteljahr sind keine Seltenheit mehr. Und bei Hardware, die älter als zwei Jahre ist, machen sich die Hersteller die Mühe der Anpassung oft gar nicht mehr, weil sie hoffen, dass der Anwender gleich Geld in die Hand nimmt und ein neues Gerät kauft.

Durch dieses Problem ist mittlerweile eben doch wieder eine starke Bindung des Betriebssystems an die Hardware entstanden, die ja mit Android eigentlich vermieden werden sollte. Für die Hardware-Hersteller und Google ist hier für die Zukunft eine deutlich bessere Abstimmung notwendig, um die Geduld der Käufer nicht allzu sehr zu strapazieren.

Kein System ohne Inhalte: Play Store, Apps, Medieninhalte und Geschäftsmodelle

Der Google Play Store ist für viele Käufer ein Entscheidungsgrund für Android Der Google Play Store ist für viele Käufer ein Entscheidungsgrund für Android
Logo: Google, Montage: teltarif.de
Der Erfolg von Android beruht nicht nur auf dem System an sich, sondern darauf, dass Google ein bei Apple erfolgreiches Konzept übernommen hat: Mobile Geräte können heutzutage nur nennenswerte Marktanteile erzielen, wenn das System durch eine große Anzahl an Anwendungen individuell erweiterbar ist.

Außer Apple und Microsoft ist Google momentan der weltweit einzige Konzern, der in den vergangenen 10-15 Jahren ein umfangreiches Portfolio an Webdiensten und anderen Anwendungen aufgebaut hat. Das bekamen und bekommen insbesondere Konkurrenten wie Blackberry, Nokia Belle, HP WebOS und Samsung Bada zu spüren: Obwohl es sich bei den genannten Systemen sicherlich um interessante Plattformen handelt, fehlt bis heute ein begleitendes Ökosystem in der Größe und Vielfalt von Apple oder Google. Und Microsoft zieht mit Windows Phone erst seit einem Jahr und mit Windows 8 seit wenigen Monaten nach - mit ungewissem Ausgang.

Das Vorhandensein von Googles Suchmaschine, Mail, Maps, Streetview, Latitude, Docs, Talk und Youtube hat mit Sicherheit zum Erfolg von Android beigetragen, wenn auch nicht jeder Anwender alle diese Dienste zwingend benötigt. In neuerer Zeit haben sich Google+, Google Übersetzer, Drive, Play Books und Play Movies hinzugesellt. Selbst der hauseigene Chrome-Browser ist mittlerweile auf Android angekommen. Der Vorteil für den Nutzer, der von Datenschützern allerdings kritisch betrachtet wird ist, dass alle Dienste mit einer einmaligen Anmeldung bei Inbetriebnahme des Geräts sofort voll nutzbar sind - ein ständiges Herumjonglieren mit Logindaten über eine Touchtastatur erübrigt sich damit.

Gleichzeitig hat es Google - wie Apple - geschafft, mit dem Play Store eine weltweite Entwicklergemeinde an sich zu binden, und immer mehr Startups oder etablierte Firmen betrachten die App-Entwicklung als lukrativen Geschäftszweig. Daran will auch die Werbeindustrie mitverdienen, zukünftig sind auch über den Austausch von Multimediainhalten und eBooks über den Play Store Millionenumsätze zu erwarten, an denen Google partizipiert. Insofern könnte man Android als ursprüngliches "Frickel-System" mittlerweile als eines der erfolgreichsten Open-Source-Geschäftsmodelle bezeichnen.

Die dritte Seite unseres Rückblicks ist den während des Android-Siegeszuges aufgeflammten Patent-Kriegen und der Kritik an Android gewidmet, außerdem werfen wir einen Blick auf die Zukunft des mobilen Betriebssystems.

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