Editorial: Warum nicht null?
0180-Rufnummern: Warum nicht null?
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Zunächst: Die Bundesnetzagentur macht einen großen Schritt in die
richtige Richtung, wenn sie ab Dezember die Preise für Anrufe vom
Handy zu 0180-Nummern
auf das Festnetz-Niveau von 3,9 bis
14 Cent pro Minute absenkt. Bisher verlangen die meisten
Netzbetreiber für
diesen Service noch 42 Cent pro Minute. Dieser Preis ist angesichts
dessen, was mobile Telefonate sonst so kosten, vollkommen aus der Welt
gefallen.
Unverständlich ist für mich aber, warum die Bundesnetzagentur nicht gleich den ganzen Schritt geht und für 0180er-Nummern sämtliche Aufpreise im Vergleich zu einer normalen Festnetz- oder Mobilfunknummer abschafft, oder einen solchen Schritt zumindest für die Zukunft ankündigt. Nutzer einer Telefon-Flatrate könnten dann kostenlos bei 0180er-Nummern anrufen, alle anderen würden das bezahlen, was sie ein normaler Anruf ins Festnetz oder Mobilnetz auch kostet. Gibt es unterschiedliche Preise für beide Netze, zahlen sie den höheren der beiden.
Die 0180er-Nummern haben schließlich als "Shared-Cost"-Rufnummern das Licht der Welt erblickt: Sie waren ursprünglich günstiger als Ferngespräche bei der Deutschen Telekom. Der Angerufene übernahm einen Teil der Kosten, insbesondere, wenn er Routings zu überregionalen Callcentern setzte. 1998 kam dann die Telekom-Deregulierung, die Preise für Ferngespräche rutschten in den Keller - und die 0180er-Nummern folgten nicht. In der Folge bekamen die Angerufenen dann sogar Auszahlungen pro Telefonminute. Die 0180er-Gasse mutierte zur 0900 light.
Stand heute kostet die Weiterleitung von Telefonaten über die IP-Netze nur noch Bruchteile von Cent pro Minute. Die in 0180-Anrufen enthaltenen Weiterleitungsdienste können also Aufpreise nicht mehr rechtfertigen. Und auch die enthaltenen Datenbank-Dienste - bei jedem Anruf zu einer 0180er-Nummer muss erstmal eine Datenbank befragt werden, über welchen Carrier diese Nummer geschaltet ist - gibt keine Rechtfertigung mehr her: Seitdem Mobilfunknummern frei zwischen allen Netzen portiert werden können, sind dort nämlich exakt dieselben Datenbankabfragen nötig.
Revival für eine tote Rufnummerngasse
0180-Rufnummern: Warum nicht null?
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Derzeit sinkt die Nutzung von 0180er-Rufnummern wegen der prohibitiven
Kosten vom Handy aus stetig weiter ab. Unternehmen geben wieder bevorzugt
normale geografische Nummern aus, unter denen sie von ihren Kunden
dann per Flatrate kostenlos erreicht werden können.
Dabei hätten kostenlose (bzw. aufpreislose) 0180er-Hotlines für die
Kunden durchaus Vorteile: Die Nummern sind etwas
kürzer als normale Rufnummern und die Unternehmen können die Nummer
frei wählen (natürlich jeweils sofern noch verfügbar) und daher
beispielsweise einprägsame Ziffernfolgen oder Nummern mit
Bezug zum Unternehmen auswählen. Das zentrale deutschlandweite Routing
kann zudem genutzt werden, um die Anrufe optimal und mit niedriger
Latenz unter den eigenen Callcentern aufzuteilen.
Unternehmen, die tatsächlich wollen, dass die Anrufer nicht nur die Kosten für die Verbindung, sondern auch einen Teil der Kosten für das Callcenter bezahlen, sollte man langfristig auf die 0900er-Gasse umschichten, wo der Angerufene den Preis festsetzt. Um die Änderungen bei 0180 rechtssicher zu gestalten, könnte die Bundesnetzagentur in einem ersten Schritt auch zunächst nur 0180-1 und 0180-2 als aufpreisfrei einführen, während sie die Entgelte für 0180-3 bis 0180-7 moderat absenkt, aber von vornherein weitere Entgeltreduktionen bis hin zur Aufhebung sämtlicher Aufpreise bereits für die kommenden Jahre ankündigt.
Am Ende wird es aber wohl nicht zu einer solchen Vereinfachung kommen, und so wird das von teltarif.de betriebene 0180-Telefonbuch mit User-Tipps zu Alternativnummern uns noch lange erhalten bleiben.