Marktüberblick

63 Prozent der Alternativ-Anschlüsse ohne echtes Festnetz

VATM und Professor Torsten J. Gerpott stellen Marktstudie 2013 vor
Aus Berlin berichtet Thorsten Neuhetzki

63 Prozent der Alternativ-Anschlüsse ohne echtes Festnetz 63 Prozent der Alternativ-Anschlüsse ohne echtes Festnetz
Bild: Monkey Business - Fotolia.com
Einmal pro Jahr packt der Branchen­ver­band VATM, in dem die alternativen Tele­kommuni­kations­an­bieter in Deutschland vereinigt sind, die große Zahlen­keule aus. Zusammen mit der Firma Dialog Consult und Professor Torsten J. Gerpott wirft der Verband einen Blick auf den gesamten Tele­kommuni­kations­markt in Deutschland und dessen Entwicklung.

Das Festnetz wird in Deutschland pro Tag auch in Zeiten der Handy-Flatrates noch immer 233 Millionen Minuten genutzt. Damit hat der Markt in den vergangenen sechs Jahren nur 33 Millionen Minuten verloren. An Bedeutung verloren haben jedoch Call by Call und Preselection. Während 2008 noch 91 Millionen Minuten bzw. 34,2 Prozent generiert wurden, werden es dieses Jahr nur noch 10,7 Prozent bzw. 25 Millionen Minuten sein. Insgesamt gibt es 37,4 Millionen Anschlüsse in Deutschland, 4,9 Millionen davon sind bei Kabelnetzbetreibern geschaltet, 10,7 Millionen bei alternativen Anbietern. Damit haben die Telekom-Mitbewerber einen Marktanteil von 41,7 Prozent.

Knapp 63 Prozent der Wettbewerberanschlüsse werden per IP realisiert

63 Prozent der Alternativ-Anschlüsse ohne echtes Festnetz 63 Prozent der Alternativ-Anschlüsse ohne echtes Festnetz
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Interessant ist, wie die Anbieter die Sprachtelefonie realisieren. Hier haben, wie viele Kunden in den vergangenen Jahren festgestellt haben, die echten Festnetzanschlüsse per Analogleitung oder ISDN abgenommen. Vor allem die Wettbewerber setzen sehr stark auf IP-Telefonie. Nach Angaben der Marktstudie sind 62,6 Prozent aller Wettbewerber-Anschlüsse IP-basiert realisiert. Bei der Telekom sind es gerade einmal 4,1 Prozent bzw. 900 000 Anschlüsse, die aktuell auf NGN-Basis geschaltet sind.

Um IP-Anschlüsse realisieren zu können, benötigt der Kunde einen Breitbandanschluss. Doch wie Professor Gerpott festgestellt hat: Auch heute haben 30 Prozent aller Haushalte noch keinen Breitbandanschluss. "Was machen die eigentlich abends?", fragte er sich bei der Vorstellung der Marktstudie, verwies aber auf demografische Faktoren oder technische Gründe, die dazu führen können, dass die Kunden keinen Breitbandanschluss haben.

Kabelanbieter wachsen weiter stark

Deutschland zählt 28,6 Millionen Breitbandanschlüsse. 18,9 Prozent dieser Anschlüsse sind in Kabelnetzen geschaltet. Dabei nehmen diese Kabelanbieter mittlerweile auch anderen Alternativ-Anbietern, die Anschlüsse per DSL schalten, Marktanteile ab. Hier musste vor allem Vodafone Federn lassen. So ist es aus Sicht des Düsseldorfer Anbieters nur konsequent, Kabel Deutschland zu übernehmen. 12,4 Millionen Breitbandanschlüsse sind bei der Telekom geschaltet. Das ist ein Marktanteil von 43 Prozent. Kaum eine Rolle spielen übrigens echte Glasfaseranschlüsse im Markt. Hier liegt das Glasfaser mindestens im Keller des Hauses oder gar in der Wohnung des Kunden. Technisch möglich sind in Deutschland aktuell 884 000 Glasfaseranschlüsse. Doch gerade einmal 386 000 Anschlüsse sind auch wirklich geschaltet, die übrigen möglichen Kunden haben diesen Dienst nicht gebucht. Gegenüber dem Vorjahr hat der technische Ausbau gerade einmal um 84 000 Haushalte zugelegt. Nach Ansicht von Gerpott liegt das an den langwierigen Diskussionen um den Ausbau von VDSL Vectoring und den Hoffnungen vieler Entscheidungsträger, dass mit Vectoring auch hohe Datenraten zu den Kunden kommen, ohne dass teure Glasfaserleitungen in jedes einzelne Haus gelegt werden müssen.

DSL-Kunden fragen hohe Datenraten nur vergleichsweise wenig nach

Dabei scheinen viele Kunden gar kein Interesse an hohen Datenraten zu haben. Das zumindest lässt sich aus der VATM-Marktstudie herauslesen. Bei den DSL- und Glasfaseranschlüssen (Kabel-Zahlen konnten nicht erhoben werden) haben gerade einmal 2,9 Millionen Kunden bzw. 12,5 Prozent der Kunden Anschlüsse mit Datenraten zwischen 16 und 50 MBit/s gebucht. Anschlüsse mit 6 bis 16 MBit/s machen einen Anteil von 23,7 Millionen aus. Binnen Jahresfrist wurden nach Schätzung von Gerpott gerade einmal 500 000 Anschlüsse in diesen Datenraten zwischen 6 und 50 MBit/s neu geschaltet. Der größte Teil der DSL-Anschlüsse ist übrigens im Bereich zwischen 2 und 6 MBit/s geschaltet. Insgesamt sind es hier 11,5 Millionen bzw. 49,6 Prozent.

Übrigens hat die aktuelle Erhebung im Auftrag des VATM auch ergeben, dass man in Bezug auf die angekündigten Datendrosseln der Telekom und anderer Anbieter die "Kirche im Dorf lassen sollte", wie Gerpott sagte. Durchschnittlich werde pro Anschluss ein Volumen von 15,3 GB generiert. Dabei würden 36,7 Prozent der Anschlüsse ein Volumen jenseits der 15 GB generieren, zwei Drittel liegen darunter. Geht es um die angekündigte Drossel ab 75 GB, so handele es sich laut Gerpott um einen einstelligen Prozentbereich an betroffenen Nutzern.

Zur aktuellen Marktsituation der Mobilfunkanbieter und des entsprechenden Marktes haben wir in einer weiteren Meldung zusammengefasst.

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