Themenspezial: Verbraucher & Service Studie

Werbeanrufe: Telekom, Vodafone & o2 überzeugen nicht

Wenn Tele­fon­gesell­schaften beim Kunden anrufen, sind diese genervt. Es geht oft um unge­wollte Tarife, Optionen oder Werbung.
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Über 80 Prozent aller Anrufe bei Kunden von Telefon-Netz-Anbie­tern werden von den Kunden als "störend" wahr­genommen. Das hat die Verbrau­cher­schutz-Platt­form tellows.de heraus­gefunden. Die Kunden seien oft unsi­cher, ob tatsäch­lich der eigene Mobil­funk­anbieter oder ein berech­tigter Vertrags­partner am Telefon ist.

Werbe­anrufe und Kunden­rück­gewin­nungs­aktionen stoßen beson­ders häufig auf Unzu­frie­den­heit und belasten die Kunden­kom­muni­kation. 40 Prozent der als störend wahr­genommen Rufnum­mern von Tele­fon­pro­vidern werden für Anrufe "im Auftrag" von Voda­fone, Telefónica (o2) oder der Telekom verwendet.

Die Verbrau­cher­schutz-Platt­form tellows.de hatte in einer spezi­ellen Studie Rufnum­mern zu Tele­fon­umfragen analy­siert. Dabei wurden Daten aus den letzten 365 Tagen von rund 400 Tele­fon­num­mern mit über 19.000 Bewer­tungen von offi­ziellen Tele­fon­gesell­schaften und angeb­lichen Mitar­bei­tern von renom­mierten Tele­fon­anbie­tern ausge­wertet.

Zahl der uner­wünschten Anrufe stei­gend

Unerwünschte Werbeanrufe nerven Unerwünschte Werbeanrufe nerven
Foto: Picture Alliance / Rolf Vennenbernd/dpa
Bereits 85 Prozent aller Anrufe, die in Deutsch­land von Tele­fon­gesell­schaften ausgehen, werden von den Kunden als uner­wünscht einge­stuft. Dazu gehören eben­falls Call-Center-Mitar­beiter, die "im Auftrag" ohne Kunden­wunsch Tarife ändern wollen oder Werbe­anrufe durch­führen möchten. Nur 17 Prozent der gemel­deten Rufnum­mern waren Anrufe, die als seriös und erwünscht einge­stuft worden seien.

58 Prozent der Tele­fon­num­mern werden für Anrufe im Sektor "Kunden­ser­vice" genutzt. Der zweit­häu­figste Anruf­grund sind reine Werbe­zwecke. Dabei geht es häufig um vermeint­liche, seltener echte Tarif­opti­mie­rungen oder Sonder­ange­bote. In eher seltenen Fällen konnte es sein, dass der tech­nische Support zurück­ruft, z.B. weil der Kunde eine Netz­stö­rung oder ein anderes Problem gemeldet hat.

Uner­wünschte Anrufe von Voda­fone und Co.

Beson­ders negativ kommen "Kunden­rück­gewin­nungs­kationen" beim Kunden an. Diese Marke­ting-Stra­tegie stößt häufig auf Unzu­frie­den­heit und deckt etwa ein Drittel aller Rufnum­mern ab, die mit Tele­fon­anbie­tern in Verbin­dung gebracht wurden. Tellows hat hier, wie auch die Verbrau­cher­zen­tralen, den Anbieter Voda­fone als Spit­zen­reiter ermit­telt. Voda­fone habe sich bereits in der Vergan­gen­heit mit der Neukun­den­gewin­nung unbe­liebt gemacht.

Aber auch die Deut­sche Telekom oder Teléfonica (o2) hätten immer wieder mit nega­tiven Meldungen zu kämpfen, denn nicht alle Kunden sind sich bewusst, bei Vertrags­beginn oder später einer Werbe­ein­wil­ligung zuge­stimmt zu haben. Die drei größten Anbieter Deutsch­lands decken etwa 50 Prozent aller Rufnum­mern auf tellows ab, die Tele­fon­anbie­tern zuge­ordnet wurden.

Anrufe "im Auftrag"

Bei Anrufen im Namen von bekannten Anbie­tern durch Dritt­firmen versu­chen die Call-Center-Mitar­beiter Vertrags­abschlüsse durch­zuführen und fragen unter Umständen auch persön­liche Daten ab. Daneben sind auch Betrüger darunter, die durch Nennung bekannter Firmen­namen an persön­liche Daten gelangen möchten.

Als Vorwand wird ein Daten­abgleich oder ein Fehler bei der Abrech­nung genannt. Bei der "Ja-Masche" sollen die Kunden dazu verleitet werden, einfach "Ja" zu sagen. Das dient auch bei Tele­fon­ver­trägen als Mittel, um Verträge zu ändern.

Kunden bemän­geln Trans­parenz

Nur 17 Prozent der ankommenden Anrufe machen den Kunden Freude Nur 17 Prozent der ankommenden Anrufe machen den Kunden Freude
Grafik: tellows.de
Die unzu­rei­chende Infor­mati­ons­politik der Tele­fon­anbieter sorge bei Kunden für Bedenken. Viele Nutzer berichten, sich nicht erin­nern zu können, eine Einwil­ligung für Werbe­anrufe abge­geben zu haben. Auch das wieder­holte Anrufen trotz deut­lichem Bekunden von Desin­ter­esse sorge für Ärgernis. Die aggres­siven Anruf­tak­tiken sorgten bei immer mehr Kunden für nega­tive Einstel­lungen gegen­über den Tele­fon­pro­vidern und senken die Annah­merate der Anrufe.

Für eine posi­tive Zukunft sei eine viel trans­paren­tere Kunden­kom­muni­kation seitens der Tele­fon­pro­vider notwendig, findet man bei Tellows. Der Anbieter mit Sitz in Benne­witz (bei Leipzig) betreibt eine Webseite, auf der man die ange­zeigte Rufnummer eingeben und auch über eigene Erleb­nisse berichten kann. Da Anrufer ohne Rufnummer von vielen Tele­fon­kunden längst igno­riert werden, arbeiten unse­riöse Anbieter mit "gefakten" oder "aufge­setzten" Rufnum­mern, die es gar nicht gibt oder die (bewusst) nicht erreichbar sind.

Welche Daten­grund­lage hat tellows Insights?

Für den Bericht wurden Tele­fon­num­mern im Zeit­raum von März 2021 bis März 2022 unter­sucht, die in der Zeit auf der Webseite von tellows gesucht und bewertet wurden. Die betrach­teten Rufnum­mern wurden mit einem "tellows Score" (1 - seriös bis 9 - unse­riös) kate­gori­siert. Dieser gibt die Risi­koein­schät­zung einer Tele­fon­nummer an. Je höher der Score, desto unse­riöser wird bei tellows der Anrufer einge­schätzt.

Dabei wurden die Anzahl der gemel­deten Rufnum­mern unter­sucht, die im Zusam­men­hang mit Umfragen bei tellows gemeldet wurden. Die Anzahl der insge­samt verur­sachten Anrufe durch die Tele­fon­num­mern wurde nicht bewertet.

Was macht tellows?

tellows bietet seinen Kunden Fest­netz- und Mobil­funk­lösungen an, um unbe­kannte Anrufe vor dem Abheben einordnen zu können. Die tellows-App zur Anru­fer­ken­nung und Blockie­rung ist für Android und iOS verfügbar.

Daneben gibt es eine Fest­netz­lösung, beispiels­weise für FRITZ!Box-Nutzer oder eine Inte­gra­tion von tellows auf Gigaset-Tele­fonen.

Die tellows-Daten­bank enthält nach Angaben des Unter­neh­mens etwa 1,9 Millionen Bewer­tungen zu Tele­fon­num­mern. tellows hat über neun Millionen monat­liche Nutzer in mehr als 50 Ländern.

Auch inter­essant: Telekom baut Netz weiter aus: Hier gibt es jetzt Glas­faser.

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