Fortschritt

UMTS-Abschaltung: Handy-Netze werden besser & schneller

In diesem Jahr werden die deut­schen Mobil­funk­anbieter Teile ihrer Netze abschalten. Abge­schaltet wird aller­dings nur ein veral­teter Mobil­funk-Stan­dard, wodurch letzt­lich die Handy-Netze besser und schneller werden.
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Doch das Kern­argu­ment gegen eine früh­zei­tige 2G-Abschal­tung sind unzäh­lige Geräte (Maschine zu Maschine = M2M) und Sensoren (IoT), die mobil unter­wegs sind und ihre Stand­orte oder Tempe­raturen, Drücke oder was auch immer durch­geben und nur 2G beherr­schen. Diese Technik ist lange bekannt, bestens erprobt und damit günstig.

NB-IoT und LTE-M werden 2G-Modems ablösen

Das künf­tige Ziel ist klar: IoT Geräte sollen künftig nur noch mit NB-IoT (Schmal­band Internet der Dinge) oder LTE-M (LTE-Stan­dard für einfache Sprach und Daten­über­tra­gung von Maschinen) auf 800 MHz funken. Doch bis alle aktuell in Betrieb befind­lichen Geräte auf diese neuere Technik umge­stellt bzw. ausge­tauscht sind, wird noch eine gewisse Zeit ins Land gehen.

Bei 3G störte der Fakt, dass die Zellen schnell über­lastet sein können, wenn Groß­ereig­nisse die Nutzer- und Daten­mengen stark erhöhen. Wo ein Rock-Konzert, ein Schla­ger­spiel im Fußball­sta­dion oder ein anderes Groß­ereignis statt­findet, bricht eine UMTS-Zelle gerne völlig zusammen, sprich es geht gar nichts mehr. So war die Entschei­dung bald klar: 3G kommt hier­zulande zuerst weg. Zunächst stand diese Entschei­dung nur bei den Anbie­tern Telekom und Voda­fone fest. Bei o2 zögerte man noch ein wenig, da o2 viele Regionen zunächst nur mit 3G versorgt hat. Doch hier tut sich in letzter Zeit einiges.

Abschied von 3G macht Weg frei für mehr 4G und 5G

Das Nokia N80 war seinerzeit eine Sensation: 2G, 3G, WLAN, UKW-Radio und Bluetooth. Künftig ist damit maximal 2G möglich Das Nokia N80 war seinerzeit eine Sensation: 2G, 3G, WLAN, UKW-Radio und Bluetooth. Künftig ist damit maximal 2G möglich
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Wenn nun um den 30. Juni 2021 (oder schon früher) die UMTS-Sender Stück für Stück abge­schaltet werden, können die Frequenzen bei 2100 MHz neu genutzt werden - und zwar für 5G und 4G parallel. Dynamic Spec­trum Sharing (DSS) heißt die Zauber­formel. Als Frequenz wird dafür der 2100-MHz-Bereich verwendet, der dann frei von UMTS-Signalen ist.

Was machen die Nutzer älterer Handys?

Es gibt Handys, die nur 2G und 3G beherr­schen. Diese können nach der Abschal­tung von UMTS natür­lich weiter mit 2G genutzt werden. Daten­über­tra­gungen laufen dann über GPRS/EDGE je nach gewähltem Netz, der Region und der Netz­last vor Ort mit 40 bis 100 kBit/s. Für eine Status­mel­dung auf WhatsApp reicht das, für den Down­load eines Videos oder das Streamen eines Fußball­spiels jedoch nicht.

Es gibt Smart­phones, die können 2G, 3G und 4G. Fällt 3G künftig weg, können über LTE schnel­lere Down­loads erzielt werden, als das mit UMTS möglich wäre. In diesem Punkt profi­tieren die Nutzer sogar von der 3G-Abschal­tung, wenn sich das Handy künftig in 4G statt nur 3G einbu­chen muss. Tele­fonieren über 4G mittels "VoLTE" können diese älteren 4G-Smart­phones jedoch oft nicht. Abhilfe könnten viel­leicht Updates schaffen, die es aber nur selten gibt. Einige Modelle lassen sich immerhin manuell auf VoLTE umstellen. Besser wäre die Neuan­schaf­fung eines aktu­ellen Smart­phone-Modells, das nicht nur 4G, sondern auch VoLTE sicher beherrscht.

Eigener Vertrag für 4G/LTE und VoLTE frei­geschaltet?

Wer einen älteren Mobil­funk­ver­trag sein eigen nennt, könnte noch keine Frei­schal­tung für LTE oder VoLTE erhalten haben. Gerade bei klei­neren Anbie­tern, die als Service-Provider oder virtu­eller Netz­betreiber in einem Netz eines größeren Anbie­ters zu Gast sind, könnte das noch der Fall sein. Hier kann ein Anruf bei der Hotline Erfolg bringen oder man sollte sogar einen Anbie­ter­wechsel ins Auge fassen.

Wessen SIM-Karte noch aus der "Eiszeit" des Mobil­funks stammt (also ISO- oder Mini-SIM), sollte über einen Karten­tausch nach­denken, der kostenlos sein sollte. Neue Karten können als Mini, Micro oder Nano-SIM verwendet werden und unter­stützen auch die aktu­ellen Sicher­heits­pro­tokolle für 4G oder 5G je nach gebuchtem Tarif.

Kein Smart­phone: Gibt es echte 4G-VoLTE-Handys?

Ja, diese Geräte gibt es, sie sind aber (noch) relativ selten. Zu nennen wäre hier der Hersteller HMD Global, der unter dem Marken­namen "Nokia" auch einfache Feature-Phones mit VoLTE anbietet, etwa die Neuauf­lage der Klas­siker Nokia 3310 oder Nokia 8110 ("die Banane").

2G-Handy im Ausland?

Auch wenn Auslands­reisen im Moment ein eher kompli­ziertes Unter­fangen darstellen dürften, irgend­wann wird die Pandemie einge­dämmt und das Reisen wieder möglich sein. Mit einem simplen GSM-Handy auf Reise zu gehen, mag aus "Sicher­heits­gründen" (wenn das Gerät verloren geht oder herunter fällt) lange eine Option gewesen sein. Doch mitt­ler­weile muss es ein Modell sein, das mindes­tens 3G oder noch besser 3G und 4G beherrscht. 2G ist bei solchen Handys in der Regel stan­dard­mäßig mit dabei. Es gibt aber schon Mobil­funk-Geräte, die ausschließ­lich 3G oder 4G beherr­schen. 2G verstehen sie gar nicht, zum Beispiel die Apple Watch mit Mobil­funk ("Cellular").

VoLTE-Roaming in den Kinder­schuhen

Da VoLTE-Roaming noch in den Kinder­schuhen steckt, könnte 4G-VoLTE-Tele­fonieren im Ausland, wo es kein 2G mehr gibt, etwas knifflig werden. Tele­fonie über 3G beherr­schen übliche Geräte schon lange, somit sollte das keine Probleme machen. Wer Angst vor Schäden am Handy hat, sollte sich auf dem Markt nach robusten Smart­phones umschauen, die ein stabiles Gehäuse mit robustem Rahmen haben und sogar staub- oder wasser­dicht sein können und nicht teuer sein müssen.

Nicht nur 3G verschwindet. Auch bei den Steckern soll es endlich einfa­cher werden.

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