3G-Abschaltung: Vodafone nutzt 2100 MHz komplett für LTE
Vodafone hat die UMTS-Frequenzen komplett auf LTE umgeschaltet.
Foto: Vodafone auf Youtube
Der Begriff 3G erlebt derzeit eine "Renaissance", aber anders als gedacht. 3G steht heute für "Geimpft, Getestet, Genesen", dafür ist die Anzeige "3G" (für 3. Generation/UMTS) aus den Smartphone-Displays der meisten Mobilfunk-Kunden verschwunden.
3G im Ruhestand
Vodafone hat die UMTS-Frequenzen komplett auf LTE umgeschaltet.
Foto: Vodafone auf Youtube
Seit Anfang Juli ist das "technisch veraltete 3G/UMTS-Netz im wohlverdienten Ruhestand", stellt Vodafone in einer Pressemitteilung fest. Rund sieben Wochen nach der 3G-Abschaltung hat Vodafone nun auch die Umwidmung der frei gewordenen 3G-Frequenzen für LTE nahezu vollständig abgeschlossen. Der Umstellungseffekt sei netzweit positiv zu spüren, Vodafone-Kunden würden im LTE-Netz vielerorts von einer schnelleren Surf-Geschwindigkeit und mehr Stabilität profitieren.
15-20 Prozent schneller
Deutschlandweit soll die Leistungssteigerung bei der Internet-Geschwindigkeit nach ersten Messungen im Vodafone LTE-Netz zwischen 15 bis 20 Prozent liegen. Spitzenreiter sei das LTE-Netz von Vodafone in Regensburg (Bayern) mit einer Leistungssteigerung von über 27 Prozent. Es folgen Hildesheim mit 26 Prozent und München mit 24 Prozent. Auch in Städten wie Augsburg, Braunschweig, Erfurt, Fürth, Ingolstadt, Oldenburg oder Würzburg sei das Surftempo im Schnitt um mehr als 20 Prozent im LTE-Netz gestiegen.
In vielen anderen Städten wie beispielsweise Hannover, Heilbronn, Frankfurt oder Berlin hat sich die Internet-Geschwindigkeit im Schnitt um über zehn Prozent verbessert. Gerade zu Spitzenzeiten, wenn viele mobil im Netz unterwegs sind, sei der Tempo-Zuwachs für die Kunden deutlich spürbar, betont Vodafone.
Besseres LTE auf ehemaligen 3G-Frequenzen
Mit der 3G-Abschaltung konnte Vodafone seine Bandbreite im LTE-Netz deutlich erhöhen, weil dafür nun vollständig das ursprünglich für das 3G-Netz reserviere Frequenzspektrum genutzt werden kann. Dieses bestand aus drei Blöcken von je zweimal fünf MHz im 2100er-Frequenzband (Band 1). Hinzu kam im Frühjahr 2021 ein weiterer Block mit zusätzlicher Bandbreite, den Vodafone sich bei der Auktionsrunde der Bundesnetzagentur im Sommer 2019 gesichert hatte.
Während bereits vor dem Ende von 3G Teile des Spektrums auf 2100 MHz für LTE verwendet wurden, hat Vodafone nun auch die verbliebenen Frequenzen vollständig für LTE umgewidmet. Das gilt für beide Transportwege: den Weg zum Kunden und zurück.
Weissbrich: LTE jetzt stabiler
Guido Weissbrich, Netz-Chef bei Vodafone in Deutschland, freut sich: „Damit haben wir auf der mobilen Datenautobahn nun auch die letzte verbliebene UMTS-Spur zum ‚Beschleunigungsstreifen‘ umgewandelt. In beiden Fahrtrichtungen – sind sowohl im Upload als auch im Download nun insgesamt 20 MHz für LTE verfügbar."
Weissbrich findet, dass das LTE-Netz jetzt viel dichter und stabiler sei und erklärt, "die Umstellung von 3G zu LTE ist abgeschlossen." Jetzt sollen die "Aufräumarbeiten" beginnen, an dem einen oder anderen Netzparameter werde man noch etwas Feintuning betreiben. "Ein Netz ist schließlich niemals fertig.“ In der Tat.
Ein Rückblick: 3G-Abschaltung bei Vodafone
„Die meisten Mobilfunkkunden von Vodafone haben von der Änderung nichts bemerkt, denn ihre Smartphones waren schon vor der Abschaltung im LTE- oder 5G-Netz eingebucht“, blickt Weissbrich zurück. “Aber klar, wir haben die Abschaltungswellen und das Netz sehr engmaschig beobachtet. Denn man darf eines nicht vergessen: Es war das erste Mal, dass in Deutschland ein technisch hochkomplexes Mobilfunknetz vollständig abgeschaltet wurde!“
Mehr als ein Jahr lang hatte ein Projektteam aus rund 50 Mitarbeiter aus allen Abteilungen des Unternehmens die Abschaltung des 3G-Netzes vorbereitet. Vodafone konnte im Zuge der Vorbereitungen die Zahl der tatsächlich betroffenen Kunden sukzessive reduzieren und wertvolle Erfahrungen in mehreren Städten sammeln, in denen die Abschaltung vorab ausprobiert wurde. „Die ersten Versuche fanden von der Öffentlichkeit unbemerkt in kleineren Städten wie Suhl in Thüringen statt. Als wir uns über die technischen Zusammenhänge und Herausforderungen wirklich sicher waren, haben wir im größeren Stil in größeren Regionen rund um Mainz, Chemnitz und Wiesbaden das 3G-Netz vorab abgeschaltet“, erzählt Guido Weissbrich.
10.000 Stationen angefahren
Im Zuge der 3G-Abschaltung hatten Service-Techniker von Vodafone rund 18.000 Mobilfunkstationen angefahren und die verbaute Systemtechnik für die Abschaltung vorbereitet. Techniker wechselten Komponenten im Betriebsraum der Mobilfunkanlage aus, steckten Kabel um und nahmen Änderungen an der Software vor. Der Abschaltprozess selbst erfolgte aus der Ferne und dauerte rund eine Woche.
Abschaltung problemlos
Guido Weissbrich: „Der Abschaltungsvorgang lief problemlos – technisch hat alles bestens funktioniert.“ Rückmeldungen von Kunden kamen insbesondere aus dem Geschäftskundensegment – trotz einer intensiven Betreuung im Vorfeld. „Wir haben damit gerechnet, dass es an der ein oder anderen Stelle noch hakt. Die meisten Service-Themen konnten wir im partnerschaftlichen Austausch jedoch zügig lösen“, betont Weissbrich.
„Meistens ging es um das Zusammenspiel von Endgeräten und Netz. Manches Smartphone benötigte ein Software-Update, in anderen Fällen fehlte schlichtweg eine netzseitige Freischaltung. An der ein oder anderen Stellschraube haben wir also drehen müssen, aber im Großen und Ganzen verlief die 3G Abschaltung unaufgeregt.“
Bei den Privatkunden waren es hauptsächlich fehlende Einstellungen am Smartphone, die zu Serviceanfragen geführt haben. Viele der Kunden hatten die LTE-Funktion und auch das Telefonieren über LTE (VoLTE) auf ihrem Endgerät nicht aktiviert. Wer VoLTE zum Telefonieren nutzt, profitiert von einer wesentlich besseren Sprachqualität als im 2G-Netz. Ein Großteil der Kunden kannte diese Funktion überhaupt nicht.
Aufräumarbeiten
Jetzt stehen noch die abschließenden Aufräumarbeiten an. An einigen Standorten werden noch ältere Antennen von den Masten abgebaut oder Steuerelemente ausgetauscht. Und an einzelnen Mobilfunkstationen, die bislang ausschließlich mit 3G ausgestattet waren, sind die Arbeiten für die LTE-Aufrüstung noch nicht vollständig abgeschlossen.
Wohl dem, der überhaupt mit einem Mobilfunk-Signal von Vodafone versorgt wird. Im badischen Friedrichsdorf (bei Eberbach) ist das aktuell nicht der Fall.